Erstmals wehrt sich eine Fakultät der Leuphana mit zwei Resolutionen offiziell gegen die aktuelle Hochschulpolitik.

Lüneburg. Mit zwei Resolutionen wehren sich sowohl der Rat der Fakultät I (Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften) der Leuphana als auch der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) gegen einen Entwurf zur Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes (NHG). Die Dozenten beziehen Stellung gegen die geplante Einführung hauptamtlicher Führungskräfte an ihrer Fakultät. Bisher wurden die Dekane als Leiter der Fakultäten für ihre Amtszeit von Dozenten gewählt. In Zukunft sollen sie auch von außerhalb der Universität kommen und nicht mehr durch Wahlen ermittelt werden.

Die geplanten Änderungen leisten einer weiteren Entdemokratisierung und Pseudoprofessionalisierung an der Universität Vorschub, heißt es in der Resolution des Fakultätsrates. "Das Kollegialitätsprinzip, das schon seit längerem insbesondere an der Leuphana Universität Lüneburg kontinuierlich unterminiert wird, muss gegenüber dem Prinzip technokratischen Wissenschaftsmanagements auch zukünftig Vorrang haben", fordern die Unterzeichner der Resolution mit Nachdruck.

Auch der AStA hat eine kritische Stellungnahme zum neuen NHG abgegeben. "Die Universität Lüneburg wird seit knapp zehn Jahren als Versuchsfeld für eine Vielzahl von Konzepten der Hochschulpolitik genutzt", heißt es in dem Papier. Die Neuausrichtung der Leuphana hin zu einer am Konzept der angloamerikanischen Eliteuniversitäten ausgerichteten Hochschule führe dazu, dass Wissenschaftsmanager, die nur der Hochschulleitung verpflichtet sind, an die Stelle der bisherigen Professoren treten. Nach Ansicht der Studierenden hätten die Umstrukturierungsprozesse dazu geführt, dass das Alltagsgeschäft der Universität inzwischen an der Untergrenze der verfassungsrechtlich verankerten Mitbestimmung angelangt sei.

Insbesondere die auslaufenden Studiengänge haben unter der Situation zu leiden. 44 Prozent der Studierenden, die derzeit an Diplom-, Magister- und Alt-Bachelor-Abschlüssen arbeiten, sollen die Universität möglichst schnell verlassen. "Die Studienbedingungen dieser Studierenden sind durch die Vielzahl an Reformen suboptimal", sagt der AStA. Auch die in der NHG-Novelle geplante Umleitung von Studiengebühren in sogenannte Studienbeitragsstiftungen oder in das Stiftungsvermögen der Hochschulen lehnt der AStA ab. Die Studierenden befürchten, dass ihre Studiengebühren zweckentfremdet werden und die Mitwirkungsrechte bei der Mittelverteilung weiter sinken.