Polizisten wollen am Brennpunkt Inselsee bei Scharnebeck patrouillieren. Auch der Bürgermeister will dort für Ruhe sorgen

Scharnebeck. Das Maiwochenende ist weitgehend ruhig verlaufen, doch die Lüneburger Polizei hat schon das nächste Frühlingsereignis auf dem Schirm: Himmelfahrt - auch "Vatertag" genannt, am 13. Mai. Im vergangenen Jahr kam es am Inselsee bei Scharnebeck zu wüsten Saufszenen mit Beteiligung von Jugendlichen unter 13 Jahren, Schlägereien und einem tödlichen Unfall. Damit sich das in diesem Jahr nicht wiederholt, hat die Polizei ein Handlungskonzept erarbeitet.

Die Polizeibeamten, Gemeinde und Samtgemeinde sind vorbereitet. "Auf dem Gelände um den Inselsee darf gefeiert werden. Jeder ist eingeladen, dort einen schönen Tag zu erleben. Wir wollen das nicht verhindern", sagt Polizeihauptkommissar Carsten Markwardt. Verhindern will der Leiter der Polizeistation Scharnebeck den Ausbruch von Aggressionen und die Entwicklung einer unkontrollierten Eigendynamik. Mit einer ausreichenden Zahl Beamter wird die Polizei am Inselsee Präsenz zeigen, begleitet von den Bürgermeistern und Vertretern des Jugendamtes. "Unser vorrangiges Ziel ist es, vor Ort zu sein, Streife zu gehen, am Eingang zu stehen und die Leute anzusprechen", sagt Carsten Markwardt. "Falls nötig picken wir diejenigen raus, die Ärger machen."

Kämpferisch zeigt sich auch Bürgermeister Hans-Georg Führinger. Gemeinsam mit Verwaltungschef Karl Tödter will er am Himmelfahrtstag der Polizei am Inselsee den Rücken stärken. "Die Leute mögen nach Herzenslust feiern. Sollten sich Exzesse ankündigen, werde ich von meinem Recht Gebrauch machen und gezielt Verweise aussprechen", sagt Führinger. Dazu ist er als Bürgermeister berechtigt. Er ist der "Hausherr" der Gemeinde.

Hauptkommissar und Bürgermeister appellieren überdies an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern, sich im voraus über den Aufenthaltsort ihrer Kinder zu informieren. Erschreckend sei der enorme Alkoholkonsum zahlreicher Jugendlicher im Alter unter 16 Jahren. Während Erwachsene im Vollrausch in Gewahrsam genommen werden können, bleibt den Beamten bei volltrunkenen Jugendlichen der Anruf bei den Eltern, der Ruf eines Krankenwagens oder der Transport im Polizeiwagen nach Hause. "Solche Einsätze sollten kostenpflichtig sein - als Mahnung an Eltern und Jugendliche", rät Bürgermeister Führinger.

Ein allgemeines Alkoholverbot wird es vorerst nicht geben. Auch eine allgemeine Benutzerordnung als Verhaltenskodex am See haben die Verantwortliche bislang nicht erstellt. Sie ist allerdings in Planung, wie Carsten Markwardt bestätigt. Beteiligt sind die Gemeinde, Samtgemeinde, die Polizei und die Jugendbetreuer von freien Trägern in Scharnebeck.

Das reibungslose Miteinander er unterschiedlichen Institutionen und Bürger in der Samtgemeinde lobt der Polizeichef ausdrücklich. "Die Anonymität der Beamten, wie sie in der Stadt oftmals herrscht, gibt es hier nicht", sagt Markwardt. Die Polizisten seiner Dienststelle kennen Örtlichkeiten und Bürger. "Das ist ein Riesenvorteil. So lassen sich viele Probleme im Vorfeld lösen." Das gilt für den Nachbarschaftsstreit wie für problematische Jugendliche. "Wir werden präventiv tätig, bevor wir repressiv werden müssen."

Tatsächlich falle die Quote der Gewaltdelikte durch randalierende Gruppen in den ländlichen Kommunen niedriger aus als in der Stadt. Nicht zu unterschätzen sei aber die Zahl von Eigentums- und Betrugsdelikten.