Besonderes Projekt der Stiftung Familien in Not und des Jugendherbergsverbands

Lüneburg. Nicht mehr lange und der Traum vom Urlaub wird wieder für Millionen Familien wahr: Die Reisezeit beginnt. Egal ob der Klassiker Strandurlaub, die exotische Fernreise oder die Ferien auf den Bauernhof - die meisten Deutschen packen in den kommenden Wochen, auf der Suche nach Erholung und Entspannung.

Aber nicht alle haben das Geld, auf Reisen zu gehen. Hartz-IV-Empfänger haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Nötig haben ihn Menschen, die keine Arbeit haben, dennoch. Denn wer immer nur zu Hause bleibt, erlebt keinen Unterschied zwischen Alltag und Freizeit und kann seinen Stress nicht abbauen. Erholsam ist das nicht, sagt Burn-out-Experte Michael Sadre Chirazi-Stark, der Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios-Westklinikums Hamburg ist.

Damit auch Familien, die ihr Leben mit staatlicher Unterstützung bestreiten einmal Urlaub vom Alltag machen können, startet in Niedersachsen in diesem Sommer ein besonderes Projekt. Gemeinsam mit der Stiftung Familien in Not hat der Landesverband Hannover des Deutschen Jugendherbergsverbands (DJH) beschlossen, 26 Familien eine Woche Urlaub in einem ihrer Häuser zu spendieren. "Wir sind am Puls der Zeit und bemerken, wie schwer es für sozial schwache Familien ist, sich einen Urlaub zu leisten", sagt Undine Bendt von der Jugendherberge Lüneburg. Auch das Haus in der Soltauer Straße beteiligt sich an dem Projekt. "In der Woche vom 30. Juli bis 6. August bringen wir eine Familie aus Niedersachsen mit Vollpension in unserem Haus kostenlos unter", sagt die Herbergsmutter.

Die Idee stammt aus Rheinland-Pfalz. "Dort wird das seit Jahren sehr erfolgreich praktiziert. Aber auch in den Mitbestimmungsgremien unseres Verbandes wurde diskutiert, wie man speziell armen Familien helfen kann", sagt Jochen Schuppe, Marketingleiter des DJH Landesverbandes Hannover. 250 Familien aus Niedersachsen, die von Hartz IV, Ein-Euro-Jobs oder Arbeitslosengeld leben oder Wohngeld beziehen, haben sich bei der Stiftung Familie in Not um einen Familienurlaub beworben. Mit der Resonanz ist Jochen Schuppe zufrieden, die Nachfrage zeigt, wie hoch der Bedarf an Erholung auch in armen Familien ist.

Wie sich die Familien genau zusammensetzen, ist nicht vorgegeben. "Egal ob Alleinerziehende mit Kindern, Eltern mit zwei Kindern oder Großfamilie: Hauptsache, Kinder sind dabei", fasst Jochen Schuppe zusammen. Damit es fair zugeht, werden die Gewinner von der Stiftung Familie in Not ausgelost. In Absprache mit den Jugendherbergen werde auch sichergestellt, dass die Familien wirklich verreisen können. "Eine Familie aus Lüneburg könnte beispielsweise ins Weserland fahren und eine aus Hannover in die Heide", sagt Jochen Schuppe. Damit die Familien auch keine Kosten für die Reise aufbringen müssen, spendiert die Deutsche Bahn Niedersachsen-Tickets.

In den Jugendherbergen kam die Idee auf Anhieb gut an. Auch Undine Bendt freut sich schon auf die Besucher. Um wie viele Personen es sich handelt, weiß sie noch nicht. "Das würde uns helfen, ein Programm für die Woche zusammenzustellen." Ein paar Gedanken hat sie sich gemeinsam mit Dirk Moldenhauer aber schon gemacht. "Natürlich wollen wir den Gästen die Stadt zeigen, am besten mit einer Kutschfahrt. Auch ein Muss ist ein Besuch im Salzmuseum. Wenn die Kinder ein bisschen älter sind, können sie einen Kurs in der Erlebnisschmiede Südergellersen mitmachen. Dort können sie alte Griffel selbst herstellen. Uns fällt schon etwas ein, was wir der Familie bieten können", ist Undine Bendt zuversichtlich. Für eine Fortsetzung des Projekts im nächsten Jahr gibt Jochen Schuppe grünes Licht. "Wir betrachten das Projekt nicht als Eintagsfliege."