Brietlinger Schützenverein verkauft Schuldscheine, um den Bau einer Schießsportanlage bezahlen zu können. Es fehlen 32.000 Euro.

Brietlingen. Wenn Vereine ihre Heime renovieren, erweitern oder gar neu bauen, dann packen ihre Mitglieder mit an. Unter ihnen sind oftmals Profis oder zumindest begeisterter Laien, die gern zu Kelle und Hammer greifen. Vereint in der Arbeit nach Feierabend hoffen sie, eine knappe Finanzierung durch hohe Eigenleistungen aufzupeppen. Eigenleistung ist überdies Voraussetzung, wenn Sportbund und Kommunen den Vereinen finanzielle Unterstützung gewähren.

Für den Neubau eines Schützenhauses in Brietlingen haben der Kreissportbund Lüneburg, die Gemeinde Brietlingen, die Samtgemeinde Scharnebeck, der Landkreis Lüneburg, die Sparkasse Lüneburg und diverse Spender in den vergangenen Jahren mehr als 200 000 Euro freigegeben. "Der Verein selbst hat sich mit 10 000 Euro beteiligt. Darüber hinaus haben sich die Vereinsmitglieder zu einer einmaligen Zahlung von je 100 Euro verpflichtet, sodass nochmals 16 000 Euro in die Vereinskasse gespült wurden", sagt Schützenpräsident Michael Detje.

Und dennoch klafft jetzt eine Lücke von rund 32 000 Euro im Finanztopf. "Die ist für uns unvorhersehbar durch Kosten von Gutachten, Genehmigungen, Prüfungen und andere Forderungen seitens der Bauaufsichtsbehörde aufgetreten", sagt der 47-Jährige. Seit fünf Jahren ackern er und andere Vereinsmitglieder jeweils sonnabends am Bau. "130 von 200 Schützenschwestern und -brüdern haben bisher mindestens 10 000 Arbeitsstunden geleistet."

+++ Estebrügger Gilde feiert 400-jähriges Bestehen +++

Damit der Bau endlich vollendet und das neue Haus mit seinen diversen Schießanlagen zum 50-jährigen Vereinsbestehen im kommenden Jahr vollendet ist, hat sich der Präsident etwas Ungewöhnliches einfallen lassen. "Der Vorstand hat sich nunmehr dazu entschlossen, gerade auch, um die Verpflichtung für ein aufzunehmendes Darlehen zu umgehen, Bausteine anzubieten und auszugeben."

Bei diesen Bausteinen handelt es sich um gedruckte und fortlaufend nummerierte Empfangsbestätigungen des Schützenvereins. Sie werden zu fünf, zehn, 20, 50, 100, 200 Euro oder in beliebiger Höhe ausgegeben und können in uneingeschränkter Zahl erworben werden. Allein dreizehn Bausteine zwischen fünf und 50 Euro wurden während des Brietlinger Dorffestes am vergangenen Wochenende ausgegeben.

Der Verein selbst verpflichtet sich, drei Jahre nach der Fertigstellung der Schießsportanlage jeweils nach Jahresende, eine unter Berücksichtigung der vorhandenen Mittel mögliche Anzahl von Bausteinen zum Nennwert zurückzuzahlen. Welche Nummer zur Auszahlung kommt, entscheidet das Los.

Die Idee geht auf Michael Detjes Vater Gustav zurück. Dem ehemaligen Schützenpräsidenten gelang es vor Jahren ebenfalls auf diese Weise, ein finanzielles Desaster zu verhindern. Auch hier galt das Versprechen, mittels Losverfahren das Geld zurückzuzahlen. "Allerdings haben alle Spender darauf verzichtet", sagt Detje Junior.

Die Kleinkredite werden für den Innenausbau der Schießsportanlage verwendet. Die Klinkersteine zur Verkleidung der Schießhalle liegen seit langem bereit. Sie spendete der Brietlinger Unternehmer Henri Karls. "Die Steine haben sicherlich einen Wert von 50 000 Euro", schätzt Michael Detje.

Trotz der langwierigen Bauarbeiten hat der Verein in den vergangenen Jahren Zulauf erhalten, besonders von jungen Schützen. "Wir haben ausgebildete Schießsportleiter mit einer Jugendlizenz engagiert, die im wahrsten Sinne des Wortes eingeschlagen sind", sagt Detje. "Seitdem ist unsere Jugendgruppe von nahe Null auf 30 Mitglieder gewachsen."

Dass Geldsorgen bei Schützenvereinen keine Seltenheit sind, zeigt das Beispiel des Vereins in Scharnebeck. Dort springt der seit 2001 bestehende Förderverein ein, sobald es eng wird. Der Verein eröffnet den Schützen einen zusätzlichen finanziellen Handlungsspielraum, wodurch Trainings- und Jugendmaßnahmen finanziert sowie traditionelle Schützenveranstaltungen unterstützt werden können.

Seit seiner Gründung konnte er den Schützenverein mit bisher gut 20 000 Euro fördern. Es wurde verstärkt die Jugend bedacht, für die verschiedene Ausrüstungsgegenstände wie Bogen, Lichtpunkt- oder Luftgewehre angeschafft werden konnten. Der Förderverein hat sich auch immer wieder bei der musikalischen Gestaltung während der Schützenfeste engagiert. Und nicht zuletzt konnte 2009 ein Scheck über 4000 Euro zur Unterstützung des Neubaus der elektronischen Trefferaufnahme im Kleinkaliberbereich überreicht werden.