Politiker und Vereine stehen zu den neuen Regeln für die Alt- und Innenstadt. Sie fordern teils sogar noch strengere Regeln.

Lüneburg. Auf breite Zustimmung ist der Vorschlag für eine neue Gestaltungssatzung in der Alt- und Innenstadt bei den Mitgliedern des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung gestoßen. Jetzt müssen die Befürworter die strengen Richtlinien auch gegenüber kritischen Stimmen verteidigen.

Wie die Rundschau bereits berichtete, hat Stadtbaurätin Heike Gundermann mit ihrer Mitarbeiterin Jana Baumann ein 20 Paragrafen umfassendes Regelwerk erarbeitet, was künftig an und vor Häusern zwischen Schnellenberger Weg, Reichenbachstraße, Schießgrabenstraße, Altenbrückertorstraße und Wallstraße anzeigt, was erlaubt und was verboten sein soll.

So sollen Schaufenster maximal drei Meter breit sein dürfen und nicht bis zum Boden reichen. Wärmestrahler sind nur in Ausnahmefällen an Fassaden erlaubt und müssen möglichst unauffällig sein. Verboten sind hohe Pflanzen, Palmen oder Glaswände zur Abgrenzung von Außengastronomie. Dächer sollen in Sattel-Form gebaut und mit roten Tonpfannen gedeckt werden, Solaranlagen sind nicht erlaubt - außer, die Dachfläche ist nicht zu sehen.

Das Thema rufe Diskussionen innerhalb der grünen Fraktion hervor, gab Andreas Meihsies bei der Ausschusssitzung am Montagnachmittag zu: Er selbst stehe zum Erhalt der Dachlandschaft, "andere sehen das aber anders". Mit dem Angebot der Stadt, auf ihren Gebäuden Ersatzflächen für Solarenergie bereitzustellen, "können wir uns nicht retten: Die Stadt selbst hat kaum noch eigene Flächen zur Verfügung." Hiltrud Lotze (SPD) regte daher eine öffentliche Debatte über Klimaschutz und Dachlandschaft an, um mehr Verständnis für das Verbot zu schaffen.

Hans-Siegfried Körner (CDU) wies darauf hin, ganz einig würden sich alle ohnehin nicht, "aber es ist wichtig, das transparenter zu machen, dann wissen die Betroffenen auch besser damit umzugehen". Damit das der Fall ist, wünschte sich Hiltrud Lotze eine Diskussion darüber, wie "lebbar" die Regelungen seien und vor allem wie "praktikabel in der Umsetzung". Ihr Fraktionskollege Hubert Meißner betonte, Lüneburg wolle "kein steinernes Museum sein, sondern eine lebendige Stadt", das sei der Spagat.

Wie positiv Lüneburg sich - noch - von anderen Städten abhebt, hob Malte Riechey hervor. "Sie gleichen sich einander an. Lüneburg ist glücklicherweise eine große Ausnahme", so Riechey. Die Satzung bewertete er daher als "recht positiv".

Auch Birte Schellmann (FDP) mochte sich zu mehr Regulierung durchringen: "Obwohl ich es hasse, Menschen vorzuschreiben, was sie zu tun haben, ist es hier nötig, um das Kostbare unserer Stadt zu erhalten." Wichtig sei vor allem, die neuen Vorschriften dann auch durchzusetzen, eventuell sogar mit mehr Personal in der Bauverwaltung.

Dafür plädierte auch Heiko Meyer vom Lüneburger City Management: "Von der Präsentation waren wir alle begeistert. Wir wünschen uns danach eine klare, genaue und harte Umsetzung, damit nicht einige gleicher als gleich sind." In einigen Punkten werde der Arbeitskreis Handel sogar Vorschläge zu noch strikteren Vorgaben machen, kündigte Meyer an. "Um das Kaufhaus Lüneburg attraktiv zu halten."

Auch der Architekt Richard Westrén-Doll kündigte an, er werde strengere Regulierungen für Beleuchtungen einzelner Häuser fordern. "Ich sehe hier keine Überregulierung, sondern eher eine Unterregulierung in einigen Punkten." Christian Burgdorff vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA) nannte die Vielzahl der Paragrafen ebenfalls notwendig, wegen der "allgemeinen Klagelust. Sonst ist es nicht gerichtsfest."

Der Ausschussvorsitzende Heiko Dörbaum (SPD) kündigte am Ende an, worum es jetzt für die Mitglieder des Ausschusses gehe: "Nach außen dazu stehen, und den Mut haben zu erklären, warum mal etwas nicht geht."