Schwarzenbek. Kooperation zwischen Unicef und dem Land Schleswig-Holstein in Schwarzenbek unterzeichnet. Jetzt geht es an die Umsetzung.

„Ich habe einen Schmetterling gemalt, weil er so schön bunt ist. So wie die Welt sein sollte ohne Krieg“, erklärt der zehnjährige Jan Bildungsministerin Karin Prien, was er und seine Mitschüler aus der Klasse 4 b der Grundschule Nordost in Schwarzenbek gerade mit Kreide auf den Schulhof gemalt haben. Nebenan schreibt Nele mit einer Pappschablone das Wort „Peace“ auf das Pflaster: „Wir alle möchten Frieden und keinen Krieg“, sagt die Neunjährige.

Vertragsunterzeichnung in Schwarzenbek

Die Zeichnungen der Grundschüler sind Teil einer bundesweiten Aktion von Unicef Deutschland zum Weltkindertag am 20. September. Unter dem Hashtag #WieStarkWäreDasDenn will das Kinderhilfswerk die Bilder, die Wünsche, Ideen und Vorstellungen der Kinder für eine bessere Welt zeigen, auf Instagram veröffentlichen. Doch nicht nur wegen der Malaktion waren Prien und Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland, nach Schwarzenbek gekommen. In der Grundschule unterzeichneten beide einen Kooperationsvertrag: Nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ist Schleswig-Holstein das dritte Bundesland, in dem es Kinderrechteschulen geben wird.

25 Schulen im Land können Kinderrechteschule werden

„Wir kooperieren schon im Programm der Offenen Ganztagsschule mit Unicef, sind zudem Referenzschule im Land. Da hat es sich ergeben, dass wir für diesen Tag ausgewählt wurden“, sagt Schulleiterin Liane Maier. Die Zustimmung der Schulgremien muss noch eingeholt werden, aber dann will auch die Grundschule Nordost eine Kinderrechteschule werden.

Über drei Jahre wird Unicef maximal 25 Schulen mit Material und Dozenten auf ihrem Weg zur Zertifizierung begleiten. Dafür hat das Kinderhilfswerk sieben Stufen mit theoretischen und praktischen Lerninhalten entwickelt, an dessen Ende das Siegel „Kinderrechteschule – Wir leben Kinderrechte“ steht.

„Das Schwarzenbeker Beispiel wird Schule machen“

Das Training wird von Unicef finanziert, das Land überweist allerdings pro Schule 400 Euro an das Kinderhilfswerk. Sollte das Projekt bei den schleswig-holsteinischen Schulen auf Desinteresse stoßen, behält sich das Land auch vor, das Projekt frühzeitig zu beenden. Davon gehen aber weder Prien noch Maier aus.

„Wir machen schon jetzt sehr viel, brauchen aber Hilfe, um eine Struktur auszubilden und es zu institutionalisieren. Außerdem wollen wir Kinderrechte sichtbarer machen“, sagt die Schulleiterin. Sie geht davon aus, dass das Schwarzenbeker Beispiel Schule machen wird: „Als Referenzschule sind wir gut vernetzt, haben sehr viele Besucher.“ Auch Prien geht davon aus, dass sich das Konzept der Kinderrechteschulen durchsetzen wird. Nach dem dreijährigen Pilotprojekt will dann das Land die Qualifizierung übernehmen.

Werden Kinder beteiligt, macht es das Miteinander einfacher

Wie aber sieht es praktisch aus? „Wir machen an der Schule bereits Kinderkonferenzen“, sagt Nicole Zettl, Koordinatorin der Offenen Ganztagsschule in Nordost: „Wir wollen es nun aber größer anlegen in Form eines Kinderparlaments. Dafür brauchen wir Unterstützung und Anleitung.“ Die wird Franziska Just leisten, die als Teamerin für das Unicef-Projekt tätig ist. „Meine Aufgabe ist es, die Lehrer fortzubilden. Dabei geht es ganz viel um die eigene pädagogische Haltung“, sagt Just.

Kinderrechte ernst zu nehmen, so die Pädagogin, sei auf jeden Fall für beide Seiten ein Gewinn: „Wenn man Kinder mehr beteiligt, ist das Miteinander einfacher.“ Für Tanja Baars, Klassenlehrerin der 4 b, gehört dies bereits zum Alltag: „Ich liebe es, mit meinen Schüler zu diskutieren. Sie können mir jederzeit sagen, wenn sie etwas doof finden. Damit das aber im gegenseitigen Respekt auch klappt, muss man es bereits ab der ersten Klasse üben.“ Wie lange dauert es, bis eine Schule das Siegel erhält? „Das ist von Schule zu Schule unterschiedlich, kann bis zu 1,5 Jahre dauern“, sagt Just.

Schulfeedback: Künftig können Schüler Unterricht bewerten

Prien hatte ihre vorbereitete Rede beiseite gelegt und stattdessen das Gespräch mit Schülern und Lehrern gesucht. Dabei wies sie auf das Schulfeedback hin, bisher eine freiwillige externe Bewertung. „Wir werden Ende September einen neuen Leitfaden bereitstellen. Dann habt ihr die Möglichkeit euren Lehrern zu sagen, wie ihr den Unterricht findet“, wandte sich die Ministerin direkt an die Grundschüler. Und dann nahm Prien doch noch einmal das Redemanuskript zur Hand, um ein Zitat von Janusz Korczak (1879–1942) vorzulesen: „Kinder haben ein Recht auf den heutigen Tag. Er soll heiter sein, kindlich, sorglos.“