Schwarzenbek. Wann der Umbau zum Bürgerzentrum starten kann, ist wegen fehlender Fördermittel offen. Sicher ist: Das Konzept soll innovativ sein.

Die alte Realschule soll langfristig als Bürgerzentrum ein neuer Ankerpunkt in der Innenstadt in Schwarzenbek werden. Darüber sind sich Politik und Verwaltung einig. Aber wann das Projekt in dem seit 2009 weitestgehend leer stehenden Gebäude umgesetzt werden kann, steht weiter in den Sternen. Bis 2025 sind alle Mittel für die wichtige Städtebauförderung abgerufen. Erst danach können neue Anträge gestellt werden. Das Projekt hängt aber in hohem Maße von Zuschüssen ab.

Bürgermeister Norbert Lütjens hatte sich in der Vergangenheit öffentlich nicht festlegen wollen, wie hoch eine Förderquote sein sollte. Fest steht aber, dass sie einen sehr hohen Anteil der Baukosten tragen müsste. Und genau diese Zuschüsse sind aktuell ein unsicherer Faktor. Sie liegen nach Einschätzung von Nina Oltmanns, Senior Managerin bei der Partnerschaft Deutschland (PD), die das Projekt für die Stadt betreut, zwischen fünf und 66 Prozent. Eine extrem breite Spanne, die letztlich über die Umsetzbarkeit des Vorhabens entscheidet.

Schwarzenbek: Bürgerzentrum in alter Realschule wird teuer

„Mehr kann ich angesichts der aktuellen Förderkulisse nicht sagen. Ein Kernpunkt wird aber die Städtebauförderung sein“, betonte die Projektmanagerin jüngst im Hauptausschuss. Angesichts von rund 13 Millionen Euro, die der Umbau kosten wird, ist das eine Ansage, die die Politiker umtreibt. Und erst 2025 stehen neue Mittel bereit. Letztlich stimmten sie zu, dieses Vorhaben weiter zu verfolgen und auch eine externe Agentur zu beauftragen, die den Prozess begleiten und ein Nutzungskonzept entwickeln soll. Dadurch werden weitere Kosten entstehen.

Die Folgenutzung der Realschule Schwarzenbek ist zumindest kostspielig. Wie hoch die Zuschüsse ausfallen könnten, ließ Planerin Nina Oltmanns weitestgehend offen.
Die Folgenutzung der Realschule Schwarzenbek ist zumindest kostspielig. Wie hoch die Zuschüsse ausfallen könnten, ließ Planerin Nina Oltmanns weitestgehend offen. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Fakt ist, dass angesichts der vielen Großprojekte, die die Stadt anschiebt (zwei neue Grundschulen, Innenstadtentwicklung, neue Feuerwache), die Realschule nicht an erster Stelle steht. Außerdem kommt die Partnerschaft Deutschland bei den weiteren Planungen auch hinsichtlich der konzeptionellen Entwicklung an ihre Grenzen. „Wir können das Projekt planen, Zuschussmöglichkeiten und mögliche Nutzungsflächen aufzeigen. Wie das Projekt mit Leben erfüllt werden kann, das können wir als PD nur bedingt leisten. Dafür brauchen wir Unterstützung“, betonte Nina Oltmanns auf Nachfrage von CDU-Fraktionschef Gerhard Moldenhauer. Der Christdemokrat hatte in der Sitzungsvorlage für den Ausschuss einen Nebensatz entdeckt, der die Beauftragung eines weiteren Planungsbüros beinhaltete.

Stadt braucht weiteres Beratungsbüro, um Bürgerzentrum zu planen

Das stieß unter anderem auch FWS-Fraktionschef Bernhard Böttel übel auf. „Das hätten wir fast überlesen, was soll das bedeuten?“, fragte er. Bürgermeister Norbert Lütjens klärte auf: „Es tut uns leid, wenn das nicht offensichtlich geworden ist. Wir brauchen ein innovatives Konzept. Wenn wir das Bürgerzentrum für viel Geld einrichten, dann muss es auch funktionieren“, sagte er. Das Vorbild „Dokk1“ aus Dänemark habe gezeigt, dass es Pilotversuche und Labore benötige, um verschiedene Konzepte der Bürgerbeteiligung auszuprobieren, bevor diese installiert werden könnten.

