Arbeitsplätze in Stadt und Kreis Lüneburg sind durch Wirtschaftscrash nicht gefährdet.

Lüneburg. Der Blick auf die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktes in Stadt und Landkreis Lüneburg überrascht. Die Zahl der Arbeitslosen ist laut Statistik der Lüneburger Arbeitsagentur im Juli im Vergleich zum Juni zwar geringfügig gestiegen - um sieben auf 6603. Doch im Vergleich zum Juli 2008, bevor die globale Finanz- und Wirtschaftskrise überhaupt entbrannt war, gibt es gegenwärtig sogar 48 Arbeitslose weniger. Die Weltwirtschaftskrise hat sich offenbar bisher nicht negativ auf den Arbeitsmarkt in Stadt und Landkreis ausgewirkt. Ursache: Eine gesunde Wirtschaftsstruktur und wenig Abhängigkeit vom Hamburger Markt.

Susanne Knuth, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Lüneburg, sagt: ,,Wir stehen im Vergleich zu anderen Regionen in Niedersachsen und auch bundesweit gut da." Die Grundhaltung der Arbeitsagentur für die weitere Entwicklung sei optimistisch, meint sie. "Die Vorzeichen scheinen so zu sein, dass der große Knall auf dem Lüneburger Arbeitsmarkt ausbleibt."

Dennoch räumt Knuth ein, dass eine sichere Prognose schwierig sei - auch wegen der Kurzarbeit. "In der kommenden Woche legen wir die Juni-Zahlen für die Kurzarbeit vor. Und dabei zeichnet sich ab, dass wir im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Verzehnfachung der von Kurzarbeit möglicherweise betroffenen Personen feststellen." Wie viele Arbeitnehmer aber tatsächlich in Kurzarbeit sind oder noch gehen werden, zeige sich erst in drei Monaten. "Wenn die Betriebe mit uns abrechnen. Jetzt nutzen Unternehmen die Möglichkeit, Kurzarbeit anzumelden."

Das Instrument Kurzarbeit sei ein Grund dafür, dass der Arbeitsmarkt in Stadt und Landkreis bisher glimpflich davongekommen ist, sagt Knuth. Doch auch der Umstand, dass die Region Lüneburg nicht so sehr vom zurzeit schwächelnden Hamburger Arbeitsmarkt abhängig sei wie etwa der Nachbarkreis Harburg, der einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnet, trage zu einer bislang entspannten Situation bei. Ebenso, dass Arbeitsplätze nicht von nur einem Wirtschaftszweig zur Verfügung gestellt würden wie etwa in der Region Wolfsburg, die am Tropf von Volkswagen hänge. "Wir haben viele Branchen mit vielen kleinen Betrieben. Und auch die öffentlichen Verwaltungen in Stadt und Kreis sind krisensicher und fangen viel ab", so Susanne Knuth.

Das sieht auch Jürgen Enkelmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Landkreis, so: "Die bunte Mischung erhält Arbeitsplätze. Unser Mittelstand ist breit gefächert aufgestellt und in vielen Marktnischen tätig." Es gebe zahlreiche Spezialisten, die Kunden in verschiedenen Branchen bedienten.

Der Arbeitsmarkt hinke der Wirtschaftskrise zwar hinterher, doch die Sprecherin der Arbeitsagentur, hofft, dass die Krise in der Region aufgefangen werden kann. Anhaltspunkte dafür seien schon zu erkennen. Knuth: "Ein Anzeichen ist, dass nach dem Einbruch im Frühjahr Zeitarbeitsfirmen jetzt wieder offene Stellen melden. Aktuell sind es 400. Das deutet darauf hin, dass der Markt wieder anzieht." Obendrein seien Dienstleistung und Handel gut aufgestellt. "Es werden Mitarbeiter gesucht. In der Altenpflege gibt es zum Beispiel 140 freie Stellen und im Einzelhandel ohne den Kraftfahrzeugmarkt 117." Zudem profitiere der Stellenmarkt maßgeblich von den Lüneburger Firmen in der Lebensmittelproduktion. "Sie sind von der Krise nicht so heftig betroffen und bemühen sich um neues Personal."

Grund zur Euphorie sieht Wirtschaftsförderer Enkelmann im Moment nicht. "Wir müssen erst die Zahlen und Entwicklungen für das dritte Quartal abwarten. Dann sehen wir klar."