Mit dem überarbeiteten Regionalen Raumordnungsprogramm soll mittelfristig auch den sinkenden Einwohnerzahlen, vor allem im Osten, begegnet werden.

Lüneburg. Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) kann eigentlich nichts anderes sagen, schließlich verpflichtet das Amt: "Der Landkreis Lüneburg ist lebenswert." Allerdings sage er das nicht nur, weil er müsse, sondern weil er davon auch überzeugt sei, versichert Nahrstedt.

Damit der Landkreis zwischen Heide und Elbe mit der alten Salzstadt Lüneburg im Herzen seines Gebietes auch weiterhin Lebensqualität bieten kann, werden nun die Weichen für die Reise in die Zukunft gestellt. Das Instrument dafür heißt Regionales Raumordnungsprogramm; die Regionalplanung für den Landkreis, die Gemeinden und Investoren den Weg für die weitere Entwicklung vorgibt und ihnen Planungssicherheit verschafft.

Die Erste Kreisrätin Monika Scherf berichtet, dass der Entwurf für die Fortschreibung des Raumordnungsprogrammes, dessen jüngste Überarbeitung aus dem Jahr 2003 stammt, jetzt vorliege. ,,Wir haben uns die Wünsche und Ideen der Gemeinden angehört und sie mit in die Regionalplanung aufgenommen. Das Programm wird voraussichtlich Ende kommenden Jahres in Kraft treten", erklärt Scherf. Landrat Nahrstedt beschreibt dessen Ziele: "Wir wollen Potenziale sichern und ausbauen, Schwächen entgegensteuern und auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet sein."

Das alles ergibt ein dickes Paket mit vielen kleinen Handlungsfeldern. Monika Scherf nennt den demografischen Wandel als eines davon. ,,Die Bevölkerungszahl geht mittelfristig im Landkreis zurück.

Bleckede als Knotenpunkt für die Infrastruktur im Osten

Wir wachsen zwar noch, doch bereits geringer als prognostiziert", sagt sie. Die Auswirkungen seien schon zu spüren, meint Nahrstedt. "Der Kreis ist zweigeteilt. Während in Lüneburg, Adendorf, Bardowick und Reppenstedt die Zuzüge noch recht stark sind, gibt es im Ostkreis Probleme. Dort macht sich der demografische Wandel in Bleckede, der Samtgemeinde Dahlenburg und der Gemeinde Amt Neuhaus bemerkbar."

Das Rezept für den Osten heißt, die Infrastruktur in den zentralen Orten zu halten. ,,Dabei ist Bleckede ein Knotenpunkt", sagt Scherf. Der Stadt komme eine zentrale Funktion zu, zum Beispiel sollen sich Fachärzte ansiedeln. Nahrstedt: ,,Und für Neetze und Dahlenburg gilt es, Kindergärten, Schulen und die Schnellbuslinien zu erhalten, obwohl sie teuer sind." Neue Schulstandorte werde es aber nicht geben, betont der Landrat. Wobei das Gymnasium Bleckede eine Oberstufe erhalte. "Unser Ziel ist es, damit den Zuzug in den Ostkreis attraktiver zu machen", so Scherf.

Bestehende Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen, sei eine weitere Strategie gegen die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels. Helfen soll dabei der Tourismus. ,,Neben Amelinghausen in der Heide und der Stadt Lüneburg soll Bleckede zu einer weiteren Tourismus-Hochburg werden", sagt Nahrstedt.

Neben dem Ausbau des Elbschlosses mit einem Biber-Freigehege und einer Aquarienlandschaft komme dem Hafen eine wichtige Rolle zu. Scherf: ,,Dort erhält der Fremdenverkehr Raum, sich zu entwickeln - etwa dadurch, dass der Bau neuer Bootsanleger erlaubt sein wird. Denn die bisherige gewerbliche Hafennutzung verlagern wir nach Alt Garge." Viel für den Fremdenverkehr verspricht sich der Landrat auch von der Einrichtung eines Wolfsinformationszentrums in Amt Neuhaus.

Luhmühlen - Sogwirkung für den Tourismus im Westen

Überhaupt sollen mehr Besucher in den Landkreis kommen - und das nicht nur an die Elbe. ,,Luhmühlen soll auf die Orte Amelinghausen, Westergellersen und Kirchgellersen im Westkreis ausstrahlen und zu einer Sogwirkung führen", so Nahrstedt über den Ausbau zu einer Pferderegion (die Rundschau berichtete). Aber auch der Nostalgiebahnhof für Oldtimerzüge in Embsen sei vom Kreis gewollt. Zusammen mit dem benachbarten ADAC-Fahrsicherheitszentrum könne ein Ausflugsziel für an Technik interessierte Besucher entstehen, glaubt Scherf.

Sahnestücke für das Wirtschaftswachstum

Drei Sahnestücke für ein ortsübergreifendes Wirtschaftswachstum gebe es im Landkreis, sagt sie. ,,Das sind die Gewerbegebiete Bilmer Berg in Lüneburg, Volkstorf in der Ostheide und Wittorfer Heide in Bardowick. Die müssen wir dringend wachsen lassen."

Überdies sei Lüneburg ein Logistik-Knotenpunkt, den es zu stärken gelte, so Nahrstedt. ,,Deshalb werden die Ertüchtigung des alten Schiffshebewerkes in Scharnebeck und der Bau eines neuen planerisch gesichert." Gleiches gelte für die Autobahn 39 Wolfsburg-Lüneburg. ,,Auf der Trasse wird keine andere Nutzung erlaubt sein", so Scherf.

Große Baugebiete nur noch in zentralen Orten

Ein weiterer zentraler Punkt im Raumordnungsprogramm ist, den Flächenverbrauch für die Siedlungspolitik bis 2020 um 50 Prozent zu senken. Wie berichtet, dürfen deshalb in den kleinen Dörfern künftig nur noch Flächen für den Eigenbedarf seiner Einwohner an neuen Häusern ausgewiesen und Lücken in der vorhandenen Bebauung geschlossen werden. Große Baugebiete erlaubt der Kreis nur noch in den zentralen Orten wie Lüneburg, Adendorf, Amelinghausen, Bardowick, Reppenstedt und Scharnebeck.