Landesbischöfin Margot Käßmann kamnach Lüneburg, um sich ein Bild von der Arbeit der diakonischen Einrichtungen in der Salzstadt zu machen.

Lüneburg. Um sich ein Bild von den Herausforderungen und Problemen der diakonischen Einrichtungen in der Salzstadt zu machen hatte sich die Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann ein straffes Programm vorgenommen: Evangelische Familienbildungsstätte (Fabs), Drogenberatung (Drobs) und Diakonieverband, Mittagessen in St. Michaelis und die Mutter-Kind-Einrichtung Ma Donna in vier Stunden. Margot Käßmann sagte: "Hilfreiche Entscheidungen kann ich nur treffen, wenn ich weiß, wie es den Menschen vor Ort geht."

Und dass Entscheidungen im Bereich der diakonischen Projektarbeit anstehen, scheint sicher. Das Problem, so Käßmann: " Die Finanzen werden weniger, aber die sozialen Probleme werden an ganz vielen Punkten wesentlich größer. Und wir werden als Landeskirche nicht flächendeckend alles ermöglichen können." Käßmann zufolge wurde der Kirchenhaushalt um 80 Millionen Euro gekürzt. Und das hat Folgen. Käßmann: "Für den ganzen Bereich Pflege beispielsweise kann ich noch nicht sagen, wie es weiter geht." Fest stehe, dass die Kosten momentan nicht gedeckt seien. "Mein großes Anliegen ist, dass die Löhne nicht noch weiter gedrückt werden. Denn ich glaube, zur würdigen Pflege gehört auch, dass wir würdige Löhne haben."

Eine mögliche Lösung sei die organisatorische Neuordnung der Diakonie. Als Beispiel nannte Käßmann die Organisation von "proDiako", in der sich mehrere evangelische Krankenhäuser die Verwaltung und den Einkauf teilen, um Geld zu ersparen. "Aber auch, um mehr Zeit für die Menschen zu haben", so die Landesbischöfin.

Zeit und Einsatz für den Menschen - das haben sich auch die Lüneburger Einrichtungen auf die Fahnen geschrieben. Ob die Fabs mit ihrem Erziehungshilfeprojekt "Handwerkszeug für Eltern" oder dem kindlichen Pendant "Handwerkszeug für Kinder", die Drobs, die keine Mühe scheut, um Abhängige oder Menschen mit psychischen Problemen in die Gesellschaft zu integrieren. Oder auch die Einrichtung Ma Donna, die junge Mütter in Notsituationen unterstützt und aufnimmt. Um den Menschen zu helfen, setzt die Diakonie in Lüneburg auf ein gutes Netzwerk und individuelle Beratung. Den Grund nannte Superintendentin Christine Schmid: "Man kann nicht einfach ein Angebot machen und die Menschen, die Schwierigkeiten haben, kommen. So funktioniert das nicht. Man muss die Menschen ansprechen."

Daher weiten die diakonischen Einrichtungen in Lüneburg ihre Angebote zunehmend aus, bieten Projekte in Stadtteilhäusern, Kitas oder auch Beratung zu Hause an. Ein Bereich, in dem sich die Superintendentin zukünftig verstärkt engagieren möchte, ist die Seniorenarbeit: "Da wollen wir mehr tun und ich wünsche mir da mehr Projekte." Und in puncto Finanzierung hatte Christine Schmidt denn auch gleich eine Idee: "Ich bin mir sicher, dass es Stiftungen gibt, die diese Arbeit unterstützen werden."

Neben der Arbeit der Diakonie stand auch die für 2017 geplante Fusion mit dem Kirchenkreis Bleckede auf dem Themenplan. Doch dem Zusammenschluss sieht die Superintendentin gelassen entgegen: "Wir haben ja schon jetzt ein gemeinsames Kirchenamt und die Leitung der Diakonie ist ebenfalls in einem Verband vereinigt." Die finanziellen Synergien seien auf der strukturellen Ebene also bereits erreicht. "Deswegen lassen wir uns mit der Fusion auch Zeit", so Schmidt.

Herausforderungen für die Zukunft sieht Christine Schmid vor allem im Bereich der Kirchenmitglieder: "Wir müssen aber damit rechen dass wir durch demographische Entwicklung immer weniger zahlende Kirchenmitglieder werden."