Kritiker monieren, die Berufsorientierung an Schulen findet im Unterricht mangels Personal nur nebenbei statt. Wie wichtig Infos über Berufe sind, zeigte jetzt eine Veranstaltung.

Lüneburg. Eine Reise in die Berufswelt unternahmen Schüler von der neunten Klasse aufwärts bis zu den Abiturjahrgängen am Sonnabend in den Räumen der Wilhelm-Raabe-Schule. Das Gymnasium war Gastgeber der diesjährigen Lüneburger Berufs-Informations-Börse, die von Eltern organisiert wurde.

Mit Kurzpräsentationen stellten Eltern und Institutionen die unterschiedlichsten Berufe und Studiengänge vor. Schüler hatten die Möglichkeit, sich mit Fragen zu den Berufen direkt an die Fachleute zu wenden. Zudem präsentierten sich Unternehmen und zeigten die Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten in ihren Betrieben auf. Vorträge mit Informationen zur Ausbildung und zum Studium rundeten die Börse ab.

Die Berufe, die vorgestellt wurden, waren so vielfältig wie die Arbeitswelt bunt ist. Wirtschaftspsychologe, Soldat, Marketingkaufmann, Bauingenieur, Musiker und Diplom-Ingenieur für Bioverfahrenstechnik waren nur einige, über die die jungen Leute etwas erfahren konnten. Auch die Lüneburger Rundschau des Hamburger Abendblattes war mit von der Partie, informierte die jungen Besucher über die Berufe Journalist, Verlagskaufmann und Mediengestalter.

Ein positives Fazit zog Kilian Böspflug, Neuntklässler vom Gymnasium Johanneum, aus Lüneburg. Er sagte: "Ich gehe besser informiert aus der Veranstaltung heraus, als ich hinein gegangen bin." Informatik und Berufe im technischen Bereich würden ihn reizen, erzählte der 15-Jährige. ,,Ich wurde gut informiert und habe ein umfassenderes Bild von den Berufen erhalten, die mich interessieren." Eine Erkenntnis, die er von der Börse mitgenommen hatte, war: "Ohne Studium geht es nicht. Das wird wohl nötig sein bei meinen Vorstellungen."

Marta Lüllau, Auszubildende zur Kauffrau für Bürokommunikation im dritten Jahr bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, stand fast Gleichaltrigen Rede und Antwort. Die 19-Jährige unterhielt sich mit den Börsen-Besuchern über das Bild ihres Berufes, Ausbildung, Studium und Bewerbungen. Überdies gab sie den Schülern die Internetadresse http://azubiblog.ihk24.de mit an die Hand. "Künftig stellen Azubis wöchentlich Videos über ihren Alltag in der Berufsausbildung in den Blog ein als Information für andere junge Leute", berichtete sie.

Ihr zur Seite bei den Beratungsgesprächen stand Karin Zimmermann, zuständig für Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Die Betriebswirtin stellte das neue Projekt "Wirtschaft unterstützt Schulen" vor. "Ziel ist es, dass Schüler die Anforderungen der Unternehmen an sie kennenlernen. Das geschieht über einen Referentenpool, in dem gestandene Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung aus der Region praxisorientierte Informationen geben. Sie sind Praktiker aus den Betrieben", erläuterte Zimmermann. Das Angebot zur Berufsorientierung umfasse auch Betriebsführungen für Schüler, Eltern und Lehrer.

Bei der Info-Börse am Wochenende sei Zimmermanns Worten zufolge einmal mehr deutlich geworden, dass bei der Berufsorientierung an den Schulen vieles noch im Argen liege: "Viele 16- bis 18-Jährige wissen überhaupt nicht, was sie wollen." Mangels Lehrer-Personal werde ihnen aber nicht so geholfen, wie es nötig sei. "Die Berufsorientierung findet nur nebenbei statt", kritisierte Karin Zimmermann und machte deutlich, wie wichtig Veranstaltungen wie die Berufs-Informations-Börse sind.