Schwarzenbek. Es fehlt an Lebensmitteln. Aber auch die steigenden Kosten sind eine Belastung. Spendenaktionen sollen helfen.

Seit 39 Jahren gibt es die „Läden ohne Kasse“ in Deutschland. In Schwarzenbek ist die Tafel 18 Jahre alt. Sie wurde 2004 gegründet, steht aber mit der „Volljährigkeit“ vor großen Herausforderungen. Die Kosten für Heizung, Strom und Treibstoff für die Fahrzeuge sind enorm gestiegen. Die Zahl der Bedürftigen wächst durch Altersarmut, Inflation und den Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine sowie Syrien, Nordafrika und Syrien. Hinzu kommt, dass die Lebensmittelhändler deutlich wenigen spenden.

Mit mehreren Spendenaktionen versuchen die Tafelhelfer und der DRK-Ortsverein gegenzusteuern. Die jüngste Aktion war der Glühweinausschank und Grünkohlverkauf am Nikolaustag auf dem alten Markt in Schwarzenbek. Mit im Boot waren neben dem DRK-Vorsitzenden Mark Lehmann die Wirtschaftliche Vereinigung, Bürgermeister Norbert Lütjens und der Verein Biker fahren für Kinder. Die Freiwillige Feuerwehr half während der Aktion mit der Drehleiter beim Schmücken des Weihnachtsbaums, den zahlreiche Kinder aus der Stadt mit selbst gebastelten Sternen schmückten.

Raiffeisenbank spendiert den Helfern eine Reinigungsanlage für die Transportboxen

Wir kommen ohne Spenden nicht aus. Das Warenangebot wird knapper, die Kosten steigen. Deshalb haben wir auch bis Ende Januar einen Ausgabestopp verfügt und die Ausgabetage reduziert. Aber letztendlich ist der Staat gefragt, den Menschen in Not zu helfen. Wir können nicht alle Probleme mit unseren ehrenamtlichen Helfern lösen, sondern nur die Not etwas lindern“, betonte der DRK-Vorsitzende Mark Lehmann. Die Unterstützung für die Tafel ist groß. Die Raiffeisenbank Lauenburg hat den Helfern eine Reinigungsanlage für die Transportboxen spendiert. In vielen Supermärkten kann Pfandgeld für die Tafel gespendet werden.

Mitglieder des Vereins Biker fahren für Kinder übergeben Kisten mit Spielzeug an Tafelhelfer Christian Stahmer (l.).
Mitglieder des Vereins Biker fahren für Kinder übergeben Kisten mit Spielzeug an Tafelhelfer Christian Stahmer (l.). © Stefan Huhndorf

Auch Calvin Streich vom neu eröffneten Spielwarengeschäft „Spielerei“ bittet seine Kunden um Spenden zugunsten der Tafel. Auch die Wirtschaftliche Vereinigung sammelt Spenden und hat die Aktion am Nikolaustag während ihrer eigenen Veranstaltung „Licht im Dunkel“ unterstützt. „Die Not ist groß. Deshalb haben wir in diesem Jahr mehrere Hilfsaktionen gestartet. Das ist keine Neuausrichtung der WVS, aber wir sehen uns in der Verantwortung, Menschen in Not zu helfen“, betonte die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann, die mit dem DRK-Vorsitzenden verheiratet ist.

Bürgermeister Lütjens: „Die Tafel greift dort ein, wo wir als Stadt nicht helfen können“

„Unsere Helfer brauchen vieles. Wir wollen neue Kühlgeräte anschaffen, es fehlt auch an Sicherheitsschuhen. Aber auch die laufenden Kosten müssen gedeckt werden“, betont Mark Lehmann. Ein grundsätzliches Problem sind aber auch die Statuten, die sich die Tafeln selbst auferlegt haben: Geldspenden dürfen nicht zum Kauf von Lebensmitteln verwendet werden. Deshalb bittet das DRK Spender mitunter, von dem Geld Lebensmittel zu kaufen und diese der Tafel zur Verfügung zu stellen.

Ein engagierter Unterstützer der Tafel ist Bürgermeister Norbert Lütjens. „Die Tafel greift dort ein, wo wir als Stadt nicht helfen können. Das ist ein wertvoller Beitrag. Deshalb stehe ich auch hier bei der Spendenaktion und schenke Glühwein aus“, so der Verwaltungschef. „Ich werde Kontakt mit dem DRK-Kreisverband aufnehmen und ausloten, welche Möglichkeiten es gibt, Geldspenden für den Kauf von Lebensmitteln zu verwenden. Inwieweit wir als Stadt die Tafel unterstützen können, ist bislang in den politischen Gremien noch nicht thematisiert worden. Das ist letztlich eine politische Entscheidung und wäre möglicherweise über freiwillige Leistungen denkbar“, so Lütjens weiter.

Aktuell werden 400 Personen von der Tafel unterstützt

Ein Klassiker, der jetzt gerade eine Neuauflage erlebt, ist die Aktion „Eins mehr für die Tafel“ im Lupuspark. Dabei stehen ehrenamtliche Helfer vor den Supermärkten und nehmen Lebensmittelspenden der Kunden entgegen.

„Gerade jetzt brauchen wir Spenden, wegen der steigenden Not, aber auch wegen der Weihnachtszeit. Wir wollen den Bedürftigen zum Fest eine Freude bereiten“, sagt Christian Stahmer, einer der 28 Tafelhelfer und selbst Kunde in der Ausgabestelle im ehemaligen Güterbahnhof. Aktuell werden 400 Personen von der Tafel unterstützt. Damit sie ein schönes Weihnachtsfest haben, wird es in der letzten Ausgabe vor Heiligabend auch Spielzeug geben. Der Verein Biker fahren für Kinder um den Vorsitzenden Hartwig Holst hat den Helfern bei der Aktion „Licht im Dunkel“ mehrere Kisten mit hochwertigem Holzspielzeug übergeben.

Hilfsaktion „Ein Lächeln zu Weihnachten“ für einsame und bedürftige Menschen

Parallel dazu sammelt auch Imbissbetreiberin Doris Schmied mit ihrem Ehemann Michael vom Schwarzenbeker Wochenmarkt Spenden für einsame und bedürftige Menschen, die Heiligabend im Zuge ihrer Hilfsaktion „Ein Lächeln zu Weihnachten“ mit Geschenkpaketen bedacht werden. Am Imbiss nimmt sie mittwochs und sonnabends Adressen von einsamen und armen Menschen und auch verpackte Geschenke entgegen. Einzige Bedingung: Die Pakete dürfen weder Alkohol noch Tabakwaren enthalten.

Auch die Stadt will Bedürftigen zu Weihnachten helfen. „Wir bitten um Geldspenden für das Weihnachtshilfswerk 2022“, sagt Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik. Spenden für notleidende Menschen in Schwarzenbek können auf folgendes Konto eingezahlt werden: Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, BIC: NOLADE21RZB. IBAN: DE80 2305 2750 0000 0007 01. Als Verwendungszweck 01-00201449 angeben.