Kaufinteressent aus Hamburg stellte Konzept für Krankenhaus Scharnebeck vor. Ministerium in Hannover muss entscheiden

Artlenburg. Einstimmig verabschiedete der Rat der Samtgemeinde Scharnebeck eine Resolution zum Erhalt des Krankenhauses Scharnebeck. Dem voraus ging eine für alle Anwesenden im Artlenburger Gasthaus Nienau überraschende Einführung in das neue Betreiberkonzept für die immer noch gefährdete kleine Klinik: Eine physiotherapeutisches Zentrum für ältere Menschen.

Marino Maligoi war als Vertreter des an der Übernahme interessierten Unternehmens aus Hamburg angereist. Der Jurist und Betriebswirt ist für die Hanserad Radiologie als Direktor im Bereich des Krankenhausmanagement tätig. Hanserad Radiologie ist ein Zusammenschluss von Radiologen und Nuklearmedizinern im Raum Hamburg. Das Unternehmen betreibt in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen radiologische Praxen und versorgt radiologische Abteilungen von Krankenhäuser, beispielsweise auch in den Krankenhäuser Dannenberg und Geesthacht.

"Scharnebeck ist eine Perle", sagt der Fachmann. "Seit einem Jahr versuchen wird das Krankenhaus zu erwerben." Im ersten Moment habe ihn das beschauliche Haus überrascht. Nach intensiver Beschäftigung mit der Einrichtung, habe er sich in sie verliebt. "In seinen besten Zeiten hatte das Haus mit einer nur kleinen Anzahl von 20 Betten 200 Knie- und Hüftoperationen jährlich", so Maligoi. Als ehemaliger Leiter des Wilhemsburger Krankenhauses weiß er, wovon er redet. Das Hamburger 200-Betten-Haus brachte es nur auf 50 Hüftoperationen per annum.

Die Pläne von Hanserad sind neu und weitreichend. "Unsere Idee für Scharnebeck ist eine physiotherapeutische Einrichtung. Das wäre ein Modellprojekt im Bereich der ländlich bezogenen gesundheitlichen Versorgung für ältere Menschen", so der Hamburger. Geboren wurde die Idee vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Prognostiziert ist ein deutlicher Anstieg der über 80-Jährigen um rund 70 Prozent bis zum Jahr 2020.

Nicht nur älter wird die Bevölkerung, sondern auch weniger mobil. Deshalb sucht der Betreiber einen starken Partner, der neben dem Krankenhaus einen Bereich für die Altenpflege einrichtet und in der therapeutischen Ambulanz den geriatrischen Bereich abdeckt (Geriatrie ist die Lehre der Alters- und Altenmedizin). "Mit diesem Partner möchten wir für die ältere Bevölkerung auf dem Land eine Art der Physiotherapie schaffen, die verhindert, dass sie frühzeitig in der Altenpflege landen", so Maligoi. Ziel der Physiotherapie - früher bekannt unter dem Namen Krankengymnastik - ist es, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wieder herzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Die bereits bestehende ambulante Physiotherapie für die postoperative Behandlung von Patienten im Krankenhaus Scharnebeck soll bei diesem Konzept bestehen bleiben.

"Die Hürde, die wir jetzt noch nehmen müssen, ist eine Garantie durch das Sozialministerium für die Übernahme der 20 Planbetten in den künftigen Krankenhausplan", sagt Maligoi.

Geschieht dies nicht und die kleine Spezialklinik fällt aus dem Krankenhausplan des Landes Niedersachsen, werden Restforderungen aus einstmals bewilligten Fördergelder über 1,7 Millionen Euro fällig (die Rundschau berichtete). Der überarbeitete Krankenhausplan des Sozialministeriums ist erst Ende des Jahres zu erwarten. Inwieweit kleinere Krankenhäuser Berücksichtigung finden, ist nicht abzusehen.

Maligoi weiß, dass das Ministerium keine Garantie geben kann. "Deshalb wird jetzt von uns auch eine politische Entscheidung erwartet". Der Krankenhausmanager setzt auf eine Einzelfallregelung für Scharnebeck. Am Erfolg des Klinik-Konzepts zweifelt Maligoi nicht. Der mögliche Einzugsbereich reiche im Kern in das nordöstliche Niedersachen bis nach Dannenberg.