„Wir brauchen zum einen mehr Fleisch am Knochen, um die möglichen Kosten abzuschätzen, zum anderen brauchen wir einen Schwerpunkt in Richtung Verwaltung im neuen Bürgerzentrum“, sagte der Hauptausschussvorsitzende Nils Hilger (SPD). Dem stimmte auch Bürgermeister Norbert Lütjens uneingeschränkt zu: „Wir brauchen Platz für die Verwaltung“, betonte er.

So in etwa könnte die Nutzung der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße aussehen. Die Pläner haben bereits Bücherei, Bürgerservice, Stadtarchiv, VHS und ein Café berücksichtigt. Es soll aber auch viel Platz für Vereine und bürgerliches Engagement geben.
So in etwa könnte die Nutzung der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße aussehen. Die Pläner haben bereits Bücherei, Bürgerservice, Stadtarchiv, VHS und ein Café berücksichtigt. Es soll aber auch viel Platz für Vereine und bürgerliches Engagement geben. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Wie dieser verteilt wird, ist allerdings die große Frage. Klar ist, dass Bücherei, Volkshochschule und Bürgerservice in die Realschule einziehen sollen. Auch ein Café und Räume für kreative Aktionen sind im Entree geplant. „Aber wir müssen sehen, welche Teile der Verwaltung noch in die Realschule umziehen sollen. Das muss zum Konzept des Bürgerservice oder der verbesserten Dienstleistungsstruktur passen, damit die Realschule auch wirklich ein Ankerpunkt im Innenstadtkonzept wird“, so der Verwaltungschef.

„Dokk1“ in Aarhus bleibt das Vorbild für das neue Zentrum

Im „Dokk1“ im dänischen Aarhus, das als Modell für das Bürgerzentrum dienen soll, sind neben Bürgerservice und Bücherei viele Räume für kreative Entfaltung der Menschen eingeplant. Das funktioniert deshalb, weil kein Bewohner der Stadt – trotz extrem starker Digitalisierung aller öffentlichen Dienstleistungen – ohne einen Besuch im Bürgerservice auskommt. Dort wird dann auch aktiv für die vielfältigen Möglichkeiten des Gebäudes geworben. Zudem dient es als Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen, Theater und viele Möglichkeiten, ehrenamtlich aktiv zu werden. Genau das wünscht sich Schwarzenbeks Bürgermeister für die Europastadt.

Bislang ist die Realschule aber nur ein teures Provisorium für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke. Lange stand sie nach der Schließung in 2009 ganz leer. Mit der Flüchtlingskrise 2015 wurde sie teuer umgebaute, aber nie genutzte Sammelunterkunft. Mittlerweile leben gelegentlich auch Flüchtlinge dort. Außerdem diente sie als Impfzentrum und Testzentrum in der Corona-Pandemie, und mittlerweile sind auch DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) für jugendliche Flüchtlinge dort eingezogen.

Umbau wird in jedem Fall teuer, weil das Zinsniveau weiter ansteigt

Der Umbau wird in jedem Fall teuer, nicht nur die Baukosten, auch die Zinsen sind angestiegen. „Für eine Finanzierung müssen wir 3,5 bis 4 Prozent Zinsen bezahlen. Die Zeit der Niedrig- oder gar Nullzinsen ist vorbei“, betonte Kämmerer Jens-Ole Johannsen. Auch hinsichtlich der möglichen Restnutzung der in weiten Teilen aus den frühen 1960er-Jahren stammenden Realschule machte Johannsen den Politikern keine zu großen Hoffungen. „Wir gehen nach dem Umbau von einer Restnutzung von 40 bis maximal 60 Jahren aus.“ Einige Politiker hatten gehofft, eine Investition für mindesten 80 Jahre auf den Weg zu bringen.

Die weitere Planung hat – wie praktisch alle Großprojekte in Schwarzenbek – noch viele Fragezeichen. Über das weitere Vorgehen beraten die Stadtvertreter während ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am Donnerstag, 30. März, von 19 Uhr an im Festsaal des Rathauses, Ritter-Wulf-Platz 1.