Oft entscheiden Zeit und Mittel die Wahl der Ruhestätte - Verwaltung reagiert auf aktuelle Trends.

Lüneburg. Ganz egal ob Feuer- oder Erdbestattung, Urne oder Sarg: Eine Beerdigung ist eine teure Angelegenheit. Mindestens 2500 Euro kostet das einfachste Begräbnis - anonym, ohne Trauerfeier. Und selbst das kann sich nicht jeder leisten. "Die Zahl der Sozialbestattungen ist deutlich angestiegen", schätzt Tino Lips vom Bestattungsinstitut Ahorntrauerhilfelips die aktuelle Situation ein.

Tatsächlich hat das Lüneburger Sozialamt nach eigenen Angaben in diesem Jahr bereits 55-mal die Bestattungskosten übernommen. Bei etwa 600 Beerdigungen jährlich, sind das knapp 10 Prozent. Auch Sonja K. blieb keine andere Wahl. "Als mein Vater starb hatte er einen Haufen Schulden", erzählt die 36-Jährige, die am Totensonntag das Grab ihres Vaters auf dem Zentralfriedhof besucht.

Sonja K. war damals noch im Studium, konnte die Kosten für die Beerdigung nicht tragen. Hinzu kam, dass sie nicht mehr in Lüneburg lebte. "Mein Vater hatte nichts verfügt und ich habe mich dann für ein Rasenreihengrab entschieden."

Ganz schlicht ist die Ruhestätte - ein Gedenkstein, eine Grabplatte, ebenerdig in den Boden eingelassen. Die Pflege übernimmt die Friedhofsverwaltung, dafür zahlt man im Voraus 1300 Euro für 25 Jahre. Eine Option auf Verlängerung der Pacht gibt es beim Reihengrab nicht, im Unterschied zum Wahlgrab.

Denn hier ist der Name Programm, wie Hans-Georg Grzenia von der Friedhofsverwaltung erklärt: "Sie können wählen, wo auf dem Friedhof sie liegen wollen, nach den ersten 25 Jahren die Grabstätte verlängern und haben freie Wahl bei der Gestaltung." Riesige Grabsteine, Putten aus Marmor dazu großzügige Blumen-Arrangements finden sich auf den Wahlgrabflächen. Ursula Meyer, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang die Gärtnerei am Zentralfriedhof betreibt hat festgestellt: "Es gibt zwei Tendenzen. Die einen entscheiden sich für aufwendige Grabanlagen, während andere die Kosten- und zeitsparenden Varianten wählen."

Einen weiteren Trend in Sachen Friedhofskultur hat Friedrich-Wilhelm Oberheide vom Bestattungsinstitut Pehmöller erkannt: "Die Tauerfeiern werden zunehmend individueller." Dass heute Lieder von Freddy Mercury die Trauernden beschallen oder Bilder des verstorbenen Hobbymalers bei der Gedenkfeier ausgestellt werden, sei keine Seltenheit mehr. Oberheide bestätigt auch, dass Reihengräber zunehmend gefragt sind. Allerdings sieht er die Ursache weniger in den knappen Kassen der Trauernden. Er vermutet: "Unsere Gesellschaft altert. Wenn unsere Eltern sterben, sind wir selbst oftmals schon weit über 50. Die Aussicht, 25 Jahre lang für die Grabpflege verantwortlich zu sein, stößt da unter Umständen auch an körperliche Grenzen."

Viele Trauernde hätten aber trotz der Entscheidung für ein Reihengrab das Bedürfnis, Blumen, Schmuck oder kleine Gaben zur Erinnerungsstätte zu bringen. Aber dafür seien die Reihengräber bislang nicht vorgesehen. Doch nun will die Friedhofsverwaltung den Wünschen der Hinterbliebenen nachkommen und mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bei den Reihengräbern zulassen. Hans-Georg Grzenia erklärt: "Wir wollen eine kleine Pflanzfläche vor den Gräbern einrichten."

Positiver Nebeneffekt: Mit der Änderung der Grabanlage geht voraussichtlich sogar eine Gebührensenkung einher. Wie hoch genau die sein wird, darüber muss der Wirtschaftsausschuss in seiner nächsten Sitzung beraten.

Tipp

Gerade ist der Lüneburger Friedhofswegweiser in seiner dritten Auflage erschienen. Auf 59 Seiten präsentiert der Ratgeber ausführliche Informationen zu den Friedhöfen der Stadt, den zuständigen Ansprechpartnern, nützliche Adressen sowie eine Übersicht der zur Auswahl stehenden Gräber. Erhältlich ist der Wegweiser auf den Friedhöfen, bei Bestattern, in der Botenmeisterei am Ochsenmarkt oder der Friedhofsverwaltung, Telefon 04131/87 09 55.