Einspruchsfrist für Bürger verlängert. Bislang noch keine große Resonanz auf den Antrag, der 15 Aktenordner füllt.

Lüneburg. In der Region wird derzeit um die zukünftige Regelung der Wasserfördermenge durch die Hamburger Wasserwerke (HWW) gerungen. Mit insgesamt 200 Millionen Kubikmetern Wasser versorgt die HWW die Metropole. Elf Prozent stammt aus der Nordheide. Im neuen Antrag der HWW ist eine Steigerung der geförderten Wassermenge von 15,7 auf 16,6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr angedacht. Umweltschützer und Landwirte sehen die Erhöhung kritisch, denn sie befürchten, dass die Heide austrocknet.

In den Gemeinden des Landkreises Harburg, der die Entscheidung über den Antrag treffen muss, liegt zurzeit für alle interessierten Bürger der Antrag zur Einsicht aus. Vor wenigen Tagen wurde die Frist noch einmal bis zum 11. Januar 2010 verlängert. Georg Krümpelmann, Sprecher des Landkreises begründet: "Der Antrag ist sehr umfangreich, er füllt allein 15 Aktenordner. Den Kommunen, Verbänden und natürlich auch interessierten Bürgern soll mit der Verlängerung die Möglichkeit gegeben werden, sich die Unterlagen anzusehen und schriftlich Einwendungen zu formulieren." Der Sprecher erwartet eine große Resonanz zu dem Thema und ist sich sicher, "es wird eine ganze Menge zurückkommen."

Bislang sei die Resonanz auf den Antrag vor Ort sehr unterschiedlich. In Salzhausen erhielt Bauamtsleiterin Britta Brinkhut in den vergangenen Monaten Besuch zum Thema Wasserförderung. Einen Grund dafür sieht sie in der komplizierten Materie. "Es ist viel Fachverstand nötig um das Thema umfassend zu verstehen." Außerdem sei die Gemeinde von der Förderung nur mäßig betroffen. Ganz am Rand des Fördergebietes liegt Reppenstedt . Laut Bauamtsmitarbeiterin Susanne Still, hat sich bislang "kein Mensch" zu ihr ins Bauamt verirrt, der etwas über den Antrag der HWW wissen will. Allerdings arbeitet sich derzeit der Wasserbeschaffungsverband Lüneburg Süd durch die Unterlagen, um sich dann mit Reppenstedts Bauamt auszutauschen. In Amelinghausen , das ebenfalls am Rand des Fördergebietes liegt, hat sich noch niemand nach dem Antrag des Wasserversorgers erkundigt

Ganz anders sieht die Situation in Schneverdingen aus. Dort hat sich bereits ein halbes Dutzend Interessierter bei Martina Nachreiner informiert. "Allerdings resignieren die meisten angesichts der Materialfülle", berichtet die Geografin und Umweltsachbearbeiterin. "Ich habe schon die Ordner speziell gekennzeichnet, die Schneverdingen betreffen." Auch wenn die Gemeinde vom neuen Antrag der HWW profitiert, denn vor Ort soll die Fördermenge sinken, ist sich Martina Nachreiner sicher, dass viele die Möglichkeit nutzen werden, dem Landkreis Ihre Bedenken in Form von Einwendungen mitzuteilen. "Das Wasser ist hier einfach ein wichtiges Thema. Am Ende des Prozesses rechne ich mit 2000 bis 3000 Einwendungen, die der Landkreis bearbeiten muss."

In Buchholz ist es nach Angaben von Landschaftsplaner Thomas Söller bislang ruhig geblieben, auch wenn das Thema im Umweltausschuss kontrovers diskutiert wurde. "Bei uns ist besonders der südliche Raum betroffen. Dort hat schon der Betreiber eines Badeteiches Bedenken angemeldet. Vor allem der Fakt, dass die HWW hier die Fördermenge erhöhen wollen, aber gleichzeitig planen, Wasser nach Lübeck zu verkaufen, stößt hier auf Kritik." Stadtplaner Peter Loginowski ist sich sicher, dass erst zu Ende der Frist Einwendungen im Bauamt eingehen.

Auch die Landwirte der Region stehen dem Antrag der HWW kritisch gegenüber. Wolf Winkelmann, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, befürchtet Ertragseinbußen, sollten die Böden durch die Förderung zu trocken werden. "Eine Lösung, die die Interessen aller Betroffenen berücksichtigt", sei gefragt. Einwendungen könne jedes Mitglied gern individuell machen, der Verband wird sich nicht beteiligen.

Fest steht: Bis über die künftige Höhe der Wasserfördermenge in der Nordheide entschieden ist, wird noch einige Zeit vergehen. Bis zum 25. Januar 2010 können Bürger Einwendungen schreiben. "Die werden dann im Landkreis gesammelt und ausgewertet", erklärt Georg Krümpelmann den weiteren Ablauf. "Im Sommer 2010 findet dann ein Erörterungstermin statt, an dem alle Seiten noch einmal zu Wort kommen." Zu einem Abschluss mit der HWW werde es nicht vor Ende 2010 kommen, so der Sprecher des Kreises Harburg.