Einsatzmeldungen der Lüneburger Polizei an Wochenenden lassen Schlüsse zu, dass Konflikte immer brutaler ausgetragen werden.

Lüneburg. Jugendliche der Region tragen Konflikte immer brutaler aus. Dieses Bild vermittelt zumindest der Blick auf die Einsatzmeldungen der Lüneburger Polizei an Wochenenden. Das Halloween-Fest am Sonnabend hatten zwei 15-Jährige wie berichtet genutzt, um am Finkenberg ganz real Angst und Schrecken zu verbreiten. Eine Woche zuvor griffen junge Männer und auch eine Frau mehrere Diskobesucher und einen Polizisten an.

Die Zahl der Körperverletzungen im gesamten Landkreis Lüneburg ist zwischen 2005 und 2008 um mehr als die Hälfte gestiegen, von 846 auf 1329 Fälle. Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist außerdem die Altersstruktur der Opfer aus. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Jugendliche bis 21 Jahre.

"Wir haben darauf mit mehr Präsenz bei Volksfesten und vor Diskotheken reagiert", erklärt Kai Richter, Sprecher der Polizei in Lüneburg. "Aber wir können im Rahmen der Streife doch nicht immer überall sein." Stattdessen will die Polizei den Alkoholkonsum von Minderjährigen stärker kontrollieren. Richter: "Das ist eng mit der Gewalt an Wochenenden verzahnt."

"Jugendliche suchen immer neue, noch extremere Kicks - mit immer schlimmeren Folgen für die Opfer", sagt Wolf-Dietrich Hammann, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. So hat das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen herausgefunden, dass aktuell etwa jede zehnte Körperverletzung von den Tätern gefilmt wird. Dieser neue Trend heißt in der Jugendsprache verharmlosend "Happy Slapping", deutsch "fröhliches Dreinschlagen".

"Darunter versteht man gewalthaltige Filme, die mit dem Handy aufgenommen und verbreitet werden", erklärt Georg Gunkel-Schwaderer, Leiter der Mobilen Medienarbeit des Jugendverbandes SJD - Die Falken in Nordniedersachsen. Der Lüneburger und Medienpädagoge Christian Seiberth wurden von der Stadtteilrunde Bockelsberg zu einem Elternseminarabend eingeladen.

Mit einem Impulsreferat sollen die Sozialarbeiter eine Diskussion über das neue Phänomen "Happy Slapping" einleiten. Die Veranstaltung am Donnerstag, 19. November, beginnt um 19.30 Uhr im Geschwister-Scholl-Haus in der Carl-von-Ossietzky-Straße 9.