Angesichts der aktuellen Staus auf den Straßen bekommt der Ruf nach einer S-Bahnverbindung bis Winsen und Tostedt neue Kraft.

Winsen. Auf den Straßen im Hamburger Süden herrscht Verkehrschaos, seit vor fast zwei Wochen im Bereich Wilhelmsburg, zwischen dem Autobahnkreuz Hamburg-Süd und dem Autobahndreieck Hamburg-Südost, die Norderelbbrücke der Autobahn 1 wegen Asphaltierungsarbeiten halbseitig gesperrt wurde. Die täglichen Staus auf allen Hauptverkehrsstressen in Richtung Norden bringen Autofahrer zur Verzweifelung.

Ähnlich verzweifelt sind allerdings auch die Fahrgäste der Bahn in der südlichen Metropolregion, weil die Lokführer der Metronom-Züge schon seit Monaten unregelmäßig gestreikt haben und dann kein Zug mehr fuhr.

In dieser Situation wird die Forderung wieder laut, die Hamburger S-Bahn in der südlichen Metropolregion weiter auszubauen, einerseits bis zum Bahnhof Winsen und andererseits über Buchholz bis Tostedt.

Der Landkreis Harburg bohrt bereits seit elf Jahren an diesem dicken Brett. Nun scheint das Engagement wieder neue Nahrung zu bekommen, denn nördlich der Elbe verhandeln Hamburg und Schleswig-Holstein über einen S-Bahnbau vom Hauptbahnhof über Ahrensburg bis Bad Oldesloe. Wenn es dort mit der S4-Linie funktioniert, so ist aus dem Kreishaus in Winsen zu hören, dann muss auch das Schienennetz im Hamburger Süden entsprechend entwickelt werden können. Einer der Leidtragenden der derzeitigen Verkehrssituation ist Abendblatt-Leser Wolfgang Schubert aus Meckelfeld. "Ich bin kaufmännisch tätig", sagt er, "und fahre jeden Tag mit dem Auto durch den Stau nach Hamburg hinein. Das ist eine wirkliche Katastrophe." Schubert sagt, dass er eigentlich viel lieber mit der Bahn fahren würde, aber ab 20 Uhr sei auch der Fahrplan der Metronom-Züge dünn, und ebenso lang müsse man auf Busse warten, um abends nach Hause zu kommen.

Schubert: "Ich wünsche mir, dass der Hamburger Verkehrsverbund das Streckennetz der S-Bahn mit ausreichender Zugtaktung nach Winsen und Buchholz ausbaut - und dass Meckelfeld auch einen richtigen S-Bahnhof bekommt."

Schubert weiter: "Das würde zu einer Aufwertung der gesamten Region beitragen. Viele Bewohner aus dem Landkreis Harburg hätten somit auch am Abend die Chance, zu einem unbekümmerten Stadtbummel nach Hamburg zu fahren. Ich denke, dass Politiker in Hamburg und im Landkreis Harburg den Ausbau der S-Bahn in unserer Region mal mit etwas mehr Nachdruck voranbringen sollten."

Schubert liegt mit seinen Wünschen voll auf der Linie der im Landkreis Harburg bereits gefassten Beschlüsse. Carsten Peters, Stabstellenleiter für Städtebau und Raumordnung im Landkreis Harburg: "Bereits seit dem Jahr 2000 liegt dazu ein Beschluss des Kreistages für das Regionale Raumordnungsprogramm vor. Darin ist das langfristige Ziel definiert, die Hamburger S-Bahn nach Winsen und ebenso über Buchholz bis Tostedt fahren zu lassen. Auch der Bau eines S-Bahnhofs in Meckelfeld ist Bestandteil. Es gab dazu auch bereits Konsultationen mit dem Hamburger Verkehrsverbund."

Schubert verweist auf Schwierigkeiten, die der HVV auf der langen S3-Strecke nach Stade sammelt. Die dort durch Güterzüge und Regionalzüge auftretenden Störungen des Fahrplans würden sich auf die gesamte Taktung im S-Bahnverkehr auswirken. Auf den hoch belasteten Strecken über Winsen und Buchholz fahren neben langsamen Güterzügen zudem auch schnelle ICE. Auch die derzeitige Kapazität des Bahnhofs in Harburg sei problematisch, ebenso wie die Kapazität des Hamburger Hauptbahnhofs.

Aber mit dem beabsichtigten Ausbau der S4-Linie nach Ahrensburg und Bad Oldesloe würden Regionalzüge wegfallen und den Hauptbahnhof entlasten. Peters: "Wir setzen darauf, dass im Anschluss an den Ausbau der S4 die südliche Metropolregion wieder an der Reihe ist. Wir bekräftigen unsere Zielsetzung im Regionalen Raumordnungsprogramm jedes Jahr aufs Neue."

Kürzlich hatte sich Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) allerdings auch schon zu der Vision geäußert, die Linie der Bergedorfer S2 bis Geesthacht zu verlängern. Seine Sprecherin Susanne Meinecke: "Absolute Priorität hat die S 4, um vor allem den Hauptbahnhof zu entlasten. Ein Ausbau der S-Bahn nach Süden lässt sich jetzt noch nicht beurteilen. Letztendlich wäre auch dieses Vorhaben eine Frage des Geldes."