Die Gewerkschaften wollen wissen, was die Chefs im Kreis Lüneburg zahlen. Start einer groß angelegten Aktion.

Lüneburg. Noch vor der Bundestagswahl am 27. September wollen die Gewerkschaften Ver.di und Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) eine Bestandsaufnahme der Einkommenssituation im Kreis Lüneburg starten. Im Fokus dabei: die Niedriglöhne.

Jürgen Langmach von der NGG sagt: "Wir wollen wissen, wie gut oder wie schlecht Chefs im Kreis Lüneburg bezahlen." Der Geschäftsführer der NGG-Region Lüneburg kündigt ein bundesweites "Niedriglohn-Barometer" an, eine Art Einkommensspiegel. Für dessen Ausschlag nach unten seien auch im Kreis Lüneburg gezahlte Dumpinglöhne ausschlaggebend.

Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Grundsicherung für den Landkreis Lüneburg (Arge) beziehen in Stadt und Landkreis mehr als mehr als 3000 Menschen ergänzend zu ihrem Erwerbseinkommen Arbeitslosengeld II. Allerdings sind in dieser Zahl auch geringfügig Beschäftigte, Teilzeitkräfte und Selbstständige enthalten. Arge-Geschäftsführer Michael Niemeyer führt aus: "Von dieser Gruppe der Ergänzer erzielen aktuell 868 Menschen ein Bruttoeinkommen von über 800 Euro. Sie sind aber dennoch hilfsbedürftig und beziehen Leistungen."

Und das, obwohl nach Einschätzung von Christel Schack-Ristau, stellvertretende Geschäftsführerin von Ver.di, "bei den Betroffenen von einer Vollzeitbeschäftigung auszugehen ist." Weiterhin gibt Schack-Ristau zu denken: "Die Dunkelziffer ist wesentlich größer. Denn viele Menschen nehmen das Geld aus dem Hartz-IV-Topf aus Scham nicht in Anspruch."

Die Gewerkschaften appellieren an Betroffene, Dumpinglöhne zu melden. Dazu haben die Initiatoren einen "Dumpinglohnmelder" eingerichtet. Telefonisch oder per Internet können Beschäftigte ihren Stundenlohn anonym übermitteln. Noch in dieser Woche wollen die Gewerkschaften erste Ergebnisse der Umfrage im Internet veröffentlichen. Dann wollen Arbeitnehmervertreter auch die Politiker der Region mit dem Dumpinglohn-Barometer konfrontieren, erklärt Christel Schack-Ristau.

"Ver.di und NGG treten für einen gesetzlichen Mindestlohn ein. Mit der Aktion wollen wir die Notwendigkeit unserer Forderung mit konkreten Fallbeispielen aus der Praxis untermauern", so die Ver.di-Frau weiter. Bisheriger Negativrekord der Umfrage: Eine Backwarenverkäuferin meldete 4,50 Euro Stundenlohn. Ein typischer Fall, erklärt Jürgen Langmach: "Gerade Frauen verdienen oft extrem wenig." Friseurinnen, Kellnerinnen oder auch Angestellte von Spielhallen arbeiteten häufig im unteren Lohnspektrum. Auch, weil die gewerkschaftliche Organisation in den Branchen nicht optimal sei und es zum Teil keine Tarifverträge gäbe. Weitere Informationen und Meldeformulare gibt es bei Ver.di unter 04131/762 40.

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