Ehrenamtlich versorgt Waldtraud von List seit zwei Jahren Experten mit Beobachtungen aus Lüneburg - vier Mal am Tag.

Lüneburg. Waldtraut von List kennt sich aus in Sachen Wetter. Immerhin betreibt sie die Wetterstation im Posener Altenheim in Lüneburg bereits seit der Einweihung durch Jörg Kachelmann vor gut zwei Jahren. Vier Mal täglich sendet sie ihre Beobachtungen an die Firma Meteomedia. "Ich prüfe Wolken und Sichtweite und momentan messe ich auch die Schneehöhe", sagt Waldtraut von List.

Zwölf Zentimeter tippt die 87-Jährige in das entsprechende Feld des Computerprogramms im Büro der "Wetterfrösche" - so steht es auf dem Türschild. "Ursprünglich waren wir zu sechst, aber eine Dame ist inzwischen verstorben, und die anderen sind nach und nach abgesprungen", sagt von List. Für sie selbst käme das aber nicht infrage, denn "die Arbeit macht mir Spaß".

Unterstützung bekommt sie bei ihrem Wetterbericht von einer Messstation im Hof des Altenheims. Vollautomatisch werden die Daten im Zehn-Minuten-Takt an die Experten von Meteomedia übertragen. Die Beobachtungen von Waldtraut von List sind nach Aussage von Firmensprecherin Stephanie Schless dennoch absolut wichtig. Denn welchen Durchmesser eventuelle Hagelkörnern haben, wie gut die Sicht, wie hoch der Schnee und wie dicht der Nebel ist, all das kann die Wetterstation nicht messen. Ausgerüstet mit einem Zollstock stapft Waldtraut von List deshalb momentan täglich in den Garten, um die Schneedecke zu vermessen. Schless: "Die Daten fließen in alle Prognosen mit ein."

So tritt Waldtraut von List unbemerkt auch in der Wettervorhersage der "Tagesthemen" oder in den NDR-Regionalprogrammen in Erscheinung. "Das ist ein wirklich schönes Projekt, von dem alle etwas haben", sagt Stephanie Schless. Gern würde Meteomedia die Zusammenarbeit mit Seniorenheimen ausbauen, doch vorerst scheint das nicht möglich: "Dazu fehlten leider momentan die Ressourcen."

Denn bis es so gut läuft wie mit Waldtraut von List, müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter entsprechend geschult werden. "Wetterbeobachter zu sein, ist gar nicht so einfach", sagt Schless. Und auch Waldtraut von List nimmt gelegentlich noch mal das Buch "Das Wetter in Bildern" zur Hand, das auf ihrem Schreibtisch bereit liegt.

Die Anlage im Posener Altenheim ist übrigens nicht die einzige in der Region. Aber Unikatcharakter hat sie dennoch: Denn die weiteren Stationen in Amelinghausen und Wendisch Evern übermitteln schlicht Daten - auf die feinsinnigen Beobachtungen von Waldtraut von List müssen die Meteorologen bei diesen Quellen verzichten. Ebenso funktioniert die Wetterstation auf dem Gelände der Abwasser, Grün und Lüneburger Service GmbH (AGL). Betriebshofleiter Ralf Dibowski erklärt: "Alle fünf Minuten werden die Werte aktualisiert."

Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind laut Dibowski wesentliche Werte für den Winterdienst und die Kläranlage: "Wir können besser planen, wann mit Niederschlägen zu rechnen ist." Allein auf die hauseigene Station will sich Dibowski aber nicht verlassen, konsultiert zusätzlich auch die Wetterdienste. "Schließlich bin ich kein Meteorologe." Wie das Wetter in Lüneburg in den nächsten Tagen wird, vermag der Betriebshofchef daher nicht zu sagen.

Ebenfalls zurückhaltend gibt sich Waldtraut von List. Auch wenn sie die Meteorologen aktiv unterstützt, eine eigne Prognose wagt die Wetteroma nicht. Gelegentlich bitten die anderen Bewohner sie sogar, für gescheites Wetter zu sorgen. Doch dann muss die Seniorin passen: "Das kann ich natürlich nicht." Dafür aber verrät Stefan Kreibohm, ob und wie lange den Lüneburgern der Schnee noch treu bleibt und wann sich die Sonne wieder blicken lässt. Die Vorhersage des Meteorologen des Wetterstudios Winsen findet sich im Infokasten.