Wentorf. Die Kritik an den Baumfällungen war laut. Jetzt verschwinden die geschlagenen Schneisen dank einer Spende eines Unternehmens.

Noch sehen die 1,20 Meter großen Buchen etwas verloren aus auf dem drei Hektar großen Gelände in der Wentorfer Lohe. Doch das wird sich schnell ändern: „In nur zwei Jahren werden die Bäume zwei Meter groß sein“, sagt Förster Martin Schnipkoweit vom Unternehmen Silvaconcept, einem Sachverständigenbüro für Wald und Bäume und Dienstleister der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Stiftung ist Eigentümer des 230 Hektar großen Naherholungsgebietes am Hamburger Rand. 130 Hektar davon sind bewaldet.

Schnipkoweit hat die großangelegte Pflanzaktion von 2000 Sämlingen von Rotbuchen am Sonnabend, 19. November, zwischen der Hundefreilaufwiese und dem Panzerberg begleitet. Auf der Fläche hatten im Februar heftige Stürme gewütet. In deren Folge wurden jetzt im Oktober mit schwerem Gerät 2000 Fichten gefällt. Dadurch entstanden große Schneisen, was zu Unmut und Kritik in der Bevölkerung führte.

Buchen sind beständiger gegen Stürme als Fichten

Die Stiftung reagierte und versuchte, die Zweifel mit einer Führung vor Ort auszuräumen. Stiftungsmitarbeiter und Förster beteuerten, dass die Stürme den ohnehin begonnenen und gewollten Waldumbau von Monokultur zu Mischkultur lediglich beschleunigt haben. Dass nun genauso viele Jungpflanzen gesetzt werden, wie Fichten nach dem Sturm gefällt werden mussten, sei reiner Zufall, sagt Martin Schnipkoweit. Er betonte, wie wichtig Wälder als CO-Speicher sind.

„Mischwälder sind robuster und langlebiger als Nadelwälder“, sagt Schnipkoweit. Rotbuchen seien deutlich beständiger gegen Stürme als Fichten. Letztere zählen zu den schnellwachsenden Flachwurzlern und sind aufgrund ihrer langen dünnen Stämme und im Verhältnis üppigen Kronen sehr windanfällig. Sorgen, dass sich die jungen Rotbuchen auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände nicht wohl fühlen könnten, macht sich der Förster nicht: „Das Areal bietet ausreichend Licht.“

Buchen gehören nicht zu den Lieblingsspeisen von Wildtieren

Auch Trockenperioden werden sie hier überstehen, da der Lohe-Boden ausreichend Wasser speichert. Da Buchen nicht zu den Lieblingsspeisen von Wildtieren gehören, müssen sie auch vor Tierfraß nicht speziell geschützt werden. Zugleich bieten die Bäume den Tieren Schutz. Der wurde ihnen durch die umfangreichen Fällungen genommen, wie Stadtförster Gunther Esther kritisierte.

Wollen Gutes für die Natur tun und haben sich freiwillig fürs Pflanzen der Bäume gemeldet: Annika Eifert (l.) und Kim Wörner.
Wollen Gutes für die Natur tun und haben sich freiwillig fürs Pflanzen der Bäume gemeldet: Annika Eifert (l.) und Kim Wörner. © Imke Kuhlmann

Hamburger Online-Marketingunternehmen hat die Jungpflanzen gespendet

Ein Euro kostet eine Jungbuche. Die Bäumchen finanziert hat das Hamburger Online-Marketingunternehmen Rockstars (OMR). OMR ist eine Plattform für die Digital- und Marketing-Szene. Das Unternehmen hat die Jungpflanzen gespendet und aus der Pflanzaktion ein Event für seine Mitarbeiter gemacht. 80 Freiwillige – darunter viele Familien – waren dem Aufruf gefolgt. Steuerfachgehilfin Jennifer Will musste sich nicht lange überreden lassen: „Ich möchte für der Umwelt Gutes tun, darum bin ich dabei“, sagt die 33-Jährige.

Den Kontakt zwischen dem Hamburger Unternehmen und der Stiftung hat das Sozialprojekt „Das Geld hängt an den Bäumen“ hergestellt. Das wurde 2009 gegründet und hat zum Ziel, „vergessene Ressourcen und vergessene Menschen zusammenzubringen“, so Projekt-Geschäftsführerin Nancy Menk (34). Menk war ebenfalls dabei.

Der teils gefrorene Boden trieb die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn

In ihrem Projekt finden Menschen Arbeit, die es auf dem Arbeitsmarkt durch persönliche Beeinträchtigungen nicht so leicht haben. Sie ernten Obst in Privatgärten, Baumschulen, bei Landwirten oder auf Golfplätzen. Eine kleine Mosterei produziert daraus Saft, der an Unternehmen zum Eigenverbrauch oder die Gastronomie verkauft wird. Da sich die gemeinnützige Institution ebenso für Aufforstungsprojekte, Blühwiesen oder Streuobstwiesen einsetzt, kam die Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz zustande. Die Säfte und Schorlen durften die Helfer vor Ort verkosten. Der teils gefrorene Boden trieb die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn.

Pflanzen macht durstig: Nicolas und Tochter Emma Will stärken sich bei einer Saftschorle aus dem Projekt „Das Geld hängt an den Bäumen“. Das Projekt hat den Sponsor der Bäume und die Stiftung Naturschutz, Eigentümer der Lohe, zusammengebracht.
Pflanzen macht durstig: Nicolas und Tochter Emma Will stärken sich bei einer Saftschorle aus dem Projekt „Das Geld hängt an den Bäumen“. Das Projekt hat den Sponsor der Bäume und die Stiftung Naturschutz, Eigentümer der Lohe, zusammengebracht. © Imke Kuhlmann