Polizisten aus Winsen und Lüneburg sichern verschiedene Groß- und Schwertransporte auf der Umleitungsstrecke durch die Elbmarsch.

Winsen. Sascha Porst reagiert leicht nervös, als ihm in der Dunkelheit der Elbmarsch ein Fahrzeug mit zwei Scheinwerfern sowie einem zusätzlich leuchtenden Dachwerbeschild entgegenkommt. Aus etwa hundert Meter Entfernung kann er deutlich erkennen, dass es sich um einen größeren Sattelzug handeln muss. Porst gibt mit der Lichthupe seines VW Passat ein Signal an den Lkw-Fahrer, der daraufhin sein Tempo leicht reduziert.

"Viele Brummifahrer kennen das schon und reagieren sehr gut", sagt Porst. Der 32 Jahre alte Polizeikommissar gehört zwar zum Einsatz- und Streifendienst der Dienststelle in Winsen. Seine Nachtschicht ist aber vor allem damit ausgefüllt, sogenannte Großraum- und Schwertransporte zu begleiten. Der erste ihm in dieser Nacht folgende Lkw-Fahrer bringt eine knapp 47 Tonnen schwere Trafostation von Hildesheim nach Eckernförde.

Für die Tour des nicht in Einzelteilen zu zerlegenden Betonhäuschens musste der Spediteur eine Sondergenehmigung bei der Verkehrsbehörde seines Firmensitzes beantragen. Für die zwischen 22 und 6 Uhr genehmigte Fahrtstrecke wurde dem Fahrer auferlegt, Brücken nur allein zu überqueren. In dem Augenblick, als Porst den entgegenkommenden Lkw-Fahrer per Lichthupe zum Bremsen aufforderte, lag der verengte Straßenweg über die Ilau vor dem reisenden Trafohäuschen.

Die Touren solcher Transportfahrzeuge, die schwerer als 40 Tonnen, länger als 18,75 Meter, breiter als 2,55 Meter oder höher als vier Meter sind, führen seit einem Vierteljahr über die Bundesstraße 404. Der Grund dafür sind die Bauarbeiten an der Autobahn 1 nördlich der Anschlussstelle Harburg. Die dortige Elbbrücke ist nicht mehr für Schwertransporte zugelassen.

Um diesen Engpass zu umgehen, müssen die mit gelbem Warnblinklicht und die teilweise in Schrittgeschwindigkeit fahrenden Lkw am Maschener Kreuz auf die Autobahn 39 in Richtung Lüneburg wechseln. An der Anschlussstelle Handorf geht es auf die Bundesstraße 404 in nördlicher Richtung weiter. Nun gibt es für Sascha Porst auf niedersächsischem Gebiet fünf kleinere Brücken abzusichern. Die größte davon führt auf halber Strecke bei Oldershausen über den Ilmenaukanal.

Nach 15 Kilometern ist das Elbufer erreicht. Kurz hinter der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein ist der Einsatz für den niedersächsischen Landesbeamten dann zu Ende. "Die Großraum- und Schwertransporte werden im Verbund abgearbeitet", sagt Porst. Neben seinen Kollegen der Winsener Wache werden in einigen Nächten auch die Beamten im Landkreis Lüneburg angefordert, auf dessen Gebiet der südliche Abschnitt der B 404-Strecke liegt. Darüber hinaus gibt es Einsatzfahrten von Angehörigen der Autobahn- und der Bereitschaftspolizei.

Die bis zu 20 Begleitfahrten am Wochenbeginn beziehungsweise vor einem langen Wochenende sind auf der eigentlichen Strecke nicht vorgeschrieben und werden derzeit von der örtlichen Polizei erledigt. Auf Ganovenjagd rund um Winsen gehen bei Bedarf die Polizeibeamten aus Seevetal und Buchholz, deren Dienststellen ebenfalls rund um die Uhr besetzt sind.

"Im Oktober dürfen wir ja wieder die alte Route fahren", sagt Marco Spreen erleichtert. "Dat is beter." Der niederländische Lkw-Fahrer hat sich auf Schwertransporte spezialisiert. In dieser Nacht liefert er einen rund 40 Tonnen schweren Bagger nach Dänemark. Weil sein Gespann die Höhengrenze um zehn Zentimeter überschreitet, darf er diesmal nicht in den Elbtunnel einfahren, was seine Tour auch zeitlich verkürzt hätte. Um seine vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten, hat er nun für vier Uhr einen Zwischenstopp zum Schlafen an der E 45 in der Nähe der Grenzstadt Padborg eingeplant.

Zusammen mit seinem ebenfalls aus den Niederlanden kommenden Berufskollegen Erik Zwiers, der einen 33 Tonnen schweren Kettenkran zum Verschiffen nach Russland in den Ostseehafen Sassnitz liefert, wurde Spreen ab der deutschen Grenze von Stefan Brandt begleitet. Der Fahrer bei der TRS Transport Service GmbH aus Bunde bei Leer folgt den Lastwagen mit einem elektronischen Warnschild, das auf die beiden vorausfahrenden Schwertransporter hinweist.

Der Treffpunkt mit dem Winsener Polizisten Porst ist der A-39-Rastplatz Busschewald. Dorthin wird Porst von Luna gelotst, dem Lage- und Führungszentrum der Polizeidirektion Lüneburg, bei dem sich die speziell ausgebildeten Schwertransporteure anmelden, wenn sie sich aus östlicher Richtung auf der A 1 beziehungsweise aus dem Süden auf der A 7 nähern.

Fahrer, die von der A 1 aus Hamburg zum Maschener Kreuz wollen, begleiten Streifenwagen aus Schleswig-Holstein bis zu dem A-39-Rastpaltz im östlichen Landkreis Harburg. Porst und seine niedersächsischen Kollegen wiederum eskortieren die ihnen zugewiesenen Transporte bis vier Kilometer auf das Hoheitsgebiet des Nachbarbundeslandes im Norden.

Kurz vor der Brücke nach Geesthacht gibt Porst per Funkgerät an Stefan Brandt im hinteren Sicherungsfahrzeug durch, dass er sich jetzt von dem Konvoi absetzt und in schnellem Tempo vorausfährt. Auf der anderen Uferseite angekommen, stellt er seinen blau-silberfarbenen VW Passat mit eingeschaltetem Blaulicht auf die Mitte der Fahrbahn und stoppt den entgegenkommenden Verkehr mit der klassischen roten Halt-Kelle.

Der hinter dem Schwertransport fahrende Begleiter lässt sich währenddessen zurückfallen und hält die Schlange der nachfolgenden Auto- und Lkw-Fahrer mit einem Überholverbotsschild aus LED-Lampen am Heck des sogenannten BF3-Wagens auf. Die zwei begleiteten Lkw können dadurch ganz allein die 237 Meter lange Vorlandbrücke, die 410 Meter lange Wehrbrücke und die 175 Meter lange Schleusenbrücke passieren, ganz so wie es der 29 Seiten starke Auflagenkatalog vorsieht.