78 Pensionäre und 40 Mitarbeiter haben eine neue Perspektive im Pflegezentrum des Heideortes.

Amelinghausen. Nach neun Jahren in der Insolvenz hat ein neuer Träger das Wilhelm-Albrecht-Heim in Amelinghausen übernommen: Es ist die Haus Hoheneck Amelinghausen GmbH. Von den Schultern der Mitarbeiter, Heimbewohner und deren Angehörigen ist damit eine schwere Last gefallen. Jahrelang hatte ein Insolvenzverwalter sich an der Einrichtung gelabt. Erst September 2008 wurde ein neuer Insolvenzverwalter - Brinkmann & Partner aus Hamburg - eingesetzt.

Die Zustände waren alles andere als optimal. Zeitweise herrschte ein Belegungsstopp, verhängt vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MdK). Damals schrumpfte die Zahl der Heimbewohner auf 43. Mittlerweile hat sich im Haus viel verbessert. Ein Jahr benötigten die Verwalter, um Arbeitsabläufe von der Heimleitung bis hin zur Raumpflege so zu organisieren und die Pflegesubstanz derart zu verbessern, dass ein potenter Käufer Interesse zeigte.

Nachdem neben dem MdK auch der Landkreis als Heimaufsicht die pflegerische Qualität des Hauses auf Herz und Nieren geprüft hat, war der Weg für die Haus-Hoheneck-Gesellschaft frei. "Dieser Schritt bringt Schwung in die Einrichtung und ist Hoffnung für die Mitarbeiter", erklärt ein Sprecher des Hamburger Insolvenzverwalters Brinkmann & Partner: "Neun Jahre in der Insolvenz ist furchtbar."

Maria-Lena Schlawien, Geschäftsführerin der Haus-Hoheneck-Gesellschaft, ist überzeugt: "Das Haus ist gut in Schuss und hat eine Zukunft." Als Träger werde sich Haus Hoheneck um bauliche Notwendigkeiten kümmern, vermehrt Einzelzimmer mit eigenen Nasszellen einrichten und Fensterfronten vergrößern.

Auch Pflegeheimleiter Wolfgang Hempel blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: "Seitdem der Belegungsstopp aufgehoben ist, geht es rasant aufwärts. Mittlerweile zählt das Haus wieder 78 Einwohner und alle, Bewohner und Mitarbeiter, sind eng miteinander verbunden." Entbehrungsreich seien die vergangenen Jahre der Insolvenz gewesen. Man habe auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet, das Gehalt im September 2008 entfiel ganz: "Für jede Tasse, die gekauft werden musste, war die Zustimmung des Insolvenzberaters notwendig."

Dabei hat das Pflegeheim seit 1966 einen festen Platz im Ort. "Unsere Oma kommt in unser Heim", sei ein üblicher Spruch der Amelinghausener, erklärt Hempel. Da während der Insolvenzzeit keine Pflegesatzverhandlungen geführt wurden, sei die Zuzahlung für Heimbewohner mit 896 Euro (bei Pflegestufe I) sehr günstig.

"Oberste Maxime des Hauses ist es", so Hempel, "die Menschen dort abzuholen wo sie sind." In den meisten Fällen steigere die stationäre Unterbringung die Lebensqualität der alten Menschen und deren Angehörigen - die oftmals aus dem Ort stammen.

Als attraktiv gelten die Arbeitsplätze für Amelinghausener Bürger. "Wir gehen individuell auf unsere 40 Mitarbeiter ein. Auch weil wir Ortsansässige binden möchten." Interne und externe Fortbildungen werden geboten, es wird gefordert und gefördert, Wege die Karriereleiter hinauf sind möglich.

Samtgemeindebürgermeister Helmut Völker begrüßt den Verbleib des Heimes im Ort. "Wir sind dafür sehr dankbar und hoffen auf eine gesicherte Zukunft für unser Sorgenkind." Mit dem Pflegeheim und dem neu eröffneten Seniorenzentrum Lopautal sei die Samtgemeinde gut aufgestellt und biete attraktive Wohnangebote für die Senioren des Bereichs.

"Bundesweit ist jede zehnte Betriebsgesellschaft im Pflegeheimsektor und jede fünfte im Klinikmarkt latent durch Insolvenz gefährdet, da die qualitativen und wirtschaftlichen Ansprüche steigen und Banken auch aufgrund der Finanzkrise höhere Bonitätsansprüche an die Betreiber stellen", sagt Hermann-Josef Thiel, Geschäftsführer der Terranus Consulting GmbH. Das Kölner Beratungsunternehmen ist bundesweit auf den Klinik- und Pflegemarkt spezialisiert. Sein Experten-Team berät neben Betreibern institutionelle Anleger, Kreditinstitute, Projektentwickler und Kommunen in diesem speziellen Marktsegment.