Frühjahrstracht: Die Ernte fällt wegen des langen Winters um 50 Prozent geringer als im Vorjahr aus

Erstmals seit sieben Jahren muss er die Preise von fünf Euro auf 5,50 Euro pro Glas anheben. Ursache: Der Honig ist knapp.

"Leider konnte ich dieses Jahr nur etwa 50 Prozent von dem ernten, was die Frühjahrstracht in den Vorjahren gebracht hatte", sagt Bradtke-Hellthaler. Dafür gibt es seiner Ansicht nach mehrere Gründe. Einer ist der lange Winter. "Er hat die Völker geschwächt", erläutert der Imker. "Die Altbienen sind gestorben, als die jungen Bienen noch gar nicht alle nachgewachsen waren." Denn erst im Alter von 20 Tagen würden sie beginnen hinauszufliegen, vorher erledigen die Bienen andere Aufgaben. "Deshalb hatten wir schwache Völker, die erst mit der Rapsblüte vor vier Wochen stark wurden", erklärt der Imker. "Die erste Woche lief es sehr gut, aber dann hatten wir zweimal Starkregen, der die Rapsblüte komplett herunter gewaschen hat." Einige Bergedorfer hätten überhaupt keinen Honig ernten können. "In Reinbek und Wentorf haben wir das Glück, dass es ein sehr buntes Angebot an Blüten für die Bienen gibt." Jetzt hofft Bradtke-Hellthaler auf eine reiche Lindenblüte und damit auf eine gute Lindenhonigernte. Die Anzeichen seien gut. Aber die schlechte erste Ernte werde sich auf jeden Fall auf die Preise auswirken. "Ich bekomme ständig Anrufe von Imkern, die zukaufen wollen", erzählt er. "Denn auch die Flut hat viele Völker vernichtet, weil die Einfluglöcher der Bienenstöcke unter Wasser standen und die Imker nicht zu ihren Standorten kamen", berichtet der Wentorfer Imker. "Der Weltmarkt ist ohnehin leer gefegt, weil genmanipulierte Pollen laut Gerichtsurteil nicht mehr importiert werden dürfen." Aber auch die Kosten für Futter und Gläser seien gestiegen.

Anke Last, Vorsitzende des Imkerverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg, bestätigt die bevorstehende Preissteigerung: "Ich habe meinen Honig schon verkauft, bevor ich ihn überhaupt geschleudert habe. So stark ist die Nachfrage." Viele Völker seien nicht stark genug für eine ordentliche Ernte gewesen. Das habe drei Gründe gehabt: "Wir hatten schon 2012 einen schlechten Sommer, so dass die Königinnen nicht ausreichend begattet wurden, dann kam der lange Winter, der eine spät einsetzende Blüte bedingte, und ein warmer Januar, der viele Völker dazu trieb, sich zu teilen."

Preise oder Zahlen zu nennen, sei schwierig, weil viele Imker des Verbandes mit der Ernte noch nicht fertig seien. Unter vier Euro sei wohl kaum ein Glas zu haben. Sie habe aber auch schon von knapp sechs Euro und mehr für 500 Gramm gehört.

Auch Langnese, Deutschlands wohl bekanntester und größter Honig-Händler, tut sich schwer mit Zahlen. "Fragen zu Mengen und Absätzen beantworten wir grundsätzlich nicht", sagt ein Sprecher des Unternehmens. Doch auch er bestätigt, dass eine Anhebung der Preise erwartet wird (siehe rechts).

Marcus Bradtke-Hellthaler tröstet, dass es seinen etwa 40 Völkern, die an der Lohe, in Reinbek und in Boberg stehen, gut geht. "Das ist wichtig: Wir müssen die Bestände pflegen, damit bestäubt wird und unsere Ernährung gesichert ist."