Lüneburger Polizei erwischt immer mehr Drogenkonsumenten am Steuer

Lüneburg. Party am Wochenende. Der Konsum von Alkohol und anderen Drogen gehört allzu oft dazu. Dass am Montagmorgen danach die Welt nicht immer in Ordnung ist, bestätigt Christian Hillmer von der Polizeiinspektion Lüneburg. Der Kommissar ist spezialisiert auf Drogenerkennung im Straßenverkehr. Hin und wieder postieren er und seine Kollegen sich vor dem Berufsschulzentrum, Am Schwalbenberg. Dort kontrollieren sie junge Autofahrer auf dem Nachhauseweg auf möglichen Drogenkonsum und werden fündig. "Die Beamten sind sehr erfahren und entscheiden vor Ort, ob ein Drogentest vorgenommen wird", sagt Hillmer. "Tests haben ergeben, dass Schüler teilweise noch während des Unterrichts konsumieren."

Bei Verkehrskontrollen finden Beamte Cannabis, Ecstasy und Speed

Die Polizei arbeitet mit Drogen-Schnelltests, die selbst geringe Spuren von Drogensubstanzen in Schweiß, Speichel oder Urin direkt vor Ort nachweisen können. Diese Schnelltests zeigen kleinste Mengen Rauschmittel an, auch wenn die Einnahme von Cannabis, Opiaten, Kokain, Amphetaminen und Designerdrogen wie Ecstasy und Speed bereits längere Zeit zurückliegt. Bei einem positiven Ergebnis folgt umgehend eine Blutprobe.

Die Konsequenzen sind gerade jungen Menschen oftmals unbekannt oder werden verharmlost. Schon der Nachweis geringster Mengen führt zum sofortigen Entzug der Fahrerlaubnis durch die Führerscheinstelle, denn im Gegensatz zum Alkohol gibt es bei illegalen Drogen keine Grenzwerte. Auch wenn keinerlei Anzeichen von Fahrunsicherheit vorliegen, drohen vier Strafpunkte in der Flensburger Kartei, ein Fahrverbot bis zu drei Monaten und hohe Geldbußen.

Passiert gar ein Unfall unter Drogeneinfluss, hagelt es sieben Strafpunkte, der Führerschein wird eingezogen und kann nur nach bestandener Medizinisch-Psychologischer-Untersuchung wiedererlangt werden. Bis zu fünf Jahre Haft und erhebliche Schadensersatzforderungen sind mögliche weitere Folgen. "Cannabis ist die am meisten verbreitete Droge. Es folgen Ecstasy, Speed und Kokain", sagt Kommissar Hillmer, der an seiner Dienststelle besonders intensiv mit dem Thema Drogen auseinandersetzt. Den klassischen Kiffer gebe es nicht mehr. Hingegen sei das Spektrum der Konsumenten breiter geworden. Diese Bandbreite zeige sich auch bei den Kontrollen vor dem Berufsschulzentrum. Dennoch stellt Hillmer eines klar fest: "Vor allem junge Männer sind gefährdet. Frauen konsumieren eher Medikamente."

Aufklärung und Tests sollen vor allem junge Fahrer überzeugen

Um in der Prävention voran zu kommen, wurde vor vier Jahren die Kampagne "Don't drug and drive", eine Aufklärungsaktion gegen Drogenkonsum am Steuer, in der Polizeiinspektion Lüneburg ins Leben gerufen. Ziel der Aktion ist die Reduzierung drogenbedingter Verkehrsunfälle. Dazu leisten die Beamten und Lehrer zielgerichtete Aufklärungsarbeit an höheren Schulen, Berufs- und Fahrschulen. Angeboten wird spezielles Unterrichtsmaterial, genau auf die Zielgruppen zugeschnitten. Parallel kommt es immer wieder zu verstärkten polizeilichen Kontrollen.

Hillmer berichtet von einer kreisübergreifenden Kontrollaktion vor vier Wochen in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Bis in den frühen Morgenstunden kontrollierten die Beamten. Die Bilanz der Nacht: Vier Fahrer machten sich wegen Drogenkonsums strafbar, zwei wegen Trunkenheit, zwei Fahrer waren in Besitzt der illegalen Drogen Cannabis und Kokain.

"Die Dunkelziffer im Bereich von Drogen ist hoch. Seitdem wir gezielt kontrollieren, ist die Trefferquote in den vergangenen Jahren stetig angestiegen", sagt Hillmer. Offensichtlich sind die verstärkten Kontrollen aber auch von Erfolg gekrönt. Wurden bei Kontrollen ohne Verkehrsunfall im Landkreis Lüneburg 2008 noch 112 Fahrten unter Drogeneinfluss registriert, sank die Zahl 2009 auf 64 Fälle (-42,86 Prozent). Im Bereich der Polizeiinspektion nahmen die Fahrten unter Drogeneinfluss im selben Zeitraum um rund 20 Prozent ab (von 223 in 2008 auf 178 in 2009).

In den vergangenen Jahren schulte Kommissar Hillmer einen Großteil der Polizisten, die im Streifendienst tätig sind. Sie alle sind Profis und haben einen Blick für Drogen. Den Konsum von Drogen erkennen sie beispielsweise an der Pupillengröße, dem Fahrverhalten, körperlichen oder geistigen Auffälligkeiten. "Die Wirkungen der Drogen sind sehr verschieden", sagt Hillmer. In der Regel zählten Cannabis-Raucher zu den ruhigeren Vertretern. Hochgradig aggressiv hingegen reagierten Kokain-Konsumenten.