Als Ursache gelten die zunehmende Trockenheit und der Wildblumen-Trend.

Scharnebeck. Sie wird bis zu einem Meter hoch und blüht leuchtend gelb. Sie wächst am Straßenrand, Feldwegen und auf Viehweiden, auch im Garten fühlt sie sich wohl, und sie ist giftig: Kreuzkraut. Die Wildpflanze verbreitet sich derzeit explosionsartig im Landkreis und ist vor allem lebensgefährlich für Weidetiere. "Eigentlich ist Kreuzkraut ganz hübsch", sagt Karin-Ose Röckseisen.

Die Scharnebeckerin hat Anfang des Jahres den Arbeitskreis "Kreuzkraut" ins Leben gerufen.

"Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders aber die Samen", so Röckseisen. "Das Gift, ein Alkaloid, Pyrrolizidin genannt, zerfällt nicht, nachdem man die Pflanze gerupft hat." Es wird weder durch Trocknen, Pressen oder Gären zerstört. So wirkt es eben auch im Heu oder in Silage. Die Tiere fressen es, das Alkaloid reichert sich im Körper an und zerstört die Leber, was letztendlich zu Tod führt. "Drei Pferde, ein Fohlen und zwei Stuten, sind im vergangenen Jahr auf mysteriöse Weise gestorben", so Röckseisen. Ihre Vermutung: Vergiftung durch Pyrrolizidin, denn auf der Weide wuchs Jacobskreuzkraut.

Kreuzkraut ist nur der Oberbegriff für die einheimische Pflanze: Es gibt rund 25 definierte Arten. Alle sind mehr oder weniger giftig. Das Jacobskreuzkraut, das sich im Landkreis Lüneburg immer weiter ausbreitet, ist allerdings am giftigsten. Es blüht von Juni bis September und ist leicht von anderen gelb blühenden Pflanzen zu unterscheiden, denn es hat als einziges Wildkraut 13 Blütenblätter. Das Kreuzkraut ist eine zweijährige Pflanze, das heißt, sie blüht erst im zweiten Vegetationsjahr. Sie produziert hunderttausende Samen, die sich ähnlich wie Löwenzahn durch den Wind verbreiten.

Für die starke Ausbreitung nennt Karin-Ose Röckseisen mehrere Gründe: "Einmal der Klimawandel, denn das Kreuzkraut mag es heiß und trocken. Aber auch der umweltfreundliche Mensch ist schuld. Er vermeidet Herbizide, mäht spät und streut Wildblumensamen aus, damit sich Schmetterlinge und Bienen wohlfühlen." In diesem Mischungen können auch Kreuzkraut-Samen enthalten sein. Röckseisen hat selbst Versuche mit der Pflanze gemacht und beobachtet, dass Insekten oder Schnecken, nachdem sie auf dem Kraut saßen oder davon gefressen hatten, wie gelähmt oder benommen waren.

Auch für Menschen kann Kreuzkraut tödlich sein. So veröffentlichte Helmut Wiedenfeld, Akademischer Direktor des pharmazeutischen Instituts der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, dass es bereits in Indien, Afghanistan und Russland zu Todesfällen kam. Die Menschen hatten Brot verzehrt, das mit Getreide gebacken wurde, in dem der Wirkstoff Pyrrodizidin enthalten war. Eine derartige Verunreinigung von Getreidefeldern gebe es in Westeuropa allerdings noch nicht.

Der Arbeitskreis Kreuzkraut e.V. lädt morgen, 19 Uhr, zu einem Informationsabend im Gasthaus Rose, Echemer Straße, in Scharnebeck ein. Der Eintritt ist frei.

www.ak-kreuzkraut.de