Schwarzenbek. In den kommenden zwei Wochen sind junge Menschen aus der Partnerstadt Zelzate zu Gast in Schwarzenbek. Was auf sie wartet.

Zwei Wochen lang werden sie in Schwarzenbek und in der Region arbeiten und den Alltag in Gastfamilien kennenlernen: Zwölf Schüler des „Go! Atheneums van Zelzate“, einer Mittelschule in der belgischen Verbrüderungsstadt, absolvieren im Rahmen eines Erasmus-Programms ihr Berufspraktikum.

Dies ist bereits der zweite Praktikumsaustausch mit Zelzate. Im vergangenen Jahr kamen sechs Schüler nach Schwarzenbek, um hier in Familien zu wohnen und in Unternehmen zu arbeiten. Für die aktuellen 17 bis 18 Jahre alten Austauschschüler hieß es gleich nach der Anreise: Koffer im Rathausfoyer abstellen und sich im Saal für den Empfang der Stadt zu versammeln. Dort lernten die Jugendlichen ihre Gasteltern und ihre künftigen Kollegen kennen, mit denen sie während des Berufspraktikums zusammenarbeiten.

Bürgermeister Norbert Lütjens zitiert Popmusiker Prince

Bürgermeister Norbert Lütjens begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten, die auch nachdenklich stimmten. Er erinnerte an einen Song aus seiner Jugend: „Sign o‘ the times“ (Die Zeichen der Zeit) des 2016 verstorbenen Musikers Prince. Von sozialen Missständen und Krisen ist darin die Rede. „Wenn uns jemand vor drei oder vier Jahren gesagt hätte, was wir jetzt erleben, hätten wir das nicht für möglich gehalten“, sagte Lütjens. „In der Nachbarschaft, in Europa, gibt es einen furchtbaren Krieg. Wir erleben Corona, Energiekrise, Inflation, und es kommen Hunderttausende Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen.“ Es sei wichtig, dass wir trotz dieser schlimmen Zeit in die Zukunft schauen und miteinander reden – nicht übereinander.

„Redet miteinander – wie ihr Euch die Zukunft vorstellt“, ermunterte er die Schüler. Sich auszutauschen trage auch dazu bei, die Demokratie und Europa zu stärken. „In zwei Wochen werden wir uns hier im Rathaus wiedersehen, und ich bin gespannt, was ihr alles erlebt habt. Seid nicht ängstlich, wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit ihr bei uns eine gute Zeit habt. Ihr werdet viel Schönes erleben“, gab Lütjens den Gästen mit auf den Weg.

„Wir möchten Ihnen auch gern unsere Art zu leben und zu arbeiten zeigen“

Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik bekräftigte das Anliegen der Städtepartnerschaften in seiner Ansprache. „Wir haben einen Krieg direkt vor der Haustür, und wir sind alle indirekt betroffen“, sagte er. Städtepartnerschaften seien in dieser Zeit besonders wichtig, die Begegnungen durch nichts zu ersetzen. Jan Gillis, Lehrer an der Zelzater Schule, bedankte sich bei der Stadt, den Unternehmen und den Gastfamilien.

„Die Familien haben sich geöffnet, sie zeigen Gastfreundschaft und Großzügigkeit“, sagte er. „Natürlich gibt es auch eine herzliche Einladung zurück. Wir möchten Ihnen auch gern unsere Art zu leben und zu arbeiten zeigen.“

Schüler aus dem belgischen Zelzate wohnen bei Gastfamilien

Hannah Kloosterman, die in der Stadtverwaltung für die Verbrüderungsarbeit zuständig ist, bat dann jeden einzelnen Schüler aus Zelzate nach vorn, übergab kleine Geschenke und stellte jedem die Gasteltern und die künftigen Kollegen, die alle anwesend waren, vor. Die Jugendlichen werden im Schwarzenbeker Jugendzentrum Youz, in der Bücher Tanzschule Steps, im Sportsclub, in der Stadtbücherei, in der Grund- und Gemeinschaftsschule an der Berliner Straße und beim TSV arbeiten.

„Ich werde von 8 bis 14 Uhr in der Schule arbeiten. Meine genauen Aufgaben erfahre ich am ersten Arbeitstag“, sagte Yael Thuys. Die 18-Jährige wohnt in den nächsten zwei Wochen bei Familie Schilasky. Auch Emiel de Wale lebt dann in dieser Gastfamilie. Er wird in der Schwarzenbeker Firma Suatec GmbH am Hans-Koch-Ring arbeiten.

Praktikanten müssen am Ende des Tages berichten, was sie getan haben

Zuvor hat er sich über das Unternehmen informiert. „Das ist sehr interessant. Sie beschäftigen sich mit Automatisierungstechnik, Verfahrenstechnik, Elektrokonstruktion und Schaltanlagenbau“, sagt der 17-Jährige, der beruflich später im IT-Bereich arbeiten möchte.

Emiel de Wale und Yael Thuys (vorn, von links) aus Zelzate absolvieren ein Berufspraktikum in Schwarzenbek und wohnen zwei Wochen lang bei Björn, Bernd und Silke Schilasky.  
Emiel de Wale und Yael Thuys (vorn, von links) aus Zelzate absolvieren ein Berufspraktikum in Schwarzenbek und wohnen zwei Wochen lang bei Björn, Bernd und Silke Schilasky.   © Monika Retzlaff

Während ihres Praktikums werden die Schüler von ihrem Lehrer Jan Gillis und der Lehrerin Tine De Wyngaert begleitet. Täglich gibt es zudem per Internet Kontakt zur Schule. Die Praktikanten müssen am Ende des Tages berichten, was sie in jeder Stunde getan haben und einen Abschlussbericht verfassen. Ziel ist, dass die Schüler eigenständig in neuer Umgebung lernen, Selbstbewusstsein entwickeln und Orientierung für ihre Berufswahl gewinnen. Zudem sollen sie ihr Deutsch verbessern und das Leben in einem anderen europäischen Land kennenlernen.

Enge Zusammenarbeit zwischen der belgischen Schule und der Stadt Schwarzenbek

Auf der Webseite ihrer Schule heißt es auch, sie sollen ihre „Kirchturm-Mentalität“ loswerden, also über den Tellerrand hinausschauen und erleben, was europäische Gemeinschaft bedeutet. „Seit einigen Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der belgischen Schule „Go! Atheneum van Zelzate“ und der Stadt Schwarzenbek.

„Sie soll den Fokus der Verständigung auf die jüngere Generation in Form eines kulturellen und bildenden Austauschs und des Praktikums legen“, sagt Hannah Kloosterman. Die Verbrüderung mit Zelzate, Aubenas (Frankreich) und Sierre (Schweiz) besteht seit 1955. Die holländische Stadt Cesenatico kam später hinzu, löste sich allerdings 2011 aus dem Städtebund.