Schülerinnen der Haupt- und Realschule Kaltenmoor schwingen die Hüften zu lateinamerikanischen Rhythmen - und lernen gleichzeitig für ihre Zukunft.

Lüneburg. Merengue ist ein lateinamerikanischer Tanz, der hierzulande zwar bekannt ist, doch von den wenigsten beherrscht wird. Schüler der neunten und zehnten Klassen der Haupt- und Realschule Kaltenmoor kennen sich mit diesem Tanz indes bestens aus. Denn sie nehmen an dem Projekt "Schenk mir einen Tanz" teil, das am Schulzentrum in Kaltenmoor angeboten wird, und in dem Schüler die unbekannten Rhythmen kennenlernen können

Das ganze Projekt ist eingebetet in ein EU-Förderungsprogramm mit dem Namen BIWAQ, kurz für Bildung-Wirtschaft-Arbeit im Quartier. Mit diesem sollen Jugendliche in die Arbeitswelt integriert und der Übergang von Schule und Beruf erleichtert werden. Das Programm, das bis Oktober 2012 mit insgesamt 412 300 Euro aus dem Europäischen Sozialfond gefördert wird, läuft seit Anfang des Jahres am Schulzentrum Kaltenmoor. In acht Modulen werden die Schüler mit verschiedenen Ansätzen auf das Berufsleben vorbereitet.

Aber auch die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund spielt eine große Rolle im Rahmen des Programms. Uwe Nehring, Leiter des Gesamtprojekts, sieht das als besondere Notwendigkeit. "Die Arbeitslosenquote der Migranten liegt in Niedersachsen bei 20 Prozent, eine hohe Zahl gegen die etwas getan werden muss. Mit dem BIWAQ-Programm versuchen wir hier in Kaltenmoor dem ganzen entgegenzuwirken", so Nehring.

Eins der Module des Programms ist das Projekt "Schenk mir einen Tanz." Die gebürtige Peruanerin Nurka Casanova ist seit 1990 in Deutschland, arbeitet hauptberuflich als Sozialarbeiterin und leitet das Projekt, in dem Schüler Lateinamerikanische Tänze erlernen. Es habe sich gezeigt, dass das Tanzen ein gutes Medium ist, um jungen Menschen interkulturelle Kompetenzen und Fähigkeiten zu vermitteln, die im späteren Berufsleben von Bedeutung sind, so Casanova.

Bei dem Projekt gehe es vordergründig nicht darum, perfekte Schrittfolgen zu beherrschen und eine makellose Figur auf dem Parkett hinzulegen. "Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf dem Erwerb grundlegender Kompetenzen, wie zum Beispiel Team- und Kommunikationsfähigkeit, die die Schüler durch das Tanzen unbewusst trainieren", so die Sozialarbeiterin. Für die Schüler steht der Spaß am Tanzen im Vordergrund. Dass sie dabei auch wichtige Fähigkeiten für ihre Zukunft lernen, wird ihnen erst später bewusst. Katja Ritter, 15 Jahre alte Schülerin der Hauptschule, hat aber schon eine Auswirkung auf ihr eigenes Auftreten bemerkt: "Mit der Zeit wird man selbstbewusster, weil man beim Tanzen Gefühle zeigen und etwas ausdrücken muss."

Das Tanzen ist aber nicht nur ein Medium, um die berufliche Integration der Schüler zu erleichtern. Auch die Schulung interkultureller Kompetenzen wird im Rahmen des Projekts groß geschrieben. Im vergangenen Schuljahr hatten 40 Prozent der teilnehmenden Schüler einen Migrationshintergrund. Die Jugendlichen lernten dann im gemeinsamen Projekt aufeinander einzugehen, die Kulturen der anderen zu verstehen und kennen zu lernen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. So wird in dem Projekt nicht nur getanzt, es müssen auch Referate über die Tänze, ihre Ursprungsländer und die fremden Kulturen vorgetragen werden.

Nun geht die Gruppe im Projekt "Schenk mir einen Tanz" sogar noch einen Schritt weiter. Am 3. November werden sieben Schülerinnen der Projektgruppe des vergangenen Schuljahres mit ihrem Merengue-Programm am Niedersächsischen Integrationspreis teilnehmen. "Anfang des Jahres haben wir uns beworben und nun eine Einladung bekommen, bei der Preisverleihung aufzutreten. Und vielleicht gehören wir ja auch zu den Gewinnern", hofft Nurka Casanova.