Landwirtschaft: Mit 1275 Pferdestärken bearbeitet Gutsverwalter Jan Lübker die Äcker rund um Gülzow

Pferde gibt es auf Gut Gülzow keine mehr, stattdessen setzt Gutsverwalter Jan Lübker auf Pferdestärken: 335 PS hat sein stärkster Traktor, zwei weitere Schlepper haben immerhin 230 PS. In der Maschinenhalle steht außerdem noch ein Mähdrescher, der mit 480 PS im Herbst über die Felder fährt.

Doch sonst, so der studierte Landwirt, trifft der Text des alten Volksliedes noch weitgehend zu: "Wir sind ein reiner Ackerbaubetrieb. Während die Viehbetriebe durchgängig arbeiten, haben wir von Ende November bis Mitte Februar eine Ruhephase." Im vergangenen Monat wurden die Felder das erste Mal gedüngt: Harnstoff kam auf den Raps, demnächst folgt schwefelsaurer Ammoniak und Kali. Auf 700 Hektar rund um Gülzow werden Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben im jährlichen Wechsel ("Fruchtfolge") angebaut.

Während Raps und Getreide bereits im vergangenen Herbst ausgesät wurden und grün auf den Flächen stehen, werden die Zuckerrüben erst im März gesät. Bleibt es bei den zahlreichen Niederschlägen, wird die Zeit knapp: Aktuell sind die Äcker trotz Dränage nicht befahrbar, die Rüben müssen aber bis spätestens Ende April in den Boden. Das pillierte Saatgut wird per Maschine exakt im Abstand von 19 Zentimetern gelegt.

Gesät, geeggt, gepflügt und geerntet wird heute mit Hilfe von Satellitennavigation (GPS). "Früher war es ein Qualitätsmerkmal, wenn jemand eine gerade Furche ziehen konnte. Heute müssen sich Mitarbeiter mit Elektronik auskennen", so Lübker. Das Navi an Bord des Traktors bietet aber auch Kostenvorteile: Während früher überlappend gesät und gedüngt wurde, können Saatgut und Dünger heute zentimetergenau auf dem Feld verteilt werden.

Während der Gutsverwalter mit seinen zwei Mitarbeitern, darunter ein Azubi (1970 arbeiteten noch 23 Menschen auf dem Gut), die Aussaat vorbereitet, werden die Reste der letzten Ernte aus den hofeigenen Silos ausgelagert. "Es gibt auch die Möglichkeit, die Ernte bereits vorab zu vermarkten. Das geschieht aber nie zu 100 Prozent", so Lübker. Dies sei auch seine Aufgabe: Die Preisentwicklung zu analysieren und Verkaufszeitpunkte möglichst geschickt zu verteilen. Dabei muss der 33-Jährige neben dem Weltmarkt auch Währungsschwankungen im Blick haben: "Letztes Jahr hatten wir eine sehr gute Ernte. Das hätte eigentlich für fallende Preise gesorgt. Der vergleichsweise schwache Euro sorgte jedoch dafür, dass wir doch noch gute Preise erzielen konnten", so Lübker.

Landwirtschaft im Kreis

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es rund 800 landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Größe von 90 Hektar. Angebaut wurden im vergangenen Jahr 18 000 Hektar Weizen, 14 000 Hektar Raps, 7000 Hektar Gerste und 8500 Hektar Mais. Kleinere Flächen werden unter anderem für Zuckerrüben genutzt. Insgesamt gibt es 73 000 Hektar landwirtschaftliche Fläche im Herzogtum.