Wentorf

Wettstreit zum Thema Kunst und künstliche Intelligenz

| Lesedauer: 3 Minuten
Kunst und künstliche Intelligenz Die Projekte der Long List für den von Christoph Faulhaber angestoßenen Wettbewerb werden jetzt im WAI in Wentorf präsentiert, außerdem wählt die Jury sechs Gewinner in sechs Kategorien aus. 

Kunst und künstliche Intelligenz Die Projekte der Long List für den von Christoph Faulhaber angestoßenen Wettbewerb werden jetzt im WAI in Wentorf präsentiert, außerdem wählt die Jury sechs Gewinner in sechs Kategorien aus. 

Foto: SAAI Factory / Christoph Faulhaber

Die Gewinner des internationalen Kunst-Wettstreits „SAAI Factory“ um kreative Maschinen werden in Wentorf präsentiert.

Wentorf. Ein Pferd, das mit Menschen kommunizieren, rechnen und gar hellsehen kann? Das scheint ebenso unwahrscheinlich und staunenswert wie eine Maschine, die Kunstwerke schafft und mit dem Publikum in Kontakt tritt – eine Parallele zwischen einer Jahrmarktsattraktion, dem rechnenden Pferd „Kluger Hans“ und einem Phänomen, das aktuell die internationale Kunstwelt beschäftigt.

In einem der 17 Beiträge für den interdisziplinären Kunst-Wettstreit „SAAI-Factory“ wird das berühmte Pferd „Kluger Hans“ zu neuem, virtuellen Leben mit künstlicher Intelligenz (KI) erweckt. Christoph Faulhaber, Bergedorfer Konzeptkünstler mit Atelier im Wentorfer Woods Art Institute (WAI), hatte bereits vor zwei Jahren gemeinsam mit den Goethe-Instituten in Indien die Initiative für einen großen Kunst-Wettstreit zum Thema künstliche Intelligenz angestoßen.

„Künstliche Intelligenz fordert eine Neubestimmung ästhetischer Konzepte sowie von Kreativität, Ästhetik, Identität, Bewusstsein, Ethik und Moral“, sagt Faulhaber. „Die SAAI Factory ist der Versuch, die Vision einer dezentralen KI-Kunst-Community in ein der Kunst angemessenes Format zu überführen.“

Sieger in sechs Kategorien werden jetzt bekannt gegeben

Er mündete in einem digitalen Hackathon im August auf Kampnagel mit 602 Teilnehmern weltweit und Preisgeldern von insgesamt 13.000 Dollar. 19 Juroren aus der internationalen Kunstwelt, darunter auch Christoph Faulhaber und der Wentorfer Kunstsammler Rik Reinking, haben im September 16 Beiträge in die engere Auswahl genommen.

An diesem Freitag zwischen 17 und 20 Uhr werden im WAI an der Golfstraße die Sieger der sechs Kategorien (1. Austausch zwischen Publikum und Maschine, 2. Austausch der Kunstformen, 3. Schöpferisches Momentum, 4. Fortschritt der KI, 5. KI, Kunst und Gesellschaft, 6. Genial) bekannt gegeben. Außerdem gibt es noch einen Publikumspreis. Im Anschluss werden die 17 Beiträge in zwei Videoräumen des WAI gezeigt.

Interessierte können sich unter der E-Mail info@saai-factory.com für Freitagabend, Sonnabend oder Sonntag von 15 bis 18 Uhr anmelden und eine Zeit verabreden. Sechs Besucher können die Beiträge gleichzeitig anschauen, es gilt die 3G-Regel.

Es sind die Ideen, aber noch keine Installationen zu sehen

Faulhaber macht darauf aufmerksam, dass noch keine fertigen Installationen zu sehen sind. „Es geht zuerst um die Präsentation der Ideen“, sagt er. „Die Preisgelder sind häufig erst die Voraussetzung, um die Projekte zu realisieren.“ Die Besucher schauen den Kunstschaffenden also quasi bei der Arbeit zu.

Der historische Hengst Hans ging vor dem Ersten Weltkrieg in die Wissenschaft ein, als klar wurde, dass er nicht hellsehen konnte, sondern sensibel auf sein menschliches Gegenüber reagierte. So wie er so lange mit dem Huf scharrte, bis die vom Zuschauer gedachte Zahl erreicht war, „zählt“ auch das virtuelle Pferd in der Visualisierung des Beitrags von Muhammad Qasim Khan, Asad Imtiaz Malik, Max Haarich und Akshita Gupta so lange, bis die Körpersprache der Betrachtenden ihm verrät, dass es die Zahl erreicht hat.

Fünf Frauen programmieren ihr System auf weibliche Sicht um

Fünf Künstlerinnen und Computerwissenschaftlerinnen liefern einen weiteren internationalen und feministischen Beitrag. Um auf die unbewusste systematische Verzerrung durch die weitgehend männliche Sicht sowohl der Kunst als auch der Computerwissenschaft aufmerksam zu machen, programmieren sie ihr System gewissermaßen um auf die weibliche Sicht.

Am Freitagabend sind auch fünf Kreative vor Ort und freuen sich auf Gespräche mit Gästen.

( st )

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wentorf