Nur 20 Prozent der Berechtigten im Landkreis Lüneburg haben bislang Anträge eingereicht

Lüneburg. Das sogenannte Bildungspaket, das Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilhabe am kulturellen Leben erleichtern soll, ist mit viel Getöse gestartet. Dennoch war die Nachfrage nach den Leistungen, die nicht nur den Beziehern von Hartz IV, sondern auch Wohngeldempfängern und Arbeitslosengeld-II-Empfängern offen stehen, bislang gering.

In Lüneburg hatten Ende April erst 700 Familien einen Antrag auf die staatliche Unterstützung gestellt. Das sind lediglich zehn Prozent der Berechtigten. Nach einer öffentlichen Debatte, wurde die Frist für rückwirkende Nutzung der Leistungen bis auf Ende Juni ausgedehnt. Gestiegen ist in den vergangenen Wochen auch die Resonanz.

Mittlerweile habe sich der Anteil derer, die die Leistungen aus dem Bildungspaket in Anspruch nehmen wollen auf 20 Prozent erhöht, berichtet Katrin Peters, Sprecherin des Landkreises. Täglich laufen zwischen 70 und 100 Anträge ein bei Jobcenter, Landkreisverwaltung und im Bürgeramt der Hansestadt ein. Besonders häufig kreuzen die Eltern auf dem Antrag die Übernahme der Kosten für das Mittagessen in Kindertagesstätte oder Schulkantine an. Aber auch der Zuschuss für die Mitgliedsbeiträge im Sportverein oder in der Musikschule wird häufig nachgefragt, bestätigt Katrin Peters.

Kristin Metzler in der Musikschule Lüneburg hat bislang erst zwei Anträge auf Kostenübernahme bearbeitet. Dass die staatliche Offensive zu einer größeren Nachfrage geführt hat, kann sie bislang nicht bestätigen. "Das läuft hier gerade erst an, dass uns die Eltern darauf ansprechen", sagt sie. "Wir haben uns bei den Beiträgen schon seit vielen Jahren an den Einkommensverhältnissen der Eltern orientiert. Wohngeldempfänger müssen nur die Hälfte der Beiträge bezahlen", sagt der stellvertretende Leiter der Musikschule, Lothar Nierenz. Insofern würde der Anspruch, der hinter den neuen Regelungen steht, Kinder aus benachteiligten Familien besonders im Bereich der Bildung und Teilhabe am kulturellen Leben zu fördern, längst umgesetzt.

Ähnlich sieht es bei Lüneburgs Sportvereinen aus: Die Gutscheine aus dem Bildungspaket spielen im Alltag keine große Rolle. "Die Sportvereine haben es vielleicht noch nicht so bemerkt, weil die Mitglieder zu Jahresbeginn ganz normal ihren Beitrag bezahlt haben. Einige der Leistungsberechtigten sind mit der Quittung gekommen und haben die Kosten bis monatlich zehn Euro erstattet bekommen", sagt Martin Wiese, Fachbereichsleiter Soziales im Landkreis Lüneburg.

Darüber hinaus können Leistungsberechtigte auch die Übernahme von Nachhilfestunden beantragen. Darüber hinaus erhalten Eltern jährlich insgesamt 100 Euro pro Kind, um Ranzen, Tuschkasten und anderen Schulbedarf zu kaufen. Zuschüsse zu Klassenreisen müssen weiterhin einzeln beantragt werden. Ansprechpartner sind das Bürgeramt (Waldemar Herder, 04131/3093 18), das Jobcenter (04131/603 70) und die Landkreisverwaltung (Christian Ratzeburg, 04131/2616 26).