Vielfalt tut gut: Lüneburger zeigten traditionelle Handwerkskunst und ein alternatives Straßenspektakel.

Lüneburg. Über ein Straßenfest der besonderen Art konnten sich die Lüneburger am Wochenende An der Münze erfreuen: Beim ersten "Münzspektakel", federführend organisiert von Stadtjugendpfleger Hubertus Heinrich, sorgten die anliegenden Geschäfte für Spaß und Aktion fernab von kommerziellen Interessen.

Meike Lüneburg und Ulrike Klahn vom Lederwarengeschäft Ackermann berichteten: "Wir haben mit Kindern an die 100 Lederbeutel gebastelt, die sie im Anschluss mit nach Hause nehmen konnten." Dass das Angebot kostenlos war, sorgte bei einigen Eltern für erstaunte aber fröhliche Gesichter, so Lüneburg.

Am Abend zeigte der Aktions-Maler Jan Balyon sein Können: Während auf der Bühne die "Peppones" den Takt vorgaben, portraitierte der Maler die Musiker mit Acrylfarben auf Leinwand. Balyon erklärte: "Ich lasse mich einfach von der Musik inspirieren." Insgesamt vier Bilder malte der Künstler am Abend auf diese Art und Weise. Zu sehen und zu kaufen gibt es die Werke voraussichtlich ab Mittwoch, 9. September, im Bürgeramt. Balyon: "Der Erlös geht an das Münzspektakel."

Denn immerhin planen die Organisatoren bereits den nächsten Event. So resümierte Sven Dobosi vom Café Chandlers: "Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, dass machen wir im nächsten Jahr wieder." Auch Hubertus Heinrich zeigte sich sehr zufrieden mit dem Münzspektakel: "Das ist genau die kulturelle Insel, die Lüneburg ausmacht und widerspiegelt." Ausstellungen, Kunst, Basteln, Musik und entspanntes Genießen - eine Mischung, die auch beim Publikum gut ankam. Und so ließen sich die Gäste auch von einigen Schauern nicht vertreiben und blieben bis in den späten Abend beisammen.

Ein buntes Treiben herrschte auch in den Gassen der Lüneburger Altstadt beim mittelalterlichen Traditionsfest "Alte Handwerkerstraße". Seit 1982 organisiert der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA) die Aktion. In farbenprächtige Trachten gehüllt, wurde auch in diesem Jahr alte Handwerkskunst präsentiert.

Cornelia Neumann hatte für die Handwerkerstraße ein altes Familienrezept herausgesucht: böhmische Buchteln. "Das Rezept stammt aus dem Sudetenland", erzählte die Lüneburgerin, schon ihre Urgroßmutter hat den süßen Hefeteig gefüllt mit Quark, Mohn oder Apfelmus gebacken. Das gibt's sonst bei keinem Bäcker der Stadt.

Ein paar Buden weiter zeigte Thomas Seegelitz vom Deutschen Salzmuseum, wie in der Saline einst Sole zu Salz wurde - authentisch mit Holz angefeuert und in einer Bleipfanne.

"In einer Stunde schafft man 50 Liter Sole", erklärte der Mitarbeiter des Ilmenau-Ewer-Projekts. "Daraus entstehen 15 bis 17 Kilogramm Salz. Die Knechte damals arbeiteten in Zwölf-Stunden-Schichten, aus einer Pfanne schöpften sie in 24 Stunden also rund 400 Kilogramm." Zum Vergleich: Ein Bürgerhaus Am Sande kostete damals so viel wie umgerechnet nur rund 320 Kilogramm. Wer Salzpfannen gepachtet hatte, war also ein reicher Mann.

Alle zwei Jahre veranstaltet der ALA das Spektakel, das diesmal leider unter dem wechselhaften Wetter zu leiden hatte. Schon zum achten Mal den Henker gegeben hat Raymond Cuypers aus Wendisch Evern. "Als mein Vorgänger, ein Schauspieler am Theater, in den Ruhestand ging, fragten sie mich", berichtete er. "Ich finde es wichtig, den ALA zu unterstützen, habe deshalb zugesagt und bin mittlerweile selbst Mitglied im Verein."

Die Spenden, um die seine Kollegen von der Stadtwache die Besucher bitten, fließen ebenfalls dem Verein zu: für den Erhalt der historischen Häuser in der Altstadt.