Sonja Jackmann gibt nicht auf: “Ich wollte nicht Ratschefin werden und habe mich doch durchgeboxt.“

Lüdersburg. In weites Land ist die Gemeinde Lüdersburg gebettet. Endlos ziehen sich Feldwege und schmale Straßen durch die ländliche Kommune. Große und alte Bauernhäusern auf noch größeren Grundstücken prägen das Bild der Gemeinde. Das ländliche Idyll zieht Hamburger in ihre Wochenendhäuser und Neubürger in Neubausiedlungen. Es könnte so schön sein, wenn nicht ein kleiner, einem dauernden Kleinkrieg frönender Gemeinderat das politische Klima der Kommune vergiften würde.

Seit mehr als einem Jahr währen jetzt schon die Querelen um Ex-Bürgermeister Gerhard Meyer (CDU), den Sonja Jackmann von der IGEL-Opposition als "Joker" der Mehrheitsgruppe CDU/GRÜNE ablöste. "Ich war sehr überrascht, dass mich Christdemokraten und GRÜNE vorgeschlagen hatten. Die Aufgabe ist schwierig, aber ich bin bereit, mich zur Bürgermeisterin wählen zu lassen", so Jackmann nach ihrer Wahl. Sie sehe in dieser Lösung einen Kompromiss, mit dem sie leben könne.

Seitdem besetzte sie das oberste politische Amt der Gemeinde in Personalunion mit dem des Gemeindedirektors. Doch waren die Umstände von Beginn an unglücklich. Und dass, obwohl die Neue im Amt sich in die Arbeit stürzte. Ihr Motto dabei lautete: Fristen und Form einhalten, möglichst wenig Fehler machen und versuchen, die Aufgaben wahrzunehmen, wie es die NGO (Niedersächsische Gemeindeordnung) vorsieht.

Mindestens 30 Stunden wöchentlich habe sie anfangs gearbeitet. Ohne Unterstützung durch einen Vertreter hinterließen die Verwaltungsaufgaben aber bald Spuren. Als Vorsitzende des Gemeinderats war sie verantwortlich für die Vorbereitung und Durchführung der Beschlüsse wie auch für die Räumung der Gemeindewege in diesem Winter. Sie selbst streute Sand, wo es glatt war und sicherte Fußwege. Wöchentlich hielt sie Sprechstunden, nahm an Straßenbegehungen zwecks Wegeausbesserung teil, beantragte Fördergelder, besuchte die Alten der Gemeinde zu ihren runden Geburtstagen, nahm an Seniorenausflügen teil, hielt Kontakt zu Vereinen, der Samtgemeinde, dem Landkreis. Die Aufwandsentschädigung für dieses durchaus Kraft kostende Ehrenamt beträgt ganze 220 Euro im Monat.

Mit dem aktuellen Ratsbeschluss sind mit einem mal sämtliche Verwaltungsaufgaben auf die Samtgemeinde übertragen, die Bürgermeisterin zur "Blümchentante" degradiert. "Der Sieg der Mehrheitsgruppe wäre noch größer, wenn ich hinschmeißen würde", weiß Jackmann. Sie denke aber nicht daran, ihr Mandat niederzulegen und sei mit dem zufrieden, was sie seit der Kommunalwahl 2006 erreicht habe.

"Ich wollte nicht Bürgermeisterin werden und habe mich doch durchgeboxt." Sie erhole sich allmählich und stelle zufrieden fest, dass sie noch sie selbst sei: "Ich werde weitermachen, denn eine Entlastung ist es schon. Jetzt kommen neue Ideen und ich wünsche mir, dass andere zu neuen Mitstreiter werden." Als Vertreterin der IGEL (Initiative Gemeinde Lüdersburg) ist sie jetzt im Gemeinderat, als Kandidatin der Freien Wählergemeinschaft wird sie in die Kommunalwahl 2011 gehen.

"Bei den Freien Wählern kann ich sagen was ich denke", sagt Sonja Jackmann, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Nun ist sie auf der Suche nach jungen Leuten, die sie zu Mitstreitern machen will. "In einer neuen Gruppierung hast du immer ein Chance, auch in den Rat von Gemeinde und Samtgemeinde zu kommen", wirbt Jackmann aus eigener Erfahrung. Da ist es wieder, das Feuer, das in Sonja Jackmann noch immer brennt und sie über Niederlagen trägt. Die "Blümchentante" schüttelt sich: Das Hier und Jetzt schmeckt bitter, hoffnungsvoll ist die Zukunft.