Doppelter Abiturjahrgang sorgt für Engpässe auch in Lüneburger Wohnheimen. Viele Zimmer müssen saniert werden, doch es fehlt das Geld

Lüneburg. Die Linke im Landtag sieht die niedersächsischen Studentenwohnheime für den im Herbst bevorstehenden Ansturm der Erstsemester schlecht gerüstet. "Wir haben ein Riesenproblem bei den Wohnheimen: Es gibt einen Sanierungsstau, und es fehlen Wohnheimplätze", sagte Victor Perli, der hochschulpolitische Sprecher der Fraktion der Linken in Hannover. Auch für Lüneburg ist die Situation nicht gerade rosig. Allerdings sorgen sinkende Studierendenzahlen für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt.

Nach Einschätzung von Hochschulexperten fehlen landesweit mehr als 100 Millionen Euro für dringend notwendige Sanierungen in den Wohnheimen. Die Landesregierung habe den Studentenwerken im Jahr 2008 marode Gebäude in eigene Verwaltung übergeben und verweigere jetzt Sanierungshilfen - dadurch seien die Studentenwerke gezwungen, die Kredite aufzunehmen und auf die Wohnheimmieter umzulegen, meinen die Linken.

"Der doppelte Abiturjahrgang, der derzeit die Gymnasien verlässt, wird dazu führen, dass Tausende von Studierenden in Niedersachsen zum Start des Wintersemesters kein Zimmer bekommen", sagt Perli. Er verweist auf Zahlen: Wegen des doppelten Abiturjahrgangs rechnet die Landesregierung mit zusätzlich 11 300 Studienanfängern in den Jahren 2011 und 2012.

Einen dringenden Finanzbedarf des Studentenwerkes für Sanierungsmaßnahmen in den Wohnheimen bestätigt auch Michael Klink. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks Braunschweig, das auch für den bereich Lüneburg zuständig ist. "Für unseren regionalen Zuständigkeitsbereich haben wir einen mittelfristigen Sanierungsbedarf in Höhe von rund 48,3 Millionen Euro ermittelt. Seit dem Jahr 2003 beteiligt sich das Land Niedersachsen nicht mehr an den Sanierungskosten der Wohnheime. Mit Eigenmitteln kommen wir aber schnell an unsere Grenzen. Das geht fast allen Studentenwerken im Land so, es sei denn, sie verfügen über neue, noch nicht sanierungsbedürftige Wohnheime", sagt Klink.

Mit der Auslastung der Wohnheime in Lüneburg ist er zurzeit sehr zufrieden: in fünf Wohnheimen bietet das Studentenwerk insgesamt 300 Zimmer mit Preisen von 131 bis 401 Euro an. Auch auf dem privaten Wohnungsmarkt ist die Nachfrage nach kleineren Wohnungen und Zimmern gut - Lüneburg ist Wachstumsregion, der Wohnungsmarkt in der Stadt verzeichnet nur wenig Leestände. "Bisher haben wir keine längeren Vakanzen, die Nachfrage auch nach kleineren Wohnungen bis 50 Quadratmeter ist immer gut - vor allem, wenn die Wohnungen eine zentrale Lage im Lüneburger Innenstadtbereich haben", bestätigt Viola Müller von der Bernd Müller Immobilien GmbH mit Sitz in Reppenstedt.

Eine derzeit gute Auslastung der Kapazitäten verzeichnet man auch bei Campus e.V. - dort sind noch einmal 300 Zimmer in verschiedenen Wohnformen auf und rund um den Campus der Leuphana im Angebot. "Zum kommenden Wintersemester werden voraussichtlich 40 Zimmer frei sein. Wie sich der Ansturm des Doppelabiturjahrgangs bei uns auswirkt, ist noch nicht genau absehbar. Aber eine frühe Bewerbung um eine Wohngelegenheit bei uns hilft in jedem Fall", sagt Nele Jennert, Pressesprecherin bei Campus e.V. Wie schnell die Erstsemester auf Wohnungssuche gehen können, ist auch davon abhängig, wie schnell die Zuteilung der neuen Studienplätze für das Wintersemester erfolgt.

Die Auswahl ihrer neuen Studierenden obliegt der Leuphana. "Bewerbungsschluss für das kommende Semester ist der 15. Juli. Die Zusagen im universitätsinternen Zulassungsverfahren kommen so rasch wie möglich. Wir haben uns zum kommenden Semester bemüht, die Verfahren noch einmal zu straffen", sagt Henning Zühlsdorff, Pressesprecher der Universität Leuphana.

Auf neue Wohnheime für die nahende Abiturientenflut setzt Michael Klink, stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks aber nicht. "Für die nahe Zukunft sehen wir keinen Bedarf nach weiteren Wohnheimplätzen. Die Studentenzahlen in Lüneburg sind in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gesunken. Ein Ausbau der Kapazitäten ist nur in Suderburg geplant", sagt Klink.