Der Bebauungsplan für das Uni-Gelände verzögert sich weiter. Der kleine Vogel steht auf der Roten Liste und soll auf dem Campus nisten.

Lüneburg. Die Haubenlerche (Galerida cristata) ist nur 18 Zentimeter groß und 45 Gramm schwer. Weil der kleine Vogel sich aber auf dem Lüneburger Campus angesiedelt hat, macht der neue Bebbauungsplan für das Areal an der Scharnhorstraße weiter Probleme.

An der Scharnhorststraße soll Stararchitekt Daniel Libeskind ein neues Audimax bauen. Im kommenden Jahr soll mit diesem "Leuchtturmprojekt" begonnen werden. Noch gibt es keinen gültigen Bebauungsplan, der die Neubauten an Leuphana - geplant sind auch ein Gästehaus, ein Parkhaus und ein Studentenwohnheim - ermöglichen könnte. Schwierigkeiten gibt es vor allem mit dem Naturschutz: Außer der Haubenlerche siedeln auch Feldermäuse auf dem Campus.

Der Baulärm und die erhöhte Nutzung des Geländes könnten die Tiere vertreiben: "Die Haubenlerche ist ziemlich scheu", sagt Helge May, Sprecher des Naturschutzbundes.

Nur 50 Brutpaare werden noch in ganz Niedersachsen vermutet. Geschützt ist das Tier nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen EU: "Die Haubenlerche steht in der Kategorie 1 der Roten Liste der unmittelbar vom Aussterben bedrohten Arten", erläutert Helge May.

Der Singvogel lebt auf offenen Flächen und Feldern - dort fühlt er sich einigermaßen ungestört. "Wenn das Zentralgebäude kommt, werden die Tiere abwandern", vermutet Thilo Clavin, Mitarbeiter des BUND in Lüneburg.

Aufgrund dieser und anderer Einwände der Nachbarn und Naturschutzverbände verzögert sich die Fertigstellung des B-Plans: Gutachten mussten eingeholt, umfangreiche Stellungnahmen abgearbeitet werden. Ursprünglich hatte die Stadt Lüneburg nach eigenen Aussagen vor, den inzwischen geänderten B-Plan noch einmal öffentlich auszulegen. Das will sie nicht mehr: "Die Auswirkungen der jetzigen Änderungen sind nicht so grundlegend, das wir noch einmal auslegen müssten. Die Beteiligten können sich schriftlich zu den Punkten äußern, die noch aktuell sind", sagt Daniel Steinmeier von der Pressestelle der Stadt.

Damit jedoch wollen sich Studenten und Anwohner nicht zufrieden geben. Sie fragen sich, warum in der Sache Termindruck erzeugt wird: "Die Frist, die man uns für eine Stellungnahme zu dem geänderten Plan eingeräumt hat, ist ungewöhnlich kurz", sagt Matthias Fabian, der am Verfahren beteiligt ist und in unmittelbarer Nähe des Campus wohnt. "Die Naturschutzthematik ist sehr komplex, die Bearbeitung der Fragen ist zeitintensiv. Damit kann man sich nicht in zwei Wochen abschließend beschäftigen."

Erstaunt über das Vorgehen der Stadt ist auch der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) der Universität: "Wir wundern uns über die neue Form von Eile. Außerdem darf der Entwurf des B-Plans plötzlich von uns nicht kopiert und nicht veröffentlicht werden. Dafür gibt es keinen vernünftigen Gründ. Die Studenten haben ein Interesse daran, zu erfahren, wie die Planungen sich weiterentwickeln", sagt AStA-Sprecher Simon Drücker. "Der Plan ist zur Veröffentlichung gedacht." Inhaltlich halten die Studenten die von der Stadt vorgelegten Planungen für unzureichend: "Der Entwurf ist an vielen Stellen mangelhaft", sagt Matthias Fabian. "Die Verkehrsbelastungen der Anwohner werden erheblich sein. Die Verkehrsuntersuchungen der Stadt entsprechen nicht dem Stand der Wissenschaft."

"Die Stadt geht davon aus, dass der Vogel vom Campus verschwunden ist. Es gibt aber einen aktuellen Bruthinweis. Und Zeugen, die die Tiere vor kurzem gesehen haben", sagt Simon Drücker.