Noch immer sind die Geschehnisse rund um eine Prügelei in Marschacht nicht lückenlos aufgeklärt. Nun ermittelt sogar der Staatsanwalt.

Marschacht

Für Aufsehen sorgt seit Wochen eine handgreifliche Auseinandersetzung in Marschacht, zu der es während des Osterfeuers zwischen dem Jugendpfleger der Samtgemeinde Elbmarsch und Mitgliedern der örtlichen Feuerwehr gekommen sein soll. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen der nunmehr der arbeitslose Jugendpfleger Detlef Schon, die Feuerwehr, erregte Jugendliche, ein Samtgemeindebürgermeister sowie ein nach Antworten suchender Ratsherr.

Angeblich soll Detlef Schon alkoholisiert und in Begleitung seines taubstummen Sohnes sowie anderer Jugendlicher im April besagtes Osterfeuer besucht haben. Was tatsächlich vorgefallen ist, lässt sich abschließend nicht klären. Jedoch berichten Zeugen von einer heftigen verbalen und letztlich körperlichen Auseinandersetzung zwischen Schon und einem Mitglied der Feuerwehr.

Der Jugendpfleger konnte sich zu dem Vorfall nicht äußern: "Leider kann ich mich an nichts erinnern." Der anscheinend in die Schlägerei verwickelte Gemeindejugendfeuerwehrwart Lothar Plieschke bestreitet eine Schlägerei: "Es hat keine Auseinandersetzung stattgefunden. Ich hab nichts gemacht." Plieschke hat die Angelegenheit dem Rechtanwalt übertragen.

Offenbar genau erinnern können sich hingegen die Marschachter Jugendlichen Torben M. und Kai B. (Namen von der Redaktion geändert). Detailliert berichtet Torben: "Als sich der Streit zwischen Plieschke und Schon entwickelte, versuchte Detlefs taubstummer Sohn, den Vater wegzuziehen. Da haben Mitglieder der Feuerwehr den Jungen angebrüllt und sind auf ihn losgegangen. Schließlich lag ein Feuerwehrmann auf Detlefs Sohn und drückte seinen Arm an dessen Hals." Als Schon versuchte habe, seinen Sohn zu retten, hätten Feuerwehrmänner ihn heftig geschubst. "Plötzlich lag der Jugendpfleger bewusstlos am Boden." Die Sechzehnjährigen finden es ungerecht, dass allein Schon nun die Schuld tragen soll. Für Torben steht fest: "Wenn es bei der Entlassung bleibt, werde ich mich dafür einsetzten, dass auch Plieschke sein Amt niederlegen muss."

Der Vorfall kostete Detlef Schon inzwischen die Anstellung als Samtgemeindejugendpfleger. Zwar trennten sich Samtgemeinde und Pfleger einvernehmlich, doch zeigt sich Schon betroffen: "Ich fühle mich für meine Person verantwortlich und hab natürlich auf die Fortsetzung meiner Arbeit gehofft. Schließlich habe ich keinen Weltkrieg angezettelt." Unterdessen erstatteten aber zwei Feuerwehrmänner Anzeige wegen Körperverletzung. Der Fall beschäftigt jetzt auch die Lüneburger Staatsanwaltschaft.

Für Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth war es eine schwere Entscheidung hin zum Auflösungsvertrag. "Wenn jemand unter Alkoholeinfluss Gewaltbereitschaft zeigt, dann ist das schwierig". Auch vor dem Hintergrund einer bevorstehenden Reise der Jugendlichen nach Polen.

Es bleiben Fragen. Um Klarheit zu erhalten, hat der Oldendorfer CDU-Ratsherr und Rechtsanwalt Dr. Jörn Lütjohann 43 Anfragen an den Bürgermeister der Samtgemeinde gerichtet. Ziel seiner Anfrage ist es, "möglichen Dreck unter dem Teppich wegzukehren". Unter anderem fragt er nach rechtsradikalen Straftaten.

Zu den angeblichen "Sieg Heil"-Rufen aus den Reihen der Feuerwehr nahm der Marschachter Ortsbrandmeister Matthias Dittmer in der Bürgerfragestunde der aktuellen Samtgemeinderatssitzung Stellung: "Wir haben keine Gäste mit Sieg Heil begrüßt und waren an keiner Schlägerei beteiligt." Was die Naziparolen betrifft, sprach Bürgermeister Roth die Kameraden frei: "Als die Polizei vor Ort eintraf, war die Rauferei bereits beendet. Die Naziparolen wurden aus einer Gruppe von Jugendlichen gerufen. Die Polizei hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt."

Für viele weitere der 43 Fragen des CDU-Ratsherrn Jörn Lütjohann hat Bürgermeister Rolf Roth übrigens wenig Verständnis: "Die glichen fast schon einem Verhör". Und seien deshalb einer sachlichen Aufarbeitung kaum dienlich.