Kinder ärgern sich über rücksichtslose Nachbarn und ihre Hunde am Scunthorpe-Park. Der Hundedreck stört die Kinder beim Spielen auf der Wiese.

Lüneburg. Jurek, Tom, Clara und den anderen Kindern aus der Falken-Gruppe stinkt es gewaltig: Häufig treten sie beim Spielen auf den Rasenflächen im Lüneburger Scunthorpe-Park in Hundehaufen. "Das ist ärgerlich, wenn der Ball oder das Frisbee in der Kacke landet" sagt Antka. "Oder wir treten rein", sagt Tom.

Der Park, der direkt gegenüber des Falken-Büros Am Springintgut liegt, in dem sich die Kinder wöchentlich treffen, dient vielen Hundebesitzern aus dem Viertel als Gassiplatz.

Sich einen neuen Platz zum Spielen zu suchen, kam für die Kinder nicht in Frage. Im Gegenteil: Sie wollten auf ihr Anliegen aufmerksam machen und haben sich deshalb etwas ausgedacht. "Wir wollten den anderen zeigen, was auf den ersten Blick vielleicht nicht auffällt, wenn man über den Rasen läuft, aber schon", sagt Jurek, der zwölf Jahre alt ist und zu den Gründungsmitgliedern der Kindergruppe der Falken gehört. Also sind die Mädchen und Jungen mit leuchtend bunten Hinweisfähnchen in den Park gezogen und haben damit jeden Hundehaufen markiert. Das Ergebnis war erschreckend: An mehr als 20 Stellen leuchteten nach der Aktion bunte Papierfähnchen auf dem Rasen. Mittlerweile testen Tom, Clara und die anderen auf diese Weise seit drei Jahren, welche Bereiche des Parks sich zu Spielen eignen und welche von Hundehaltern als öffentliche Toilette für ihre Tiere genutzt werden.

Vor jeder Aktion werden genügend Fähnchen gebastelt, dazu malen die Kinder kleine Bilder oder schreiben Sprüche auf, die sie sich selbst ausgedacht haben. "Alle waren happy, bis ich da war", steht auf Antkas leuchtend orangefarbenem Zettel. Wie ein Segel befestigt sie das Papier an einem schmalen Holzstäbchen und steckt es neben einem dicken Kothaufen in die Erde. Auf den Zetteln von Jurek steht "Warum nehmt ihr jeden Scheiß mit, außer mich?", "ganz frisch" oder einfach "Kacke nervt". "Das war eine Idee der Kinder", sagt Georg Gunkel-Schwaderer, der seit zehn Jahren die Kindergruppe der Falken betreut. "Da haben wir nichts vorgegeben. Sie wollten etwas machen und haben sich überlegt, wie man ihr Problem auch für andere sichtbar machen kann."

Gegen Hunde haben die Kinder nichts, im Gegenteil. Die neun Jahre alte Anna-Lena hat selbst einen Hund. "Aber uns ärgert, wie sich die Hundebesitzer verhalten", sagt Anna-Lena, die an der Grundschule Lüne lernt. "Wir wollen, dass sich etwas ändert", sagt die neun Jahre alte Lene, "deshalb machen wir das". Auch in der Stadtverwaltung kennt man den Ärger mit den unliebsamen Hinterlassenschaften, 2250 Hunde sind derzeit in Lüneburg gemeldet. Auf der Homepage der Stadt sind eigens für Hundebesitzer umfangreiche Informationen zusammengestellt. Dort heißt es: "Wenn Hunde auf öffentlichen Flächen ihr Geschäft verrichten, sind die Halterinnen und Halter nach einer städtischen Verordnung dazu verpflichtet, den Kot zu beseitigen. Halten sich Hundehalter nicht an diese Regeln, kann die Verwaltung ein Bußgeld in Höhe von 15 bis 25 Euro verhängen."

Allerdings sei die Zahl der erteilten Bußgelder marginal, sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Gezielte Kontrollen in den Parks und Grünanlagen der Stadt gebe es, laut Steinmeier überhaupt nicht. "Wir appellieren an die Hundehalter, Rücksicht zu nehmen, vor allem was die Grünanlagen angeht." Allein auf Spielplätzen werde regelmäßig nachgesehen. "Da haben Hundehalter nichts zu suchen", sagt der Stadtsprecher. Wo nicht kontrolliert wird, wird der Hundekot auch nicht weggeräumt. Hundekot auf Gehwegen wird von der Stadtreinigung entsorgt und in den Grünanlagen komme die moderne Technik zu Hilfe. Ein positiver Nebeneffekt der neuartigen Rasenmäher sei, dass sie nicht nur die abgeschnittenen Grashalme, sondern auch viele Hundehaufen wegsaugen, sagt Daniel Steinmeier. Das hätten ihm die Stadtgärtner berichtet.

Im Viertel bleibt die Aktion der Kinder nicht unbemerkt. Immer wieder seien sie in den vergangenen Jahren angesprochen worden, sagen die Kinder. "Ein Mann hat gesagt, dass das nichts bringt", sagt Anna-Lena. "Aber eine Frau hat gesagt, dass sie das gut findet, was wir machen und dass es eine Sauerei ist mit der Kacke", sagt Clara. "Es ist seltsam, aber es ist schon häufiger passiert, dass nach einer Aktion alle Fähnchen im Park über Nacht verschwunden sind", sagt Phillipe Bulasch, dessen Tochter die Kindergruppe besucht.

Während die Kinder die Rasenfläche für die jüngste Aktion akribisch unter die Lupe nehmen, bleiben einige Passanten stehen. Auch Adrian Tehdens fragt nach. Der 22 Jahre alte Punker aus Alt Garge kann die Kinder gut verstehen. "An eurer Stelle würde ich auch nicht gern im Dreck spielen wollen. Das ist echt eine tolle Aktion." Am Ende des Ausflugs leuchten mehr als 30 Fähnchen auf dem Rasen. Die Kinder wollen die Aktion demnächst auf das Stadtgebiet ausdehnen und auch andere Parks testen.