Nach Unterrichtsausfällen stehen Schulleiter vor bürokratischen Hürden. Und viele Lehrkräfte meiden Angebote aus der ländlichen Region.

Lüneburg. Kranke Lehrer - eine Freude für Schüler, eine Sorge für Schulleiter. In diesem Herbst lagen ungewöhnlich viele Vertretungsanträge der Landesschulbehörde vor. Dezernent Joachim Matthies schätzt die Zahl für den Bezirk der Behörde, der immerhin elf Landkreise umfasst, auf ungefähr 200. "In dieser Form haben wir so etwas noch nie erlebt", resümiert der Dezernent. Nicht zuletzt eine Folge der Schweinegrippe, die große Unsicherheit an die Schulen trug.

Besonders schwierig waren die zurückliegenden Monate seit den Herbstferien. Sie forderten von den Schulleitungen besondere Kreativität. Die Einstellung von so genannten Feuerwehrlehrkräften zur Vertretung erkrankter Lehrer geschieht an allen Schulen direkt durch die Schulleitungen. Es ist besonders schwierig, geeignete Bewerber zu finden, da die Stellen nicht attraktiv sind. Sie sind auf maximal ein halbes Jahr befristet und werden schlecht besoldet.

In den Fällen, in denen es keine ausgebildeten Lehrkräfte für die zu vertretenen Fächer mehr gibt, müssen die Schulleitungen sich um Vertretungskräfte bemühen, die teilweise über keine pädagogische Qualifikation verfügen. "Dies führt zu einer Entprofessionalisierung von Unterricht, die mit dem Anspruch einer Qualitätsverbesserung nicht vereinbar ist", kritisiert ein Schulleiter, der ungenannt bleiben möchte. Mit Studenten und pensionierten Lehrern geling es hin und wieder, Lücken zu füllen.

Grundsätzlich sind Schulen gehalten, ein Vertretungskonzept vorzuhalten. Fallen jedoch von 28 Lehrern drei wegen Schwangerschaft und vier durch Krankheit aus, dann ist jeder noch so gut durchdachte Vertretungsplan wirkungslos. "Damit die Suche nach Ersatz beginnen kann, wird von uns im Idealfall ein Vertretungsvertrag innerhalb von 24-Stunden ausgehändigt", berichtet Dezernent Matthies. "Allerdings waren auch bei uns in der Behörde in den vergangenen Wochen so viele Kollegen an Schweinegrippe erkrankt, dass wir die Antragsflut nicht bearbeiten konnten."

Neben der Krankheitswelle ist es der Lehrermangel in bestimmten Fächern wie Musik, Religion und Naturwissenschaften, die den Schulleitungen im Landkreis Lüneburg Kopfzerbrechen bereitet. In den meisten Fällen rekrutieren Schulleiter in Frage kommenden Lehrer selbst. Und stehen dabei vor massiven bürokratischen Hürden: Sie erhalten von der Landesschulbehörde die EIS-Liste (Einstellung in den Schuldienst), die nach Lehrämtern und Fächern geordnet ist. Die Bewerber sind auf diesen Listen nach Noten in eine Rangfolge gebracht. Die Schulleitungen müssen dann diese Rangliste abarbeiten, damit es nicht zu Ungerechtigkeiten und in der Folge zu möglichen Konkurrentenklagen kommt.

Sie müssen mit jeder Person der Reihe nach Kontakt aufnehmen und in Erfahrung bringen, ob sie Interesse an der ausgeschriebenen Stelle hat. "Zunehmend bewerben sich weniger Pädagogen im Landkreis Lüneburg und verschwinden, weil sie in benachbarten Bundesländern besser verdienen", berichtet der Schulleiter. Gerade in ländlichen Bereichen wird die Attraktivität der Stellen von vielen Bewerbern nicht als hoch eingeschätzt.

Häufig haben Bewerber infolge von Mehrfachbewerbungen andere Stellen angenommen oder kein Interesse. Das bedeutet stundenlanges Telefonieren. "Sie haben das Heft des Handelns in der Hand und lassen uns tanzen", ärgert sich der Schulleiter.

Annegret Sloot, Vorsitzende des GEW-Verbandes Lüneburg (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft) fordert, dass diese Übertragung dienstrechtlicher Befugnisse auf die Schulleitungen wieder rückgängig gemacht wird und die Einstellungen von Lehrkräften wieder - wie früher - von der Landesschulbehörde selbst vorgenommen wird. "Es war ein politischer Fehler der Landesregierung, dieses Verfahren auf die Schulen zu übertragen, da es für den einzelnen Schulleiter einen viel zu großen Aufwand bedeutet." Zwar solle die Schulleitungen an der Auswahl beteiligt werden, damit sie Einfluss auf die Auswahl habe. Damit die Schulverwaltungen das Verfahren wieder selbst abwickeln könnte, müsste dort mehr Personal eingestellt werden, nicht abgebaut.