Mindestens 60 000 Euro fehlen für das seit 14 Jahren bestehende mobile Medienprojekt der SPD-Jugendorganisation “Die Falken“.

Lüneburg. Filme oder Werbeclips drehen, Hörspiele produzieren oder Skripte schreiben: Das sind nur einige Angebote von Mobired, einem Projekt der SPD-Jugendorganisation "Die Falken", die sich mobile Medienarbeit mit Jugendlichen auf die Fahnen geschrieben hat. Oder besser hatte. Einst als Modellprojekt für Nordostniedersachsen gestartet, soll nämlich nun nach 14 Jahren Schluss sein.

Kontinuierlich sei die Förderung in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Ab 2006 habe der Bezirksverband Hannover der Falken die Kosten übernommen und dem Projekt die Einkünfte zur Verfügung gestellt, die durch Aufträge von Schulen und anderen Einrichtungen zusammenkamen, fasst Georg Gunkel-Schwaderer zusammen. Zuletzt hatten Gunkel-Schwaderer und sein Kollege Christian Seiberth im Januar in Uelzen Jugendliche im Freiwilligen Ökologischen Jahr in einem Workshop zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Radio fortgebildet. "Kinder und Jugendliche verbringen heute viel Zeit im Internet, Radio und Fernsehen finden viel weniger Beachtung. Es ist wichtig, aus pädagogischer Sicht den kompetenten Umgang mit den Inhalten zu fördern", sagt Seiberth, der - falls es nicht doch noch eine Wende zum Guten gibt - mit dem Aus für das Projekt auch seinen Arbeitsplatz verliert.

Von dem Aus für Mobired seien aber vor allem Jugendliche betroffen, sagt Georg Gunkel-Schwaderer. "Es ging bei uns nicht in der Hauptsache um den technischen Umgang mit Medien, sondern wir haben einen Beitrag zur Medienerziehung, zum kritischen Hinterfragen von Medien geleistet."

Einmalig in Niedersachsen sei gewesen, dass Mobired Angebote für eine ganze Region zur Verfügung stellen konnte. "Wir sind dort hin gegangen, wo die Kinder und Jugendlichen waren. In den Landkreisen Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen", sagt Gunkel-Schwaderer. Ebenso groß wie geografische Aktionskreis, sei auch die Altersspanne der Zielgruppe gewesen: Von Foto-Memory-Projekten mit Kindergartenkindern bis hin zu Facebook-Workshops mit Berufschülern reichte die Palette.

"Zwischen 60 000 und 90 000 Euro wären nötig um das Projekt weiterzuführen", sagt Gunkel-Schwaderer. Der Bezirksverband in Hannover habe jedoch deutlich gemacht, dass er das Geld nicht aufbringen kann. Damit wird es keine aktive Medienarbeit mit Jugendlichen mehr geben. "Die Marke soll zwar bestehen bleiben, aber wie es konkret weitergeht, ist noch unklar", sagt Gunkel-Schwaderer.

Bei den Jugendlichen löste diese Nachricht Betroffenheit aus, wie auch anhand der Blog-Einträge auf der Interseite www.mobile-medienarbeit.de nachzulesen ist. So schreibt beispielsweise Mira Bell: "Medien sind ein unverzichtbares Mittel für Aufklärung und Information. Beides sind Grundlagen der Demokratie. Je mehr Menschen dies beherrschen, desto größer kann demokratische Teilhabe sein. Gerade Jugendliche müssen das doch für ihre Anliegen nutzen können, oder?"

Matti findet: "Da man eventuell als Jugendlicher nicht unbedingt den Zugang zu der mannigfaltigen Medienausstattung hat, wie sie die Falken haben, ist es auf jeden Fall notwendig, dass solche Projekte gefördert werden, denn sie fördern wiederum die Kreativität!" Und Zozi schreibt: "Ich will nicht, dass die mobile Medienarbeit aufhören muss. Wir hatten immer so viel Spaß zusammen und es hat einem auch gezeigt, dass jeder etwas Cooles erreichen kann."

Die mobile Medienarbeit ist nicht das einzige Projekt, das nicht mehr weitergeführt werden kann. Generell beobachtet Georg Gunkel-Schwaderer die Tendenz, dass freie Bildungsangebote für Jugendliche nicht mehr ausreichend Platz finden. Entweder fehlten die richtigen Angebote oder die Mittel. "Bildung ist heute auf den Begriff 'Schule' reduziert", meint Gunkel-Schwaderer, "Jugendhäuser und andere freie Angebote würden kaum mehr unterstützt."