Zum Teil hat der Belag nur zehn Jahre gehalten. Grund: Mindere Qualität oder starker Verkehr.

Winsen/Handorf

Zentimeter für Zentimeter bewegt sich die Asphalt-Fräse über die Autobahn. Das gelbe Fahrzeug mit der Bezeichnung SAT W 2100 ist derzeit in großer Mission unterwegs: Stück für Stück fräst es die Straßendecke der Autobahn 250 zwischen den Anschlüssen Winsen und Handorf weg. 14 Zentimeter tief gräbt sich der Koloss in die Autobahn hinein - der "Splittmastixasphalt" landet über ein Förderband in einem Lastwagen, der im Trippeltempo vorweg fährt.

"Wir liegen gut im Zeitplan - bis zum Pfingstwochenende sollen die Arbeiten auf der A 250 abgeschlossen sein", sagt die Leiterin der Autobahnmeisterei Hittfeld, Anke Nordholz (54). Bis dahin müssen die Autofahrer in Richtung Lüneburg in Winsen-Ost die Autobahn verlassen und über die Kreisstraße 87 - die ehemalige Bundesstraße 4 - und über die Bundesstraße 404 zum Anschluss Handorf ausweichen, wenn sie in Richtung Lüneburg fahren wollen. Ab Dienstag, 2. Juni, werden dann noch in Fahrtrichtung Hamburg die Abfahrt Winsen-Ost und die Auffahrt Winsen-West sowie in Fahrtrichtung Lüneburg die Abfahrt Lüneburg repariert.

Die Bauarbeiten in Auftrag gegeben hat die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStbV) in Lüneburg, weil der zuständige Geschäftsbereich in Verden mit dem Ausbau der Autobahn 1 zwischen Bremer Kreuz und Buchholzer Dreieck "gut ausgelastet" ist. Die Bauarbeiten führt die Firma Strabag, Köln, nach eigenen Angaben "Marktführer im deutschen Verkehrswegebau" aus. Für die Verkehrssicherheit sorgt die Firma BAS Verkehrstechnik AG aus dem niedersächsischen Hemmingen, die Fahrbahn markiert die Firma FVG Fahrbahnmarkierungen und Verkehrsleittechnik GmbH aus Dahlenburg im Landkreis Lüneburg. Die Arbeiten kosten insgesamt 3,5 Millionen Euro.

"Warum muss die A 250 eigentlich repariert werden?" fragen sich indes viele Autofahrer. Bis vor kurzem konnten sie noch so schnell sie wollten die Strecke zwischen den Anschlüssen Maschen und Lüneburg-Nord befahren. Der Abschnitt zwischen Winsen-Ost und Handorf war erst Ende vergangenen Jahres mit einem Tempo-120-Schild markiert worden. Wie kann plötzlich eine Straße so schlecht sein, auf der Autofahrer vor kurzem noch mit Tempo 250 fahren konnten?

Bauamtsrätin Anke Buchholz: "Die 14 Kilometer lange Strecke, die wir instand setzen, war schadhaft und sehr unterhaltungsaufwendig. Die Instandsetzungsarbeiten waren mit eigenen personellen Mitteln nicht mehr zu stemmen. Seit drei Jahren hatten wir stark zunehmend netzartige Risse in der Oberfläche und auch breite Risse in der Mitte. Ein durchgehender Riss in der Deckschicht war zwei Kilometer lang." Vor allem nach längeren Regenzeiten und nach dem Winter seien "Ausbrüche in der Deckschicht" und "Schlaglöcher in der Fahrbahn" festzustellen gewesen." Ihr Fazit: "Um einen verkehrssicheren Zustand zu erhalten, mussten wir den Fahrbahnbelag erneuern."

Zwischen Winsen-Ost und Handorf rollt der Verkehr seit 1995 - die Fahrbahndecke ist seit dem nicht ausgetauscht worden. Hier wird jetzt der Hauptfahrstreifen erneuert. Schlechter sieht die Bilanz zwischen Winsen-West und -Ost aus: Hier wurden die Hauptfahrstreifen vor exakt zehn Jahren erneuert - von den Firmen Willi Meyer Bauunternehmen GmbH (Uelzen) und Matthäi Bauunternehmen GmbH & Co. KG (Verden). Jetzt haben Bauarbeiter in Fahrtrichtung Hamburg beide Fahrstreifen wieder erneuert - geblieben ist eine ungefähr zehn Zentimeter dicke Binderschicht in der Fahrbahnmitte auf zwei Meter Breite. In Fahrtrichtung Lüneburg sind auf beiden Fahrstreifen Binder- und Deckschicht (vier Zentimeter dick) komplett ausgewechselt worden. Der Bereich zwischen Handorf und Winsen-Ost bleibt, wie er ist. Die Baufirmen geben für ihre Straßenarbeiten fünf Jahre Garantie.

Eine Asphaltschicht halte im Schnitt 15 Jahre, eine Betonschicht 30 Jahre, sagt die Fachbereichsleiterin Bau und Betrieb, Maren Quast (32), in der Landesbehörden-Dependance in Verden. Der Abschnitt zwischen Winsen-West und Ost hat also mit zehn Jahren verglichen mit der Durchschnittsautobahn ein Drittel weniger lang gehalten. Woran lag das? Antwort: "Das Material, das eingebaut wurde, entsprach möglicherweise nicht unseren Qualitätsanforderungen. Möglicherweise hat auf der A 250 aber auch der Verkehr zugenommen, oder es fahren mehr Lkw. Lkw verursachen 90 Prozent der Straßenschäden."