Neue Finanzierungsmodelle und Fusionen sollen helfen, Wege aus der Finanzmisere zu finden.

Deutsch Evern. Ob Adendorf, Bardowick, Deutsch Evern, Raven oder Reppenstedt, St. Michaelis und die Paulus Gemeinde - sie alle gründen eine Stiftung. In Zeiten knapper Kassen wird es finanziell problematisch in den Kirchengemeinden der Hansestadt und auf dem Lande.

Um dem Schwund vorzubeugen, gründete die Evangelisch-Lutherische Martinus Kirchengemeinde in Deutsch Evern vor zwei Jahren eine Stiftung. "Wir denken heute schon an morgen, damit unsere Kirche im Dorf bleibt", beschreibt Gerhard Tödter, Vorsitzender der Martinus Stiftung, die Idee. Tödter ist darüber hinaus Mitglied der Landessynode und hat sich frühzeitig schlau gemacht: "Die Gesellschaft wird älter, die Gemeinden kleiner und die Kirchensteuern weniger." Schnell kämen Spenden für die Realisierung eines bestimmten Projekts zusammen, Stiftungen jedoch seinen auf Dauer angelegt. Mit 25 000 Euro war die Gemeinde zur Stiftungsgründung dabei. Seitdem wirbt sie erfolgreich: Fast 100 000 Euro Kapital zählt die Stiftung zurzeit. Nicht angerührt werden darf das Stammkapital.

Zur Verwirklichung des Stiftungszweckes sind einzig die Erträge aus dem Vermögen verfügbar. Sie fließen bei der Martinus Stiftung in die Kinder- und Jugendarbeit, die Arbeit mit älteren Gemeindemitgliedern, in Chorprojekte und Konzerte, den Erhalt der Pfarrstelle am Ort sowie die Pflege der denkmalgeschützten Kirche.

Aktuell könnte aus den Stiftungserträgen 20 Prozent der Pfarrstelle finanziert werden; denn ab Oktober reduziert die Landeskirche Zuweisungen für die Pastorenstelle in der Gemeinde auf 80 Prozent. Pastor Frank Mertin wird nämlich 20 Prozent seiner Vollzeitstelle in der St. Stephanus Gemeinde in Kaltenmoor verbringen.

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche unterstützt Stiftungen mit ihrem Bonifizierungsprogramm. Für neu eingeworbene Mittel im Zeitraum vom 1. Juli 2009 bis 30. Juni 2011 gibt die Landeskirche einen Bonus von 33 Prozent dazu. Im Blick auf die sich verschlechternde kirchliche Finanzsituation wird die Bedeutung kirchlicher Stiftung in Zukunft wachsen.

Auch anderer Sparmethoden werden im Landkreis spürbar werden. So steht für 2017 die Fusion der Kirchenkreise Lüneburg und Bleckede an: Der enorm großflächige Kirchenkreis wird mit weniger Gremien und Verwaltung auskommen, weniger Pastoren, Diakonen, Vorsitzenden und Superintendenten. "Vielleicht", so hofft Superintendentin Schmid, werden sich zwei Superintendenten eine volle Stelle teilen können.

Den Gemeinden im Kirchenkreis Bleckede geht es nicht besser als den Lüneburgern -im Gegenteil: Im Amt Neuhaus gebe es viele Kirchen aber kaum Gemeindemitglieder, so Schmidt. Die im vergangenen Jahr zu beklagende 600 Austritte im Lüneburger Kirchenkreis - 20 Prozent mehr als 2007 - bereiten der Superintendentin Sorge. Und noch ein weiteres Problem verstärkt sich: Durch die demographische Entwicklung gibt es weniger Nachwuchs.