Projekt “Wellcome“ verspricht Hilfe im ersten Lebensjahr eines Kindes. Die Kosten sind gering.

Lüneburg. Jonathan (3) findet es super, wenn Petra kommt. Egal ob Vorlesen, Spielen oder Toben, die 46-Jährige nimmt sich richtig viel Zeit für ihn und seinen Bruder Marvin (1). Petra Wichmann ist so etwas wie eine ehrenamtliche Tagesmutter. Seit gut einem Jahr engagiert sich die Frau mit dem strahlenden Lächeln im Projekt "Wellcome".

Träger der Aktion sind die evangelische Familienbildungsstätte und "Ma Donna", ein Fachdienst des Diakonieverbandes. "Wellcome" unterstützt Eltern im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes bei der Betreuung ihres Nachwuchses. Beide Einrichtungen teilen sich die Zuständigkeit. In der Stadt koordiniert die Familienbildungsstätte den Einsatz der Ehrenamtlichen, für den Landkreis übernimmt "Ma Donna" die Einteilung.

"Wellcome ist für alle da. Ob es das erste Kind ist oder das sechste, ob die Mutter alleinerziehend ist oder in eine Familie eingebunden, wir springen ein, bevor der Akku leer ist", sagt Kerstina Peck, Koordinatorin des Projekts bei "Ma Donna". Für Ulrike Hillfritz, Mutter von Jonathan und Marvin, war die Unterstützung von Petra Wichmann Rettung in letzter Minute. Die alleinerziehende Studentin sagt: "Mit meiner letzten Tagesmutter gab es ein paar Probleme. Ich musste in die Uni und brauchte von heute auf morgen eine neue Betreuung für die Kinder."

Eine neue Tagesmutter war so schnell nicht aufzutreiben, daher hielt die 26-Jährige Ausschau nach Alternativen - und stieß auf "Wellcome". Hillfritz: "Ich habe sofort bei Frau Peck angerufen. Und dann ging alles ganz schnell." Kerstina Peck suchte eine passende Ehrenamtliche aus dem zehnköpfigen Team. Die Wahl fiel auf Petra Wichmann: "Dann habe ich mich hier vorgestellt." Alle Beteiligten waren sich sympathisch und Petra Wichmann wurde von Fleck weg engagiert. Zwei bis drei Mal pro Woche kommt die 46-Jährige seitdem zur Betreuung der Kinder.

Für Ulrike Hillfritz eine wertvolle Stütze. Die kinderfreie Zeit nutzt die Studentin aber nicht nur, um ihrem Studium nachzugehen. "Durch Wellcome habe ich auch Zeit, mich mal eine Stunde hinzulegen. Das ist sonst im Alltag mit zwei kleinen Kindern nicht vorgesehen", so Hillfritz. Vier Euro pro Stunde kostet die Betreuung durch eine "Wellcome"-Mitarbeiterin in der Regel. Doch eine Reduzierung bis auf einen Euro pro Stunde ist grundsätzlich möglich. Kerstina Peck: "Wenn eine Familie sich das nicht leisten kann, fragen wir nicht groß nach. Wir hoffen da einfach auf Ehrlichkeit." Von dem Geld erstatten die Einrichtungen den Ehrenamtlichen die Fahrtkosten, versichern die Mitarbeiter und finanzieren Fortbildungen. Die Hälfte der Projektkosten, etwa 6000 Euro, kommen aus dem niedersächsischen Landesprogramm "Familie mit Zukunft". Den Rest teilen sich die Projektträger, in diesem Jahr beteiligt sich erstmals auch der Landkreis mit 1250 Euro.

Das Geld ist gut angelegt - das bezeugen nicht zuletzt die strahlenden Gesichter von Jonathan, Marvin, Ulrike Hillfritz und Petra Wichmann. Aber ein Wermutstropfen bleibt doch: Marvin wird schon bald ein Jahr, dann endet der Einsatz von Petra Wichmann nach den Projektbestimmungen. Und so heißt es auch für das eingespielte Quartett bald Abschied nehmen. Ulrike Hillfritz: "Jonathan fragt ständig, wann Petra wiederkommt. Er wird sie sicherlich vermissen." Und auch Petra Wichmann erklärt: "Mir wird etwas fehlen. Aber es ist nun mal nur für eine begrenzte Zeit und das wusste ich ja von Beginn an. Aber man kann deswegen ja trotzdem ein bisschen traurig sein."