Wenn Väter sich weigern, zu zahlen, hilft zunächst die Kommune. 21 800 Euro fließen aus 2009 zurück in die Kreiskasse. Das ist das zweitbeste Ergebnis im Land Niedersachsen.

Lüneburg. Es sind vor allem viele Väter, die sich nach einer Scheidung davor drücken, den Unterhalt für ihre Kinder zu zahlen. Leidtragende sind die Kinder selbst und die allein erziehenden Mütter. Bei den Kommunen können die Mütter einen Vorschuss bis zu sechs Jahren auf den Unterhalt für die Kinder beantragen. Den muss sich die Kommune dann von den Vätern zurück holen. Und dabei ist der Kreis Lüneburg besonders effektiv.

In mehr als 90 Prozent der Fälle sind es Frauen, die ein oder mehrere Kinder ohne Partner aufziehen. Verweigert der Kindsvater den Unterhalt, ist die finanzielle Situation für viele besonders schwierig, weiß Sigrid Andersen, wissenschaftliche Referentin des Verbandes Alleinziehende Mütter und Väter in Berlin: "Studien belegen, dass die Armutsquote bei Alleinerziehenden besonders hoch ist. Ein Gehalt muss für mehrere Personen ausreichen, da muss fast zwangsläufig am Lebensstandard gespart werden."

Warum sich Väter weigern, den Unterhalt für ihr Kind zu zahlen, kann sehr unterschiedliche Gründe haben, sagt Sigrid Andersen. "Viele verlieren die enge Beziehung zu ihrem Kind, wenn sie nicht mehr zusammen leben. Dann wird die moralische Verpflichtung, zu zahlen, auch nicht mehr gefühlt."

Betroffene Alleinerziehende können ab der Geburt des Kindes für maximal 72 Monate einen Vorschuss auf den Kindesunterhalt bei ihrer Kommune beantragen, der zwischen 133 und 180 Euro im Monat liegt. Immer mehr Menschen greifen auf diese Unterstützungsleistungen zurück. Im vergangenen Jahr hat der Landkreis Lüneburg 482 Anträge bewilligt.

Nach einem Bericht des Fachdienstes Jugend und Familie des Landkreises wurden nun mehr als 34 Prozent des Geldes, das die Unterhaltvorschusskasse im Jahr 2009 gezahlt hat, bei unterhaltspflichtigen Vätern wieder eingetrieben. "Das liegt vor allem daran, dass wir uns personell verstärkt haben. Deshalb können wir die Anträge zügig abarbeiten", begründet Fachdienstleiterin Gudrun Müller das niedersachsenweit zweitbeste Ergebnis. Davon profitiert nun auch der Landkreis. In diesem Jahr hat der Fachdienst einen Überschuss von 21 800 Euro erwirtschaftet. Dennoch erscheint die Quote des eingetriebenen Unterhalts mit einem guten Drittel immer noch gering. Rolf Werneke, stellvertretender Fachdienstleiter Jugend und Familie des Landkreises Lüneburg, hat dafür eine klare Begründung: "Die Leistungsfähigkeit der Unterhaltspflichtigen ist in den vergangenen Jahren gesunken. Viele der Betroffenen sind arbeitslos, Hartz-IV-Empfänger oder beziehen ein so niedriges Einkommen, dass sie nichts zurückzahlen können."

Dennoch sieht Sigrid Andersen Möglichkeiten, die Rückholquote weiter zu verbessern: "Man darf nicht vergessen, dass Unterhaltspflichtverletzung ein Straftatbestand ist." Natürlich hätten die zuständigen Jugendämter auch ein Interesse daran, dass die Väter das Umgangsrecht wahrnehmen. Deshalb wird vielfach kein finanzieller Druck ausgeübt, weil die Väter dann ganz abtauchten. "Aber für viele Mütter wäre es sinnvoller, wenn die Jugendämter energischer vorgingen, damit sie den Unterhalt bekommen", sagt Sigrid Andersen.