Der Landtagsabgeordnete der CDU Heiner Schönecke setzt sich für eine Erweiterung in Richtung Süden ein. Die Idee gilt als technisch machbar.

Winsen. Die vor Jahrzehnten erstmals ins Spiel gebrachte Idee zum Ausbau des S-Bahnnetzes bis nach Tostedt und über Winsen nach Lüneburg erlebt eine Renaissance: Der CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke aus Elstorf hat Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) gebeten, eine Machbarkeitsstudie zur S-Bahnerweiterung im Hamburger Süden in den Gremien der Metropolregion Hamburg und in seinen Gesprächen mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zu unterstützen.

Eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen in Richtung Hamburg bei der Privatbahn Metronom von 2005 bis 2010 und Prognosen, dass die Bevölkerung in den Landkreisen Harburg und Lüneburg wachsen wird, sind laut Schönecke handfeste Gründe, die S-Bahn nach Tostedt und Lüneburg zu entwickeln. Beide Strecken gehören neben der Richtung Stade zu den wichtigsten Siedlungsachsen im niedersächsischen Teil der Metropolregion.

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Hamburg und Schleswig-Holstein hätten bereits Machbarkeitsstudien in Richtung Kaltenkirchen, Bad Oldesloe und Elmshorn entwickelt. Es sei an der Zeit, sagt Schönecke, solche Machbarkeitstudien auch zu den beiden wichtigen Achsen nach Tostedt und Lüneburg zu erstellen. "Wenn wir in zehn bis 15 Jahren Erfolg haben wollen, müssen wird das heute in Auftrag geben."

Die Idee reicht bis in das Jahr 1975 zurück. Damals brachte der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zur S-Bahn-Erschließung des Stadtteils Harburg eine S-Bahn über Hittfeld nach Buchholz ins Spiel. Im Jahr 2000 belebte die S-Bahn Hamburg in ihrer Studie "Strategie zur Entwicklung des Regionalverkehrs und der S-Bahn in der Region Hamburg" die Idee einer Verbindung nach Winsen und Buchholz neu.

Von einem Tunnelneubau an der unterirdischen S-Bahnstation Harburg-Rathaus war damals die Rede, der in Wilstorf auf die Eisenbahnstrecke nach Buchholz und Winsen treffen sollte. Zu einer Machbarkeitsstudie reichte es aber nie.

Technisch gilt die S-Bahn als machbar. Das sei mit Entwicklung der Zweistrom-Triebwagen für die S-Bahnverlängerung nach Stade Ende 2007 möglich geworden, sagt Dietmar Opalka, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO). Diese S-Bahn-Triebwagen sind für die unterschiedliche Stromversorgung im hamburgischen und niedersächsischen Schienennetz geeignet. Stromwechselstellen und neue Bahnsteige müssten gebaut werden.

Die Strecke nach Stade sei mit denen nach Buchholz und Lüneburg nicht vergleichbar. Deshalb, so Opalka, könnten die Kosten für die S-Bahn in den Landkreis Harburg heute noch nicht einmal geschätzt werden.

"Alles, was der Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs, ob Bus oder Schiene, dient, wird von uns unterstützt", sagt Katrin Holzmann, Sprecherin des Landkreises Lüneburg. Um noch mehr Metronom-Züge von Lüneburg nach Hamburg einsetzen zu können, was die Fahrgastzahlen bereits hergäben, müsste jedoch die Aufnahmekapazität des Hamburger Hauptbahnhofs erhöht werden. Holzmann: "Eine Machbarkeitsstudie kann hier hilfreich sein. Sie müsste allerdings die private OHE-Bahnstrecke von Stelle über Hützel bis Celle berücksichtigen."

Klaus Steinfatt, Sprecher des Fahrgastbeirats für den Landkreis Harburg, nennt mehrere Gründe für den Bau der S-Bahn. "Die Fahrgastzahlen in den Zügen sind in den vergangenen Jahren explodiert, die Benzinpreise steigen immer weiter, und auch in Zukunft werden immer mehr Leute von Hamburg aufs Land ziehen." Schon jetzt seien die Züge zwischen Hamburg und Tostedt und Hamburg und Lüneburg vor allem im Berufsverkehr übervoll.

Aus seiner Sicht sollte man die Lösung S-Bahn in einer Studie endlich ernsthaft untersuchen. "Bisher hatten wir das Gefühl, dass man den Vorschlag immer abgetan hat." Weil das bestehende Schienennetz schon jetzt mit Fern-, Nah- und Güterverkehrszügen ausgelastet sei, plädiert Steinfatt für den Bau separater S-Bahn-Gleise. Der Hauptknackpunkt seien die fehlende Infrastruktur und die verstopften Bahnhöfe in Harburg und Hamburg.

Auch Dirk Bostelmann (CDU), Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt, hält die S-Bahn für dringend nötig. Tostedt habe viele Pendler in Richtung Hamburg. "Wir begrüßen, dass Heiner Schönecke das Thema wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt", sagt auch Bernhard Frosdorfer, Sprecher des Landkreises Harburg. Nach wie vor sei die S-Bahn Teil des aktuellen Regionalen Raumordnungsprogramms des Landkreises.

Frosdorfer betont, dass eine Machbarkeitsstudie nicht nur die Möglichkeit einer S-Bahn überprüfen sollte, sondern auch den sogenannten S-Bahn-ähnlichen Verkehr. Das könnten beispielsweise Nahverkehrszüge sein, die in 20-Minuten-Taktung bis Hamburg-Hauptbahnhof durchfahren.