Das Duale System vergibt die Abfuhr neu. Die Feuerwehr demonstriert die erhöhte Brandgefahr bei vorzeitiger Abfall-Lagerung.

Lüneburg. Lüneburg könnte ab dem 1. Januar nächsten Jahres ein Müll-Chaos drohen: Dann holt eine Firma die Gelben Säcke ab, die in keiner anderen Kommune diese Aufgabe erfüllt und sie in keiner anderen Kommune bislang selbst erfüllt hat. Der Betrieb beschäftigt zurzeit rund zehn Mitarbeiter und hat seinen Sitz in der Nähe von Wismar. Im Landkreis bleibt es vorerst noch bei der bisherigen Abfuhr: Remondis macht weiter bis 2011, erst dann läuft eine neue Ausschreibung.

Wer die Gelben Säcke abholt, bestimmen nicht die Verwaltungen der Kommunen, sondern das Duale System Deutschland (DSD). Besitzt eine Verpackung den sogenannten "Grünen Punkt", bezahlt der Verbraucher die Pappe oder das Plastik mit, und der Hersteller gibt den Verpackungs-Anteil des Warenpreises ans Duale System weiter. Das wiederum organisiert von dem Geld die Abfuhr der Verpackungen, sprich die Abholung der Gelben Säcke.

Für den Zeitraum 2010 bis 2012 hat das Duale System Deutschland jetzt die Ergebnisse seiner Ausschreibung bekannt gemacht und den Kommunen mitgeteilt. Volker Schulz, Leiter des Bereichs Umwelt bei der Hansestadt Lüneburg, gab die Nachricht an die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz weiter. "Die Firma Barnekow Recycling aus der Nähe von Wismar hat den Zuschlag erhalten", sagte Schulz. "Sie war die günstigste." Und: "Die Firma hat so etwas noch nie gemacht."

Die vergangenen drei Jahre hat das Unternehmen Remondis als Subunternehmer einer Firma aus Rinteln die Gelben Säcke in Lüneburg abgeholt. Das Prozedere gestaltet sich - gerade in Bereichen wie der Fußgängerzone und der Altstadt - schwierig. Schulz sagte auf Nachfrage der Lüneburger Rundschau jedoch: "Wir haben uns in den drei Jahren zusammengerauft."

Ab dem 1. Januar muss sich Stadt nun mit einer neuen Firma zusammenraufen. Laut Auskünften eines Mitarbeiters beschäftigt die Barnekow Recycling GmbH zurzeit rund zehn Mitarbeiter und hat neben der Zentrale nahe Wismar eine Zweigstelle in der Nähe von Hannover. Eine Homepage besitzt die Firma nicht. Laut Aussage des Mitarbeiters ist sie spezialisiert auf das Recycling von Papier, Gewerbeabfällen und Holz. Die Abfuhr von Gelben Säcken wird in Lüneburg Premiere für den Betrieb sein. In Stralsund hat die Barnekow Recycling zwar offiziell den Auftrag, ihn jedoch an ein Subunternehmen abgegeben. In Eigenregie erledigt die Firma diese Aufgabe bislang in keiner Kommune.

An eine andere Firma weitergeben kann Barnekow Recycling den Auftrag in Lüneburg wie in Stralsund jedoch nicht: "Eine Beauftragung von Subunternehmen war nicht mehr möglich", heißt es in einer Pressemitteilung der DSD GmbH zum Ergebnis der Ausschreibung. Die Entsorger müssten eigene Sortieranlagen betreiben.

DSD-Geschäftsführer Stefan Schreiter lobt in der Pressemitteilung den Ausgang des Verfahrens: In mehr als 150 Gebieten habe es einen Entsorgerwechsel gegeben zu Gunsten kleiner und mittelgroßer, konzernunabhängiger Firmen. Das fördere den Wettbewerb. Außerdem seien die Transportkosten in der Kalkulation berücksichtigt worden.

Zum Vergleich: Von Lüneburg nach Barnekow sind es rund 130 Kilometer. Die Firma Remondis bringt Lüneburgs Gelbe Säcke zunächst zum Umschlagplatz in Vastorf, das sind 13 Kilometer. Von dort geht der Abfall laut Unternehmenssprecher Marcus Schneider weiter in zwei Sortieranlagen in Tornesch und Hamburg. Dorthin sind es von Vastorf aus 95 respektive 65 Kilometer.

In den Gemeinden des Landkreises bleibt es vorerst bei der bisherigen Abfuhr der Gelben Säcke durch das Unternehmen Remondis. Christina Schreiber, Sprecherin der Landkreis-Verwaltung: "Das Duale System schreibt die Abfuhr für das Kreisgebiet erst 2011 aus." Was sich daraus ergibt, ist offen. Schreiber: "Wir haben keinen Einfluss auf die Ausschreibung."