Nicht nur Musik, sondern auch Bildung: Eine Ausstellung, Rundgänge und Workshops gehören zu dem Festival Sonar auf dem Uni-Gelände dazu.

Lüneburg. Das Thema Rassismus ist den Organisatoren des Sonar-Festivals in Lüneburg so wichtig, dass es nicht in einer Vortragsveranstaltung abgehandelt werden kann. Im Gegenteil: Öffentlich und laut soll es zur Sprache kommen am Freitag auf dem Uni-Campus, Festivalatmosphäre inklusive. Bands sind eingeladen, Clowns treten auf, aber auch Workshops rund um das Thema Rassismus sind geplant: Besucher und Veranstalter feiern - mit ernstem Hintergrund.

Zum vierten Mal findet das Sonar (das früher Radar hieß) statt, organisiert vom Antirassismusrat der Studentenvertretung an der Uni. "Das Festival ist eine Plattform für antirassistische Arbeit", sagt Theresa Lauw, die die Veranstaltung nicht zum ersten Mal mitgeplant hat. Eingeladen sind nicht nur Studierende, sondern ausdrücklich auch Schüler und Lüneburger jeden Alters. Theresa Lauw hat ein persönliches Motiv in ihrem Kampf gegen Rassismus. "Ich denke unsere Gesellschaft könnte so viel schöner sein ohne den alltäglichen Rassismus", sagt die Lüneburgerin.

Das Festival-Programm beginnt um 11 Uhr. Mitglieder der Geschichtswerkstadt laden zu einem Stadtrundgang unter dem Titel "Lüneburg unter dem Hakenkreuz" ein. Treffpunkt ist das DGB-Haus, Heiligengeiststraße 28. Ebenfalls um 11 Uhr beginnt eine Gutscheinrallye, die Interessierte mit den Aktiven der Umtauschinitiative absolvieren können. Hintergrund der Aktion: In Niedersachsen erhalten Asylbewerber überwiegend Gutscheine, mit denen sie Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs kaufen müssen. Allerdings werden die Gutscheine nicht in allen Läden Lüneburgs angenommen, zudem darf kaum Wechselgeld in bar ausgezahlt werden. Das sind nur einige Probleme, die Asylbewerbern im Umgang mit den Gutscheinen entstehen können. Wer selbst einmal ausprobieren möchte, wie es ist, auf die Gutscheine angewiesen zu sein und mehr über die Arbeit der Umtauschinitiative erfahren möchte, kommt um 11 Uhr zum Treffpunkt Anna & Arthur, Katzenstraße 2.

Für den Nachmittag sind zwei Workshops geplant, die um 13 Uhr beginnen. In einem berichten Mitglieder des Vereins Karawane Hamburg von ihrer Arbeit mit Flüchtlingen und geben Tipps, wie Interessierte Asylbewerbern im Alltag helfen können. "Dazu gehört zum Beispiel die Begleitung zu Amtsgängen und Informationen über die medizinische Versorgung. Besonders hilfreich ist das, wenn die Deutschkenntnisse der Betroffenen gering sind", sagt Theresa Lauw.

Über "Neofaschismus und die Adaption linker Symbolik" erfahren Teilnehmer des zweiten Workshops mehr. Das Thema habe zuletzt mehr Aufmerksamkeit erfahren, da sich die Strategien der Rechten weiter entwickelt haben, sagt Theresa Lauw. "Heute erkennt man Neonazis nicht unbedingt an Glatzen und Springerstiefeln. Die Rechten haben viele Jugendkulturen unterwandert und kleiden sich entsprechend der jeweiligen Szene."

Forscher haben zudem festgestellt, dass Rechtsradikale in den vergangenen Jahren vermehrt versucht haben, ihre Themenkreise zu erweitern. Eines dieser Beispiele ist der Tier- und Umweltschutz. In dem Workshop soll nicht nur darauf eingegangen werden, welche Details an der Kleidung Träger rechten Gedankengutes verraten. Außerdem wird die veränderte Argumentationsstrategie der Neofaschisten aufgezeigt.

Zum ersten Mal setzen die Festival-Macher auf ein Rahmenprogramm. So wird es neben den Auftritten des Clowns Fidalino und Jonglage-Einlagen einen Stand mit Siebdruck-Presse geben, an dem Besucher mitgebrachte T-Shirts und Pullover bedrucken lassen können. Kinder können sich schminken lassen, es wird einen Büchertisch und die Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland" der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten wird zu sehen sein. Darin wird die Entwicklung rechter Tendenzen und Strukturen in Deutschland vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute nachgezeichnet.

Der Nachmittag soll im Zeichen der Musik stehen. Ab 14.30 Uhr geht es los, den Auftakt macht die Band Spring leads you home tonight. Von Techno über melodiösen Rock der Band Frau Potz bis hin zu elektronisch unverstärkten Klängen der Band Aerodice, die Beatboxsounds mit Didgeridoo-Klängen mischt.

Jonas Bannert, für sein Studium aus Schleswig-Holstein nach Lüneburg gezogen, findet es "wichtig, Engagement in der Gesellschaft zu zeigen". Der 21-Jährige hat festgestellt, dass zwischen der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit Rassismus häufig eine Lücke klafft. "Es gibt unheimlich viele Wissenschaftler und Forscher, die zum Thema Alltagsrassismus arbeiten. Es ist also ein Thema. Trotzdem besteht aus meiner Sicht auch in der Mitte der Gesellschaft noch viel Aufklärungsbedarf."

Ähnlich wie das lunatic, lebt das Sonar von vielen freiwilligen Helfern. Alle Veranstaltungen sind ehrenamtlich organisiert, auftretende Künstler spielen für den guten Zweck. Wer die Organisatoren noch unterstützen möchte, kann sich auf der Homepage www.sonar2012.de.vu. melden. Der Eintritt zum Festival ist frei. Auf dem Gelände gibt es Speisen und Getränke gegen Spende. 22 Uhr startet die Aftershow-Party in den Räumen der Uni.