Erst im März hatte Hendrik Hendriks mit seiner Frau Ilka das Bekleidungsgeschäft mit Kaffeebar an der Reichenbachstraße eröffnet.

Lüneburg. Erst im März hatte Hendrik Hendriks mit seiner Frau Ilka das Bekleidungsgeschäft mit Kaffeebar an der Reichenbachstraße eröffnet. Die Lage hielt das Paar aus Hamburg für gut. "Parkplätze vor der Tür und viele Passanten die vom Bahnhof hier vorbeikommen", so der 60-Jährige. Doch die machten nur selten Halt im "Hendriks" - und so hat das Paar jetzt nach nur einem halben Jahr die "Reißleine" gezogen. "Räumungsverkauf" prangt seit einigen Wochen an den großen Schaufenstern.

"Die Umsätze sind hier nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Und bevor wir in finanzielle Schwierigkeiten kommen, machen wir lieber vorher Schluss", so Hendriks, der bereits zwei Filialen in Hamburg erfolgreich geführt hat. Gern würden er und seine Frau noch weiter machen, mehr Zeit haben, sich zu etablieren, mehr Werbung und Mundpropaganda machen. Doch die hohe Miete von 3000 Euro monatlich lässt dies nicht zu. "Die läuft weiter und der Vermieter lässt nicht mit sich reden."

Ähnlich ergeht es gerade Lars Menzel von der Kräuterwerkstatt Am Berge. Seit Montag hat er seinen Laden geschlossen und bietet seine Kräuterkreationen jetzt nur noch auf Wochenmärkten und per Lieferservice im Internet an. "Mein Konzept kommt gut an, doch der Laden war zu teuer, die Lage ohnehin nicht gut und die Treppe vor der Tür ein echtes Hindernis für Viele ins Geschäft zu kommen", so Menzel. Ziemlich genau zwei Jahre hielt der gelernte Koch durch. Auch die Wirtschaftskrise trug, laut seiner Aussage, zum Ende bei: "Die Leute geben weniger Geld aus, das haben wir seit Mai sehr deutlich zu spüren bekommen." Doch die Wochenmärkte laufen gut, so sei er jetzt regelmäßig in Deutsch Evern, aber auch in Hamburg präsent.

Heiko Meyer, Vorsitzender der Lüneburger City Management, weiß dass viele Vermieter in der Lüneburger Innenstadt teilweise viel zu hohe Mieten verlangen. "Die großen Ketten sind bereit diese Summen zu zahlen, das wissen die Hausherren. Außerdem haben wir zurzeit in der Innenstadt kaum Leerstände. Auch das treibt den Mietpreis nach oben." Mehrfach habe er versucht mit den Vermietern zu reden, schließlich würden geringere Mieten ja auch langfristigere Mieter bedeuten. Doch die Gespräche verliefen bislang weitgehend erfolglos.

Bedauerlich, findet Meyer, denn gerade die kleinen Läden könnten den Umsatz gar nicht hergeben, um die hohe Miete zu decken. "Das ist doppelt bitter, da besonders die kleinen inhabergeführten Geschäfte das ,Kaufhaus Lüneburg' mit ihrer Vielfalt bereichern."

Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage in Lüneburg "über den Erwartungen gut", so der 40-Jährige. "Die Kaufleute sind zufrieden, die Kaufkraft ist da, sogar mit einem leichtem Plus bei Bekleidung und im Schuhhandel." Auffällig sei allerdings, dass die Bons kleiner ausfallen. "Die Laute kaufen weniger, aber dafür öfter", sagt Meyer.

Hendik Hendriks und Lars Menzel sehen das unterdessen ganz anders. Sie haben ihre Läden im teuren "Kaufhaus Lüneburg" aufgegeben.