Die Mitarbeiter der Service-Gesellschaft rüsten sich und ihre Technik in einem Fahrsicherheitstraining für den eiskalten Ernstfall.

Embsen. "Bremsen, lenken, drumherum kommen", so fasste Fred Thomschke seine Aufgabe gestern auf dem Gelände des Fahrsicherheitszentrums des ADAC in Embsen zusammen. Nur, dass Herr Thomschke nicht hinter dem Steuer eines normalen Autos saß, sondern dem eines Schneeräum- und Streufahrzeugs der Straßenreinigung.

Vor zwei Jahren hatten die Mitarbeiter der Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL) ihr ersten Fahrsicherheitstraining mit Winterfahrzeugen in Embsen absolviert, gestern waren sie zum zweiten Mal dabei - gemeinsam mit Kollegen aus Adendorf und Bleckede.

"Solche Situationen erlebt man im Leben vielleicht einmal", sagte ein Adendorfer, nachdem er von 40 Stundenkilometern mit seinem Streufahrzeug auf pitschnasser Fahrbahn erst abbremsen, dann lenken und um das durch Wasserfontänen dargestellte Hindernis drumherum kommen sollte. Denn wenn erst mal die Räder blockieren, nützt alles Lenken nichts mehr. Und nicht alle Wagen der Straßenreinigung haben ABS.

Neben der Brems- und Lenkübung auf nassem Asphalt stand für die zehn Kollegen und ihre fünf Fahrzeuge außerdem auf dem Programm: Vollbremsung, Slalom und Kreisbahn. "Die Fahrer können hier unfallfrei testen, wie sich der Wagen in welchen Situationen verhält", erklärt Trainer Hajo Goj. "Wenn das Auto leer ist, reagiert es ganz anders, als wenn das Schneeräumschild mit 600 Kilogramm nach vorn belastet und an den Seiten vielleicht noch Salzlauge transportiert wird - das macht die Fahrzeuge instabil."

Neben dem Fahrtraining steht bei der AGL auch sonst der Winter im Focus: Laut Stadtverwaltung lagern rund 900 Tonnen Salz und 400 Tonnen Sand in den Vorratshallen des Betriebshofs an der Bockelmannstraße.

"Für den Streueinsatz mit Solegemisch auf Lüneburgs Straßen stehen drei große und ein kleiner Lkw bereit", erklärt Frauke Nowek aus dem Pressereferat. 155 Kilometer Straße im Stadtgebiet müssen bei Schnee und Eis geräumt und gestreut werden, pro Schicht seien vier Mitarbeiter unterwegs. Je nach Witterung werde in zwei verschiedenen Alarmstufen gestreut: Drängt die Zeit, kommen zuerst die Hauptverkehrsstraßen und Busstrecken an die Reihe. "Damit erreichen wir bereits die wesentlichen Bereiche der Stadt", erklärt Betriebshofleiter Ralf Dibowski. Anschließend seien dann die Nebenstrecken dran.

Ganz ohne Autos sind 21 Betriebshofmitarbeiter in sogenannten Handstreukolonnen unterwegs. Sie bestreuen insgesamt 112 Kilometer Geh- und Radwege, Treppen, Bushaltestellen und Parkplätze mit einem Gemisch aus Salz und Sand mit abstumpfender Wirkung.

Im vergangenen Winter hat die Fahrbahnkolonne laut Frauke Nowek 39 Einsätze gefahren, die Handstreukolonne war 26mal unterwegs. Insgesamt haben die Kollegen 500 Tonnen Salz, 110 Tonnen Sole und 100 Tonnen Sand-Salz-Gemisch verbraucht.

Erstmalig in diesem Winter stellt die AGL Streugutboxen an gut erreichbaren Orten überall in der Stadt auf. Wer möchte, kann sich dort bedienen. "Damit helfen wir den Bürgern, umweltfreundliche Streustoffe zu verwenden", erklärt Ralf Dibowski.