Ab Herbst kommen Klassiker und moderne Stücke mit Problemen von Halbstarken auf die Bühne.

Lüneburg. Noch werkeln die Handwerker, aber am Dienstag, den 23. September, um 19 Uhr ist es soweit: Zum ersten Mal heißt es dann "Bühne frei" im neuen Kinder- und Jugendtheater am Robert-Stolz-Platz. Mit einer Besichtigungstour durch die neuen Räume im Anbau des Theaters stellt sich den Lüneburgern die neue Kinder- und Jugendsparte vor.

Die erste Inszenierung folgt einen Monat später: Am Dienstag, den 20. Oktober, feiert das Stück "Nellie goodbye" Premiere. "Es geht um eine erfolgreiche Jugendband, die aufgrund einer schweren Krankheit ihrer Sängerin in die Krise gerät", sagt Nicoletta Kindermann, Theaterpädagogin und leitende Regisseurin am Jungen Theater. Die Jugendlichen von 9 bis 18 Jahren sind die Zielgruppe der neuen Sparte: "Die kleineren Zuschauer sind weiter im Theater e.novum gut aufgehoben, daran soll sich nichts ändern", sagt Kindermann.

Nach wie vor gibt es aber für die Kleinsten im Theater Lüneburg das Weihnachtsmärchen: Das hauseigene Jugendensemble, der Jugendklub, probt schon für den "Teufel mit den drei goldenen Haaren" der Gebrüder Grimm, der ab November die Bühne erobert.

"Schwerpunktmäßig setzen wir auf den Ausbau der Angebote im Bereich Schul- und Jugendtheater. Dafür reichten unsere Räumlichkeiten bisher nicht aus", sagt Nicoletta Kindermann.

Mit Jugendstücken wie "Die Welle" von Reinhold Tritt, bei dem es um die Unterordnung des Einzelnen unter ein diktatorisches System geht, mit den "Reaching Out"- Projekten, in denen in Zusammenarbeit mit den Schulen Produktionen im Spielplan des Theaters für junge Menschen neu bearbeitet werden, und mit der Arbeit im "Jugendklub", möchte Kindermann eine Altersgruppe ansprechen, die bisher selten den Weg in das Theater fand.

"Die Jugendlichen sollen professionelles Theater und auf sie zugeschnittene Stücke sehen", sagt Kindermann. So behandelt zum Beispiel das Stück "Spieglein, Spieglein" von Robert Parr Probleme mit dem eigenen Körper und der Magersucht: "Das Theatererlebnis soll eine unmittelbare Erfahrung für den Zuschauer sein. Bei jungen Leuten klappt das, wenn es um Geschichten geht, die ihre Lebenswirklichkeit zeigen", sagt Kindermann.

Deshalb wird es in der ersten Spielzeit auf der neuen Bühne um die richtige Partnerwahl, um die Psyche junger Amokläufer, aber auch um die Musikwelt junger Menschen gehen. Auch ein Klassiker kommt auf die Bühne: "Der Jugendklub zeigt im nächsten Sommer den Sommernachtstraum von Shakespeare", sagt Nicoletta Kindermann.

Um dieses große Programm zu bewältigen stehen der Theaterpädagogin neben dem Jugendensemble auch die Ensemblemitglieder des großen Hauses und Darsteller aus Schauspielschulen in Hamburg und Berlin zur Verfügung.

Alle Jugendlichen, die nicht nur zuschauen, sondern auch selbst spielen möchten, müssen allerdings weiterhin Geduld haben: "Das Jugendensemble hat eine Warteliste, der Andrang ist enorm. In dem Bereich gibt es laufend Anfragen", sagt Kindermann. "Für das Stück ,Die Welle' suchen wir allerdings noch Mitspieler, vor allem Jungen."

Wer mindestens 14 Jahre alt ist und Lust hat, sein schauspielerisches Talent zu erproben, ist zum Casting am Dienstag, den 15. September, ab 16 Uhr im Theater (Hintereingang beim Pförtner) willkommen.

Karten für das neue Kinder- und Jugendtheater (4/6/10 Euro) gibt es an der Theaterkasse (Telefon 04131/42 100), außerdem für Schulen eigene Angebote (Theater-Flatrate) auf Anfrage.