Der Verkehrs- und Kulturverein erhofft sich mehr Besucher durch die Kooperation mit dem Ausbildungszentrum Luhmühlen.

Salzhausen. Zwei Ehepaare aus Bornheim im Rheinland sind auf dem Weg zur Insel Föhr. Nach einer mehrstündigen Autofahrt legen sie einen Zwischenstopp in Salzhausen ein und entspannen sich bei erfrischenden Getränken auf der Sommerterrasse von Rüter's Gasthaus.

"Ursprünglich wollten wir in einem Landhotel in Lüneburg übernachten. Da wir im Internet nicht fündig wurden, haben wir unseren Suchradius erweitert. Rüter's Gasthaus hat uns zugesagt", sagt der 56-jährige Martin Heerde.

"Ich habe einen guten Eindruck von dem Gasthaus", fügt der 52 Jahre alte Heinz Vianden hinzu. Auch die Ehefrauen sind begeistert: "Ein außergewöhnlich hübscher Ort in einer total schönen Gegend ist das hier. Die alten Höfe und die einmalig gelegene Kirche am Ortseingang, die herrliche Landschaft - wir sind begeistert." Was für die Wahl des 1000-jährigen Heideorts, zwischen Hafenmetropole und Heide gelegen, sprach, war die günstige Verkehrsanbindung an die A 7. Weniger überzeugt die Rheinländer der Internetauftritt. Dazu Heerde: "Für uns ist die Darstellung im Internet gewöhnlich entscheidend. Für die Kommune und das Gasthaus fällt die Präsentation im Internet allerdings bescheiden aus."

Die Attraktivität von Salzhausen für Bewohner und Besucher zu fördern, ist seit Jahrzehnten Ziel des örtlichen Verkehrs- und Kulturvereins (VKV). 1950 wurde der Verkehrs- und Dorfverschönerungsverein gegründet, derzeit sind 228 Mitglieder in den Sparten Kultur, Werbegemeinschaft und Touristik registriert. Speziell der Bereich Touristik lässt noch zu wünschen übrig. Während die Kultur 140 Mitglieder umfasst und die Werbegemeinschaft 75, wird die Touristik von nur 13 Mitgliedern getragen. Zuständig für die Touristik ist seit März das neue Vorstandsmitglied Manfred Nienstedt.

Der Salzhäuser Geschäftsmann und Vereinsmitglieder bemühen sich nach Kräften, für Salzhausen zu werben. Ob auf der Grünen Woche in Berlin oder auf dem Hamburger Hafengeburtstag, der Salzhäuser Verein präsentiert sich unter dem Dach der Lüneburger Heide GmbH. In Hamburg geschah das aktuell auf einem Gemeinschaftsstand mit anderen Vereinen aus der Naturparkregion. Im Vordergrund standen die touristischen Anziehungspunkte der Region Nordheide.

"Als Aufhänger haben wir in einer Auflage von 10 000 Stück ein Gutscheinheft mit vielen Vorteilen und Nachlässen für Gäste und Besucher gedruckt. Dieses Heft mit geldwerten Vorteilen von insgesamt mehr als 100 Euro verteilen wir in den nächsten zwölf Monaten gezielt auch an Gäste und Besucher unserer Touristinformationen." Manfred Nienstedt selbst hat in Salzhausen Klinken geputzt und Anzeigen für das Gutscheinheft verkauft. Dahinter steht der Wunsch, mehr Touristen als bisher in den Heideort zu locken, sowohl Tagesausflügler als auch Kurzurlauber.

+++ "Salzhausen ist ein schlafender Riese" +++

Im vergangenen Jahr kamen 7973 Gäste nach Salzhausen, 15 620 Übernachtungen wurden gezählt. Die meisten Besucher blieben zwei Tage. Um Salzhausen und Umgebung gerade für diese Gäste attraktiver zu machen, ist es wichtig, dass so viele Zimmer- und Wohnungsvermieter wie möglich ihre Objekte zertifizieren lassen. "Gute Qualität garantiert eine problemlose Vermietung", so die Hotelfachfrau Anke Meyer-Rüter. Die Expertin weiß: "Jeder Kunde der ein Ferienobjekt anmieten will, muss schon bei der Werbung sehen, welche Klasse ein Ferienobjekt hat."

Um mehr Kunden abzuschöpfen, strebt Nienstedt eine engere Zusammenarbeit mit dem Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL) an. Der Verkehrs- und Kulturverein erwägt, Unterkünfte für Gäste des AZL zu suchen. "Dasselbe möchten wir erreichen, wenn demnächst Open-Air-Konzerte für rund 12 000 Besucher auf dem Gelände geplant werden", sagt Manfred Nienstedt. Seine weiteren Pläne für die nahe Zukunft: Er möchte das Lama-Trekking, ein Angebot aus Amelinghausen auch Salzhäuser Gästen offerieren, ferner ist er im Gespräch mit der Lüneburgerin Nicola Mahnke, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß Naturerlebnis- und Genusstouren organisiert. "Auf jeden Fall aber brauchen wir mehr Mitglieder", sagt Nienstedt.

Indes profitieren sowohl Einwohner als auch Gäste von einem reichen Kulturangebot in Salzhausen. Es liegt seit 1992 in den Händen von Lieselotte Weyer. Gemeinsam mit acht Damen aus dem Beirat des Kulturvereins kümmert sie sich um ein niveauvolles Angebot mit Konzerten, Lesungen, Comedyshows und anderen Events, das ein möglichst breites Publikum ansprechen soll. Planungssicherheit gibt neben den Vereinsgeldern die Sparkasse Harburg-Buxtehude, die als Sponsor gewonnen werden konnte. "Ohne einen solchen Sponsor könnten wir uns beispielsweise keine Lesung mit Hellmuth Karasek leisten", sagt die Juwelier- und Uhrmachermeisterin. Generell arbeite der Kulturbereich finanziell am Limit.

Die Vorschläge für die jährlich zwölf bis 15 Veranstaltungen kommen aus dem Beirat, der Bevölkerung und entstehen oftmals durch Zufall. "Kultur ist kein Selbstzweck", da sind sich die Damen der Kunstsparte einig. "Unsere Gäste und Kulturfans wollen einen unterhaltsamen Abend erleben." Dafür stellt die Kommune das Kulturhaus "Dörpschün" zur Verfügung. In dem Haus der Begegnung, das rund 100 Gäste aufnimmt, sind sich Entertainer und Besucher besonders nah. "Zudem wirft der lebhafte Kulturbetrieb ein gutes Licht auf die Gemeinde, was sich ebenfalls positiv auf den Tourismus auswirkt", sagt Lieselotte Weyer.

Neben Kultur und Tourismus besetzt das Gewerbe eine wichtige Position im Dorfleben. Mitglieder sind die inhabergeführten Fachgeschäfte in der Gemeinde. Sie können jährlich an bis zu zehn Marketing-Aktionen teilnehmen. Dazu gehört unter anderem der weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Kirch- und Markttag, der im vergangenen Jahr 12 000 Besucher anzog.