Draußen lebt in Lüneburg zurzeit niemand. Laut Sozialdezernent Peter Koch gibt es keine Meldungen über Obdachlose, die im Freien schlafen. Zwar ist die HerbergePlus voll belegt, doch kann die Einrichtung ihre Kapazitäten jederzeit flexibel aufstocken.

Lüneburg. Die Zeiten, in denen Wohnungslose auf den Wärmeschächten am Kurzentrum schliefen, sind vorbei.

Die Sorge des Ersten Stadtrats Peter Koch beim Wintereinbruch, die entsprechenden Angebote der Stadt könnten womöglich nicht ausreichend sein, erwies sich als unbegründet. "Offensichtlich ist unser Angebot so bedarfsgerecht, dass niemand draußen schlafen muss", zieht Koch nach zwei Monaten Kälte und Frost ein positives Resümee.

Seit knapp zehn Jahren hält die Stadt mit dem Herbergsverein eine Grundsatzvereinbarung, nach dem die Herberge Beim Benedikt Obdach-Plätze für Wohnungslose vorhält. Denn Obdach zur Verfügung zu stellen, ist eigentlich Aufgabe der Kommune. Die Lösung laufe "sehr zufriedenstellend", sagt Koch, "die Qualität ist hoch, und die besonderen sozialen Schwierigkeiten werden gesehen".

Auffällig mehr Anfragen als im Sommer gebe es im Winter nicht, sagt der Leiter der HerbergePlus, Stefan Buchholz. Seit einigen Jahren zeichne sich ab, dass die Jahreszeit kein zwingender Grund dafür ist, dass Menschen zum Benedikt kommen. Und in Lüneburg gebe es niemanden, der zurzeit bewusst auf der Straße lebe. "Wir sind rappeldickevoll", sagt Buchholz, "haben aber jederzeit Kapazitäten zum Aufstocken."

Für die Stadt hält die Herberge 20 Plätze vor, hinzukommen 50 weitere mit angeschlossenem pädagogischen Programm. "In Lüneburg kann man sehr niedrigschwellig unterkommen mit vergleichsweise hohem Standard", sagt Buchholz. "Bis auf wenige Ausnahmen gibt es nur Einzelzimmer."

Das war vor zehn Jahren noch anders, erinnert sich Berthold Schweers, Geschäftsführer des Caritas-Verbands: "Das städtische Obdach bestand aus Holzbaracken, die hygienischen Bedingungen waren desolat: eine Toilette für 53 Männer." Viele Menschen seien damals lieber auf der Straße geblieben, als dorthin zu gehen - auch aus Angst vor Gewalt.

Mit dem Abriss des alten Obdachs Im Tiefen Tal, dem Neubau von Wohnungen an selber Stelle durch die Sieb&Meyer-Stiftung und dem Vertrag mit der Herberge habe Lüneburg sein Angebot "vernünftig aufgewertet", sagt Schweers. "Obdachlose, um die wir uns Sorgen machen müssen, haben wir nicht."